“Die Märkte funktionieren derzeit nicht korrekt!”

Von Uhupardo

Über den Titel des Artikels herrschte heute in der Redaktion ganz breites Schmunzeln.  Gesagt haben diesen Satz Mario Monti und sein finnischer Kollege Jyrki Katainen in Helsinki, als sie über Krisen-Lösungen sprachen: “Die Märkte funktionieren derzeit nicht korrekt!” -  Je nachdem:  Es kommt wahrscheinlich darauf an, was andere von “den Märkten” erwarten, und wie “die Märkte” sich selbst definieren.  Nach dem Selbstverständnis “der Märkte” funktionieren sie derzeit besser als jemals vorher.  Wer ihnen also Schuld zuweist, hat schlicht das (be)herrschende System noch nicht einmal im Ansatz verstanden.

Mario Monti und Jyrki Katainen gehören ganz offensichtlich dazu. Sie beklagen gemeinsam, “wenn die Mitgliedsstaaten ihre Hausaufgaben machen, müsste die Risikoprämie sinken”, mit besonderem Hinweis auf Italien und Spanien.  Als gebe es da irgendeine Automatik!  “Die Märkte” bestehen aus Menschen. Diesen Menschen ist es allein wichtig, in der kürzest möglichen Zeit mit dem geringst möglichen Einsatz den höchst möglichen Gewinn zu erzielen. Das ist ihre Aufgabe im System des Kapitalismus, das ist die Rolle, die sie erfüllen – es gibt keine andere.  Wer also glaubt, “die Märkte” sollten insofern logisch agieren, als dass sie auch nur irgendeinen anderen Faktor berücksichten, hat das System nicht begriffen.


Der Markt ist kaputt! Was ein Desaster.

Finanz-Jongleure oder Unternehmer, alle haben nur die Aufgabe, in der kürzesten Zeit bei geringstem Einsatz den grösst möglichen Gewinn zu erzielen. Ende der Ansage! Alles, was darüber hinaus von ihnen verlangt werden soll, muss per Regulierung eingefordert werden.  Deswegen ist es völlig sinnlos, auf Konzerne oder Unternehmer einzudreschen, wie es in unzähligen Blogs passiert, weil es erstens nichts nützen wird und zweitens die Rollenverteilung innerhalb eines kapitalistischen Systems komplett negiert.

Monti und Katainen hätten sich heute die überaus naive Ansage, die Märkte seien wohl irgendwie kaputt, besser sparen sollen. Statt dessen sollten sie sich (rein rhetorische Forderung gegenüber einem Banker Monti, schon klar) besser Gedanken darüber machen, wie ein System auszusehen hätte, in dem allen Akteuren gesellschaftliches Sozialverhalten abgefordert wird. Dann könnten sie nämlich getrost aufhören, von einem Elefanten zu erwarten, den Wiener Walzer zu erlernen.  Angefügt sei noch, dass sich Mario Monti auf seiner “Europa-Tournee” nun so schnell wie möglich mit Mariano Rajoy unterhalten will. Er sucht auch da – wie vorher bei Hollande und jetzt in Finnland – Unterstützung für die Hilfe durch das finanzielle Maschinengewehr der Europäischen Zentralbank und gegen die Ressentiments der Merkel-Regierung.