Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:
Die Mausefalle
Höchst besorgt sah die Maus, dass der Bauer eine Mausefalle aufgestellt hatte:
Er wollte sie also töten! Sie begann alle anderen Tiere zu warnen:
"Vorsicht, eine Mausefalle! Vorsicht, eine Mausefalle!"
Das Huhn, das ihre Schreie hörte, wies sie zurecht:
"Meine liebe Maus, ich weiß, für Dich ist das ein Problem,
aber mich betrifft es nun einmal gar nicht - also mach nicht so ein Geschrei!"
Die Maus wollte mit dem Schwein reden,
das aber unwirsch war, weil sie es aufgeweckt hatte:
"Da ist eine Mausefalle im Haus!"
"Ich verstehe ja Deine Sorgen, bin auch ganz solidarisch", antwortet das Schwein.
"Ich werde heute Abend für Dich beten, mehr kann ich nicht für Dich tun."
Die Maus fühlte sich mutterseelenallein und bat darauf die Kuh um Hilfe.
"Meine beste Maus, was habe ich damit zu tun?
Hast Du schon einmal eine Kuh gesehen, die von einer Mausefalle getötet wurde?"
Als sie sah, dass sie keine Hilfe erhalten würde,
ging die Maus ins Haus und versteckte sich in ihrem Loch.
Sie blieb die ganze Nacht lang wach,
weil sie fürchtete, ein Unglück könne geschehen.
In den frühen Morgenstunden war ein Lärmen zu hören;
die Mausefalle hatte etwas gefangen.
Die Bäuerin kam herunter, um zu sehen,
ob die Maus getötet worden war.
Da es dunkel war, konnte sie nicht sehen,
dass die Falle nur den Schwanz einer giftigen Schlange zu fassen bekommen hatte:
als sie herantrat, wurde sie gebissen.
Der Bauer, der die Schreie seiner Frau hörte,
wachte auf und brachte sie sofort ins Krankenhaus.
Sie wurde behandelt und kam dann nach Hause zurück.
Sie hatte aber weiterhin Fieber.
Da er wusste, dass es keine bessere Medizin gab als eine heiße Hühnerbrühe,
tötete der Bauer das Huhn.
Die Frau wurde wieder gesund,
und da beide in der Gegend sehr beliebt waren,
kamen die Nachbarn zu Besuch.
Dankbar für den Freundschaftsbeweis tötete der Bauer das Schwein,
um die Nachbarn zu bewirten.
Seine Frau war wieder gesund geworden,
aber ihre Behandlung sehr teuer gewesen.
So schickte der Bauer die Kuh zum Schlachthof und
beglich mit dem daraus erzielten Gewinn die Arztrechnung.
Die Maus dacht sich dabei: "Ich hatte sie doch gewarnt.
Wäre es nicht besser gewesen, das Huhn, das Schwein und die Kuh hätten begriffen,
dass ein Problem, das einer von uns hat, alle in Gefahr bringen kann?"
Ihr Lieben,
dies ist eine Geschichte, die uns sehr nachdenklich machen kann und die wir auch unseren Kindern und Enkelkindern erzählen können.
Wenn wir in diesen Tagen von den Hungersnöten in Afrika hören, dem Bürgerkrieg in Libyen, den afrikanischen Flüchtlingen, die nach Italien flüchten, und von den Unruhen unter den jungen Menschen in England, dann denken sicher viele:
Das ist ganz weit weg, was geht uns das an?
Es könnte sein, dass, ähnlich wie in der kleinen Geschichte, wir eines Tages merken, dass ein ruhiges, friedliches und glückliches Leben auf dieser Erde nur dann möglich ist, wenn wir begreifen, dass die Probleme der Anderen auch unsere Probleme sind und dass wir mithelfen sollten, sie im Rahmen unserer Möglichkeiten (!) zu lösen, damit es uns eines Tages nicht ergeht wie den größeren Tieren in unserer Geschichte!
Ich wünsche Euch einen großen roten Luftballon der Freude und grüße Euch herzlich mit einem strahlenden Lächeln
Euer fröhlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt