Eines der schlimmsten Feinde der guten Ausstrahlung ist die Bedürftigkeit. Doch wie schwierig ist es, nicht bedürftig zu sein, wenn man doch Bedürfnisse hat… und diese so gerne erfüllt sehen möchte!
Natürlich war ich auch selbst schon mal Single und wünschte mir sehnlichst einen liebevollen Partner – einen Typen, der auf mich steht und keine blöden Spielchen treibt, der sich in mich verliebt und mit mir zusammen sein möchte – und das nicht nach ein paar Wochen zurücknimmt… und egal wie gut und gerne ich geflirtet habe, wenn einer passte war es unfassbar schwer, entspannt zu bleiben. Wie muss es da erst Menschen gehen, die nicht gut im Flirten und Kontakten sind? Wenn jemand vielleicht nur ein- oder zweimal im Monat oder sogar noch seltener jemand nettes kennenlernt!?
Es gibt aber auch ein Mittel gegen Bedürftigkeit – zumindest gegen die übersteigerte Form davon. Sehr wirksam gegen übermäßige Bedürftigkeit ist eine Behandlung mit der anonymen guten Tat zur Steigerung der Abwehrkräfte im Bereich des Selbstwertgefühls. Und das geht so:
Wir alle haben ein – absolut subjektives – Gefühl, für unseren Selbstwert – also für das was wir “wert sind”. Dieses Gefühl machen wir u.a. an dem Feedback fest, das wir von anderen bekommen bzw. annehmen können. Bauen wir unser Selbstwertgefühl jedoch zu stark auf Feedback von außen auf, wird das Selbstwertgefühl schnell instabil: Wir sind darauf angewiesen, dass alle immer alles toll finden, was wir so tun. Sonst leidet unser Selbstwertgefühl unter Umständen immens und sogar unsere Aufnahmefähigkeit für gutes Feedback kann darunter leiden, so dass es uns gar nicht mehr richtig erreicht. Medizinisch ausgedrückt, würden wir sozusagen restistent gegen guts Feedback und unsere Reaktion auf schlechtes Feedback würde dramatisch steigen.
Nicht so bei der anonymen guten Tat: Bestimmt kennt jeder ein paar Menschen, die es nicht so gut haben und auch ein paar Menschen, die es verdient hätten oder gebrauchen können, dass man ihnen mal eine Freude macht. Normalerweise macht man das ja dann so, dass man dieser Person etwas schickt oder überreicht, und sie wissen lässt, dass man ihr eben eine Freude machen wollte. Wobei die Person dann häufig genug auch noch sagt, dass das doch nicht nötig gewesen wäre…
Bei der anonymen guten Tat schenkt man sich diesen ganzen Zinnober und macht – wie der Begriff schon sagt – die gute Tat ohne selbst in Erscheinung zu treten:
- Eine Schachtel Pralinen für die nette Empfangsekretärin mit einem “DANKE” – ohne Unterschrift
- Ein Blümchen für die alte Dame gegenüber, die nicht mehr so gut gehen kann, vor ihrer Tür – ohne Absender
- Ein kleines Geschenk für den Postboten auf’s Rad oder den Sitz gelegt, während er gerade Briefe einsteckt
- Ein Geldschein in die Tasche eines Fremden (oder Bekannten) gesteckt, der sich wundert und freut, wie er den vergessen konnte
- und so weiter….
Wenn Du eine Weile darüber nachdenkst, fallen Dir bestimmt einige Möglichkeiten und Menschen ein, die sich freuen würden, mal Empfänger einer guten Tat zu sein. Wenn Du kannst, kannst Du natürlich den Empfang beobachten – was für ein Schauspiel, wenn der Beschenkte sich wundert, wer ihm sowas schickt oder hinlegt – sich umschaut und niemanden findet, der einen Dank erwartet. Das ist im Grunde tatsächlich gelebte Liebe – denn Liebe soll ja nun mal bedingungslos sein.
Und genau hier kommt die Wirkung der anonymen guten Tat zum Tragen: Du erwartest keinen Dank – Du brauchst keinen Dank – Du gibst ohne Bedingungen. Du kannst Deine Befriedigung daraus ziehen, dass jemand sich jetzt gerade freut – ohne dass Du dafür “abkassierst”. Man bist Du großzügig… Ohne dass Du eine Gegenleistung dafür bekommen wirst – Du hast echt Stil und das Herz am rechten Fleck! Du bist ein wahrhaft guter Mensch. Absolut nicht bedürftig… Gecheckt!?
Na dann… eine bessere Gelegenheit als die nächsten zwei Wochen wird sich wohl kaum finden, oder!?