Die Liebenden sollen dem Obersten Führer gehorchen

Die Liebenden sollen dem Obersten Führer gehorchen

18.02.2015Politik & Gesellschaft 

In der sogenannten Islamischen Republik Iran werden Sufi-Derwische verhöhnt, verteufelt und verfolgt - leider ist auch unter Präsident Rohani keine Besserung in Sicht.

Die Liebenden sollen dem Obersten Führer gehorchen

Dr. Nour Ali Tabandeh, Oberhaupt des Nematollah Gonabadi Derwisch Ordens im Iran

Dieser Beitrag wurde in der 1. Ausgabe 2015 der Zeitschrift "menschenrechte" der IGFM, Frankfurt zuerst veröffentlicht und stammt aus dem November 2014. 

Die Liebenden sollen dem Obersten Führer gehorchenDie Liebenden sollen dem Obersten Führer gehorchen

Sie huldigen der spirituellen Liebe, üben sich in Demut und suchen Gott durch ihre Herzen. Die weltoffene Auffassung von Sufis ist den Hardlinern des Establishments im Iran ein Dorn im Auge. Um sie unter die Knute der religiös und politisch verbrämten Staatsideologie zu zwingen, werden subtile und brutale Vorgehensweisen des Regimes über die Jahre hin immer schärfer und deutlicher sichtbar.

Sufis[1] haben einen großen Teil der iranischen Kultur über Jahrhunderte geprägt, brutalen Verfolgungen getrotzt und haben sich immer wieder sinnstiftend, kulturschaffend und verbindend in die Gesellschaft eingebracht.

Einer der größten schiitischen Derwisch Orden geht auf den Gelehrten und Musiker Schah Nematollah Vali[2] zurück. Heute zählt der Nematollah Gonabadi Orden um die vier Millionen Mitglieder und erfreut sich großer Beliebtheit bei vielen jungen Frauen und Männern, die den Versprechungen der bärtigen Revolutionäre von einer gerechten Gesellschaft unter Wahrung islamischer Werte nicht vertrauen. Statt dessen wenden sie sich Menschen zu, die Großzügigkeit, Solidarität und Toleranz praktizieren und die eine gegensätzliche Anschauung von Islam vertreten.

Hier liegt auch ein Teil der Motivation fundamentalistischer Regimekreise gegen diese "Gläubige des Herzens"vorzugehen. Noch während Khatamis Regierungszeit wurde eine Anzahl von Schriften durch das Kayhan Institut herausgegeben, die sich massiv gegen Derwische und andere Andersgläubige richteten und sie ideologisch als Feinde des Regimes und global als Spione des Westens abstempelten. Später erwuchsen diverse Schmutz -und Hetzkampagnen und schliesslich[3] zerstörten in einigen Provinzen aufgehetzte Bassidschi Versammlungshäuser und griffen Derwische an . Dazu verhängten Behörden Berufsverbote, Reiseverbote und Versammlungsverbote gegen Derwische.

Der Prediger Mohammad Madani aus Gonabad bezeichnet Sufis wiederholt als schmutzige Hausratten, die vergiftet werden müssen.

Der Minister für Geheimdienste und innere Sicherheit, Mohammad Alawi, warnte noch im August 2014 vor Lehrern und Schulbehörden davor, Schüler nur mit Wissen anzufüllen und nicht die Gefahr zu sehen, dass sie sich dem Sufitum zuwenden.  Sufis stellt er als Satansjünger dar.

Die Dämonisierung und Hetze gegen Sufis und andere Andersgläubige geht sogar so weit, dass eine staatlich organisierte Ausstellung in Teheran und jüngst in Khorramabad in der Provinz Lorestan, verschiedene Gruppierungen als Satansanhänger präsentiert, allen voran Dr. Tabandeh, den Leiter des Nematollah Gonabadi Sufi Ordens aus Teheran.

Vor wenigen Wochen hat das Parlament in Teheran ein Gesetz durchgewunken, dass mystische Gruppen, abweichlerische Sekten und Gruppen mit Satanisten auf eine Stufe stellt und verbietet. Das Strafmass wird noch verhandelt. Wenn dieses Gesetz greifen wird, können Behörden wahllos Derwische unter Anklage stellen und sich auf das Verbot berufen. Das wäre eine weiteres Druckmittel gegen Menschen im Iran, die sich nicht von den Herren einer korrumpierten Ideologie widerstandslos ins Joch des schweigenden Gehorsams drängen lassen.

Helmut N. Gabel


[1] Es gibt im Iran sehr viele verschiedene Derwischorden, die sich

[2] Schah Nematollah Vali lebte im  14./15. Jahrhundert.

[3] Besonders deutlich ab 2006. Siehe Berichte auf www.mehriran.de.

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