Die FAZ ist nicht gerade als Hausblatt der Atomkraftgegner bekannt und auch sonst nicht unbedingt meine Lieblingszeitung. Nichtsdestotrotz finden sich immer wieder lesenswerte Artikel darin. So hat Frank Schirrmacher neun Gemeinplätze des Atomfreunds zusammengestellt, an denen er zeigt, dass gerade die Lieblingsargumente der Atomkraftbefürworter gar keine sind. Sondern lediglich pseudorationales Gelaber, das die Dummheit derer entlarvt, die es absondern.
Ob das nun die tiefschürfende Erkenntis ist, dass es ein Leben ohne Risiko nicht gibt (mit dem Argument könnte man auch die Anschnallpflicht beim Autofahren oder Lebensmittelkontrollen sein lassen) oder der Umstand, dass der Strom nicht aus der Steckdose kommt – der Atomfreund ist sich nicht zu schade, sich an den Kinderglauben zu klammern, dass nichts passieren kann, wenn man immer schön brav ist. Gleichzeitig fordert er aber eine gewisse Risikofreude, ohne die die Menschheit sonst nie aus der Steinzeithöhle herausgekrochen wäre.
Die Halbwertzeit von Plutonium beträgt 24.000 Jahre – also mehr als doppelt so lange wie es nach derzeitigen Erkenntnissen den „modernen Menschen“ gibt. Das heißt einmal Steinzeit und zurück, bis die Hälfte von dem hochgiftigen Zeugs zerfallen ist. Es ist schlicht unmöglich, Atommüllendlager für eine dermaßen lange Zeit zu sichern. Der Atomfreund kann schon deshalb kein Menschenfreund sein. Denn ein Menschenfreund denkt über seine Generation hinaus.
Ja, manch einer kommt dann drauf, dass das massenhafte Verbrennen von Öl, Kohle und Gas auch nicht umwelt- und letztlich menschenfreundlich ist. Das stimmt. Aber die Alternative ist doch nicht, etwas Schädliches mit noch Schädlicherem zu bekämpfen. Sondern das Schädliche sein zu lassen. Mit der unerträglichen Energieverschwendung aufzuhören. Der Mensch könnte sich damit bescheiden, allen Exemplaren seiner Art ein schönes Leben zu ermöglichen. Das wäre mit sehr viel weniger Aufwand möglich, als derzeit getrieben wird, um der Mehrzahl der Menschen auf dieser Welt das Leben zur Hölle zu machen.