Sie ist wunderschön, moralisch, macht alles richtig und ist dabei auch noch absolut bescheiden. Jeder liebt sie und der Begriff "Everybody's Darling" ist wie auf sie zugeschrieben. Dabei findet sie sich selbst immer nur mittelmäßig, will nicht im Mittelpunkt stehen oder ihre Perfektion in irgendeiner Weise ausnutzen. Noch dazu ist der schönste, stärkste und intelligenteste Mann in sie verliebt und sie versteht nicht, weswegen das der Fall ist. Ecken und Kanten kennt sie aber trotzdem nicht und wenn wirken diese aufgesetzt und unwirklich.
Liest man sich den oberen Abschnitt durch, stellt man sich den absoluten Unmenschen vor. So gut manche Eigenschaften auch klingen mögen, ebenso nervig sind sie. Ich denke, das vielen beim Lesen dieses Textes auf Anhieb einige Figuren aus Film und Literatur einfallen werden, die all diese Werte vertreten. Mir ist in letzter Zeit verstärkt aufgefallen, dass Romanfiguren - vorzugsweise weibliche Protagonistinnen - das Bild der Mary Sue vertreten und nach einer Zeit derart nervig auf den Leser wirken, dass man beinahe schon selbst Komplexe bekommt. Manchmal möchte man die Figur schütteln und ihr sagen, sie solle endlich mal etwas realistischer werden und dann kommt natürlich auch noch die Frage auf, warum viele Autoren ihre weiblichen Hauptfiguren zu perfekten Barbiepuppen ohne Ecken und Kanten machen, ob sie ein falsches Bild von der Realität haben oder denken, dass diese Figuren dann womöglich greifbarer für den Leser sind?
Wie seht ihr das? Bin ich da zu kritisch oder gehen euch die kleinen Mary Sues der Literaturwelt auch manchmal auf den Senkel? Ist euch so etwas auch schon einmal aufgefallen und wenn ja, in welchem Buch oder Film gibt es eurer Meinung nach so eine Person?