Die Manga-Verfilmung DEATH NOTE ist ihr eigenes Todesurteil

Eine Frau und ihre Kinder überleben, weil ein Teenager seine Macht nutzt, den potentiellen Mörder schon töten zu können, bevor dieser seine blutige Tat vollführen kann. Selbstjustiz durch Todesstrafe, die Polizei ist am jubeln, nachdem sie immer weniger Kriminelle verfolgen müssen, da diese alle auf irgendeine Art und Weise das Zeitliche segnen. Diese Diskussion um die Todesstrafe als Mittel, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, sollte im Mittelpunkt des Netflix Original Movies Death Note stehen, eine Verfilmung der gleichnamigen Manga-Reihe von Tsugumi Ōba und Takeshi Obata.

Aber soviel Tiefgang beweist Death Note nicht einmal im Ansatz. Die insgesamt 108 Einzelkapitel, die in Japan von 2003 bis 2006 veröffentlicht wurden (und die in zwölf Sammelbänden zusammengefasst erschienen sind) wurden auf 100 Minuten Filmzeit verkürzt, bei denen man sich schon nach fünf Minuten in irgendeiner verwirrend-erzählten Story wiederfindet. Keine Zeit! Weil eben viel zu viel in viel zu wenig verpackt werden muss.

So dauert es in Death Note nicht lange, bis der High Schooler Light Turner (Nat Wolff, Margos Spuren) ein Notizbuch findet, in das er nur einen Namen und eine Todesart schreiben muss, damit das Geschriebene wahr wird. Es gehören noch ein paar mehr Regeln zu diesem Todes-Ablaufplan, die ihm von dem Todesgott Ryuk (Willem Dafoe, John Wick) erklärt werden.

Die Cheerleaderin Mia Sutton (Margaret Qualley, Palo Alto) wird auf Light und sein Death Note aufmerksam und stachelt ihn dazu an, den Fake-Gott Kira zu erschaffen, in dessen Namen sie gemeinsam die Welt von allen Kriminellen befreien möchten – und schon bald haben sie mehr als 400 Tote auf ihrem Konto. Das ruft aber den verschlossen-mysteriösen Ermittler L (Lakeith Stanfield, Get Out) auf den Plan, der Light beschuldigt, hinter Kira zu stecken. Lights Vater, Detective James Turner (Shea Whigham, Silver Linings) kann aber nicht glauben, dass sein Sohn hinter all den Morden stecken soll.

L (Lakeith Stanfield) trifft Light (Nat Wolff).

Der Film kommt von Regisseur Adam Wingard, der sich durch den bedrückenden Psychothriller The Guest behaupten konnte, aber auch full frontal Horrorfilm-Erfahrungen hat, wenn man Titel wie die Blair Witch-Neuauflage oder You’re Next betrachtet. Death Note bekommt durch ihn einen Hauch von The Ring im Mix mit Final Destination verpasst, erreicht aber nicht ansatzweise die Qualitäten dieser Filme.

Das liegt vor allem an dem furchtbaren Drehbuch von Charley und Vlas Parlapanides und Jeremy Slater, die eine Geschichte zusammen geflickt haben, die wirkt, als haben sie die Manga-Vorlage nicht mit Leben gefüllt, nichts zwischen den Comic-Panels eingefügt und stattdessen reichlich gestrichen, so dass es eben wie ein gewaltiger Flickenteppich wirkt, bei dem die interessantesten Passagen in den Löchern zwischen der Handlung zu liegen scheinen.

Der Film beginnt im Schnelldurchlauf und das Death Note findet sich in Lights Händen, bevor wir uns überhaupt auf den Film einlassen können. Wir bekommen kaum Informationen über das Umfeld des Teenagers, über ihn erfahren wir nur ganz kurz am Rande einige Charakteristika, die übrigen Figuren scheinen Wingard noch viel weniger zu interessieren, außer vielleicht L, der sofort an einen Teen Mr. Robot erinnert.

Diese Schnelligkeit und das Desinteresse sorgen auch dafür, dass Light nicht einmal mit der Wimper zuckt, als ein gigantischer Dämon mit Stacheln und äußerst spitzen Zähnen vor ihm steht und in finsterer Willem Dafoe-Stimme mit ihm spricht. Uns fallen sofort Fragen dazu ein: Wer bist du? Was willst du von mir? Wie kannst du überhaupt existieren? Kreisch, Schrei, Hilfe! Aber Light bleibt gefasst, lässt sich sofort auf den Deal ein, zukünftig über den Tod herrschen zu können. No Problem.

Cheerleaderin Mia Sutton (Margaret Qualley) hat Spaß am Tod.

Cheerleaderin Mia sieht derweil das Death Note in Lights Händen und fragt, was er da habe. Er weigert sich mit einem “Das darf ich nicht sagen”. Mia stochert nicht einmal nach, gibt sich mit einem “Na gut” zufrieden, bekommt aber dann doch direkt das Gegenangebot: “Willst du’s wirklich wissen?” Oh Gott, c’mon, Drehbuch, wie furchtbar kann man Dialoge noch verkaufen oder seine Figuren so dümmlich darstellen?

Darüber hinaus handhabt der Film die Macht der Selbstjustiz und Todesstrafe durch einen Jugendlichen viel zu harmlos. So richtig hinterfragt wird das alles nie. Es wird eben so hingenommen, als wäre es nur eine weitere übernatürliche Kraft irgendeines Young Adult-Novel Protagonisten. Aber eigentlich geht es hier um mehr, gerade mit einem Blick auf die USA. Wer kann den Todesgott Kira stoppen und sollte man das überhaupt? Das hier nicht sofort irgendjemand laut “JA, man sollte den unberechenbaren Soforttod stoppen” schreit, ist einfach unverantwortlich.

Hinzu kommt eine furchtbare Auswahl an Musikstücken für den Soundtrack, weitere Dialoge die die Liebesgeschichte zwischen Light und Mia ins Lächerliche ziehen und Figuren, die allesamt total unsympathisch daherkommen. Mit Death Note hat Netflix der Manga-Vorlage sicherlich keinen Gefallen getan.


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