Die Manns: Dichtung und Drama

Eine neue Biografie der Familie um Thomas Mann besticht durch ihre packende Erzählweise im Stil eines Thrillers

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Sie sind die Dramafamilie der deutschen Literaturgeschichte: Die Manns. Sie haben nicht nur Romane, Erzählungen und Geschichtsbücher von Weltrang geschrieben. Man kann auch ihre eigene Familiengeschichte als Roman erzählen. Genau deshalb ist das in jüngerer Vergangenheit  mehrmals geschehen. Dabei geht es häufig vor allem um den Über-Mann, um Thomas, den Schöpfer der Buddenbrocks und des Zauberbergs. Aber es gibt nicht nur ihn! Da ist noch seine Frau Katja und da sind die gemeinsamen Kinder Erika und Klaus, Golo und Elisabeth, Monika und Michael. Und kein(e) Mann ordnet sich gerne unter. Deshalb schaut das neueste Buch über die Dichter-Dynastie besonders auf die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern - und das überzeugt.

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Zugegeben: Es wird kräftig getrommelt, um noch ein Mann-Buch zu rechtfertigen. Zu oft schon scheinen Thomas und die anderen zwischen Buchdeckeln und auf dem Fernsehschirm zur deutschen Beispielfamilie stilisiert worden zu sein. Der Erfolg (u. a. der Literaturnobelpreis für Thomas Mann), das Exil während der Nazi-Dikatur, die tragischen Schicksale der weniger bedeutenden Familienmitglieder (Drogenmissbrauch und Selbstmorde) haben das Interesse der Biografien und Dramatiker beflügelt. Deshalb wirbt schon der Klappentext damit, dass Autor Tilmann Lahme "hunderte unbekannte Briefe, Tagebücher und Notizen" erstmals gesichtet und verwendet habe. Na und?, fragt sich die Biografie-Leserin, die sich für die Manns interessiert. Denn entweder wird sie von den vermeintlichen Neuigkeiten nicht überrascht, weil sie sich nach der Lektüre eines oder mehrerer Bücher über die Manns vieles schon hat denken können. Oder aber sie liest zum ersten Mal etwas über die berühmte Familie - und dann besticht Tillmann Lahme durch etwas ganz anderes: Seine Sammelbiografie über die Manns ist packend und in zeitgemäßer Sprache geschrieben. Nicht neue Details, die den Bock ohnehin nicht fett machen, sondern die spannende Erzählweise im Stil eines Thrillers machen dieses Buch zum Lesevergnügen. Die künstlich von Thomas weggelenkte Aufmerksamkeit hätte es auch nicht gebraucht. Denn auch Tilmann Lahme kommt nicht darum herum, dass Thomas Mann nun einmal der bedeutendste Vertreter seiner Familie ist. Was seinen Blick auf die Manns so besonders macht ist, dass er ungeschminkt davon berichtet, wie Thomas' Kinder unter dem Übervater leiden. Der ist sich dieses Problems zwar durchaus bewusst, aber er hat nicht wirklich etwas dagegen getan. Daraus ist in der Tat ein schwieriges Beziehungsgeflecht erwachsen. Dieses familiäre Konfliktpotenzial hat Tilmann Lahme zum Stoff seiner Biografie gemacht und das ist ihm bestens gelungen. Unter den Büchern über die Manns rangiert seines weit vorne - aber nicht aus den Gründen, die er selbst anführt. 

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