Die Mär vom Arbeitgeber und den Mamis

Von Klaudia @klaudiaseiter
Heute möchte ich euch eine kleine Geschichte erzählen. Eine Geschichte die mir sehr am Herzen liegt. Eine Geschichte, die sich so oder ähnlich in meiner Umgebung abgespielt hat. Um die Frauen und den Arbeitgeber zu schützen, habe ich mir für die Erzählung eine besondere Form überlegt. Wenn man so will eine Art Märchen.

Es waren einmal zwei Frauen. Beide trugen das Herz eines heranwachsenden Menschen im Bauch und waren sehr überrascht von der jeweils anderen zu erfahren, dass diese auch schwanger war und machten sich große Sorgen, denn beide Frauen arbeiteten im selben Betrieb. Es war Zeit in die obere Chefetage zu treten und die Botschaft zu verkünden. Keine leichte Aufgabe. Mit einem Mal waren beide Frauen froh sich zu haben und beschlossen zusammen in die Höhle des Löwen zu gehen. Auf dem Weg klopften ihre Herzen und die Formulierungen ihrer Botschaft wollten auch nicht so recht. Da sagten sie es einfach geradeheraus. Der Chef lächelte sie mit einem Mal an und aus der Angst vor diesem Moment wurde Freude. Umarmungen folgten, der Chef wirkte nicht mehr wie das unüberwindliche Monster, sondern wie ein freundlicher Kollege. Er erzählte selber von seinen drei Kindern und versprach den Frauen, dass sie das Schiff schon schaukeln würden. Erleichtert verließen beide Frauen die Chefetage und konnte voller Vorfreude und Mamigefühle die nächsten besonderen Monate ihres Lebens genießen.

Als nun der Moment gekommen war und beide Frauen ihre Wunder in den Armen hielten, entschieden sie sich für jeweils ein Jahr Elternzeit. Mehr nicht. Nur ein Jahr. Sie bemühten sich die Zeit mit ihrem Kind zu genießen. Klapperten mit Kind und Kegel die umliegenden und auch weiter entfernten Kindertagesstätten ab. Wollten alles richtig machen. Kurz vor dem ersten Weihnachtsfest beider Kinder rief dann die eine Frau bei der anderen an. Ihr wurde gekündigt. Keine Angabe von Gründen. Unpersönlich. Sie brauche nach der Elternzeit nicht wieder zukommen. Verzweifelt wusste die erste Frau nicht was sie tun sollte und wollte zumindest die zweite Frau warnen. Die zweite Frau war geschockt und wusste nicht wie sie darauf reagieren sollte. Hatte nicht der Chef versprochen, dass die drei das Schiff schaukeln würden? Sie riet der ersten Frau alle rechtlichen Mittel zu nutzen. Und hoffte insgeheim bei sich, dass ihr dieses Schicksal erspart bleiben würde.

Drei weitere Monate später. Der Arbeitstag der zweiten Frau näherte sich. Bisher hatte sie keine Kündigung auf dem Tisch liegen. Sie war voller Vorfreude, wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können. Ihr Kind war in einer guten Kita untergebracht, es konnte los gehen. Der Papa, Lehrer, konnte den kleinen an einem Tag sogar früher von der Kita abholen und selber ein wenig „Quality-Time" mit dem Kind verbringen. Die Mama konnte also in aller Ruhe durchstarten. An einem kalten Februartag fuhr sie daher zu ihrem Chef um ihre Arbeitsaufgaben zu besprechen. War sie vorher mit Verantwortungen überschüttet worden, stellte sich heraus, dass er ihr nun alle wieder entzogen hatte. Anstatt ihre alten oder eine gleichwertigen Position im Betrieb zu erhalten, wurde sie degradiert und sollte sich nunmehr mit Dingen beschäftigen, die sie zuletzt in diesem Ausmaß in ihrer Zeit als Werkstudentin in dem Betrieb geleistet hatte - nicht mehr und nicht weniger. Da ihr Arbeitsplatz dazu noch verantwortlich war für die Freizeitgestaltung vieler Einwohner ihrer Stadt und der Umgebung, machte ihr Chef ihr klar, dass sie nicht mehr so wie all die Jahre früher jeden Sonntag ihren festen freien Tag haben könne - vielmehr müsse sie sich nun darauf einstellen, jeden Sonntag bei der Arbeit zu verbringen.

Die zweite Frau war enttäuscht. Hatte sie sich zunächst auf ihre Arbeit gefreut, zwar gewusst, dass sie ihre Aufgaben sicherlich nicht in vollem Ausmaß zurück erhalten wird, jedoch gehofft, dass sie das Schiff, wie ihr Chef versprochen hatte schon schaukeln würden. Jetzt hatte sie allerdings das Gefühl, ihr Chef wolle ihr den früher so geliebten Arbeitsplatz madig machen. Als würde er ihren Arbeitsplatz so unattraktiv machen wollen, dass sie von alleine geht. Als würde er sie loswerden wollen.

Sie will kämpfen. Ein Happy-End ist das nicht.

Schade, dass sie kämpfen muss, denn so bleibt die Moral von der Geschicht: Der Arbeitgeber mag die Mamis nicht.