Quelle: www.g-e-h.de
Meine heutige Morgennotiz
Ihr Lieben,
ich weiß, dass wir heute erst den Vortag zum 1.Advent haben, aber die folgende Geschichte ist so schön, so humorvoll,so anrührend, aber auch so tiefsinnig, dass ich sie Euch heute schon als Morgennotiz erzählen möchte. Die Geschichte stammt von dem österreichischen Postboten und Autor Alois Steininger:
„Der Weihnachtsbraten“
"In einem Vorort von Wien lebten in der hungrigen Zeit nach dem Krieg zwei nette, alte Damen. Damals war es noch schwer, sich für Weihnachten einen wirklichen Festbraten zu verschaffen.
Und nun hatte die eine der Damen die Möglichkeit auf dem Land – gegen allerlei Textilien – eine wohl noch magere, aber springlebendige Gans einzuhandeln. In einem Korb verpackt brachte Fräulein Agathe das Tier nach Hause. Und sofort begannen Agathe und ihre Schwester Emma das Tier zu füttern und zu pflegen.
Die beiden Damen wohnten in einem Mietshaus im zweiten Stock und niemand im Haus wusste, dass in einem der Wohnräume der Schwestern ein Federvieh hauste, das verwöhnt, gefüttert und großgezogen wurde.
Agathe und Emma beschlossen feierlich, keinem einzigen Menschen jeweils davon zu sagen – aus zweierlei Gründen: Erstens gab es Neider, das sind Leute, die sich keine Gans leisten können. Zweitens wollten die beiden Damen nichts um die Welt mit irgendeinem der nahen oder weiteren Verwandtschaft die später möglicherweise nudelfett gewordene und dann gebratene Gans teilen. Deshalb empfingen die beiden Damen auch sechs Wochen lang bis zum 24. Dezember keinen einzigen Besuch. Sie lebten nur für die Gans.
Und so kam der Morgen des 23. Dezember heran. Es war ein strahlender Wintertag. Die ahnungslose Gans stolzierte nichtsahnend und vergnügt von der Küche aus ihrem Körbchen in das Schlafzimmer der beiden Schwester und begrüßte sie zärtlich schnatternd.
Die beiden Damen vermieden es, sich anzusehen. Nicht, weil sie böse aufeinander waren, sondern nur, weil eben keine von ihnen die Gans schlachten wollte. „Du musst es tun“, sagte Agathe, sprach´s, stieg aus dem Bett, zog sich rasend rasch an, nahm die Einkaufstasche, überhörte den stürmischen Protest und verließ in geradezu hässlicher Eile die Wohnung.
Was sollte Emma tun? Sie murrte vor sich hin, dachte darüber nach, ob sie vielleicht einen Nachbarn bitten sollte, der Gans den Garaus zu machen, aber dann hätte man einen großen Teil von dem gebratenen Vogel abgeben müssen. Also schritt Emma zur Tat, nicht ohne dabei wild zu schluchzen.
Als Agathe nach geraumer Zeit wiederkehrte, lag die Gans auf dem Küchentisch, ihr langer Hals hing wehmütig pendelnd herunter. Blut was keines zu sehen, aber dabei alsbald zwei liebe alte Damen, die sich heulend umschlungen hielten. „Wie, … wie …“ schluchzte Agathe, „hast Du es gemacht?“ „Mit … mit … Veronal.“ „Ich habe ihr einige Deiner Schlaftabletten auf einmal gegeben, jetzt ist sie …“ schluchzend „huhh, rupfen musst du sie … huhuu …“, so gingen das Weinen und Schluchzen fort. Aber weder Emma noch Agathe konnten sich dazu entschließen. In der Küche stand das leere Körbchen, keine Gans mehr, kein schnatterndes „Guten Morgen“ und so saßen die beiden eng umschlungen auf dem Sofa und schluchzten trostlos.
Endlich raffte sich Agathe auf und begann, den noch warmen Vogel zu rupfen. Federchen um Federchen schwebte in einen Papiersack, den die unentwegt weinende Emma hielt. Und dann sagte Agathe: „Du Emma, nimmst die Gans aus“ und verschwand blitzartig im Wohnzimmer, warf sich auf das Sofa und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Emma eilte der Schwester nach und erklärte, einfach nichts tun zu können. Und dann beschloss man, nachdem es mittlerweile später Abend geworden war, das Ausnehmen der Gans auf den nächsten Tag zu verschieben.
Am zeitigen Morgen wurden Agathe und Emma geweckt. Mit einem Ruck setzten sich die beiden Damen gleichzeitig im Bett auf und stierten mit aufgerissenen Augen und offenen Mündern auf die offene Küchentür. Herein spazierte, zärtlich schnatternd wie früher, wenn auch zitternd und frierend, die gerupfte Gans.
Bitte, es ist wirklich wahr und kommt noch besser! Als ich am Weihnachtsabend zu den beiden Damen kam, um ihnen noch rasch zwei kleine Päckchen zu bringen, kam mir ein vergnügt schnatterndes Tier entgegen, das ich nur wegen des Kopfes als Gans ansprechen konnte, denn das ganze Vieh steckte in einem liebevoll gestrickten Pullover, den die beiden Damen hastig für ihren Liebling gefertigt hatten.Die "Pullovergans" lebte noch weitere sieben Jahre und starb dann eines natürlichen Todes.“
Ihr Lieben,
ich habe herzlich gelacht und geschmunzelt, als ich diese Geschichte las.
Auch ich wäre nicht in der Lage, ein Tier zu töten, um es anschließend zu essen.
Andererseits weiß ich von meinem einen Großvater, der Bauer war, dass sich natürlich jemand finden muss, der die Tiere, die verzehrt werden sollen, tötet.
Aber ich habe auch von meinem Großvater gelernt, dass man Tiere respektvoll behandeln soll und sie so töten soll, dass sie möglichst wenig merken und vorher keinen Stress erleiden.
Wichtig an dieser Geschichte ist für mich nicht die Entscheidung, ob wir überhaupt Tiere töten sollten oder nicht und auch nicht die Entscheidung, ob man überhaupt Fleisch essen sollte oder nicht.
Ich bin selbst kein Vegetarier.Mir geht es mehr darum, die Schöpfung mit Respekt zu behandeln.
Wenn wir schon Tiere töten, um die zu essen, dann sollten die Tiere wenigstens die Möglichkeit haben, vorher glücklich zu leben. Ich kaufe grundsätzlich kein Geflügel von solchen Firmen wie WIESENHOF, denn dort leben die Tiere unter unwürdigsten Umständen.
Stellt Euch doch einmal vor, Ihr müsstet zusammen mit 20.000 anderen Menschen in einer riesigen Halle leben, in der es niemals dunkel wird und Ihr hättet gerade einmal 2(!) Quadratmeter zur Verfügung, um Euch zu bewegen und niemals würde Ruhe in dieser riesigen Halle einkehren.
Jeder, der sich das einmal vorstellt, der weiß genau, dass in der Halle schlimmste Aggressionen ausbrechen würden und dass man selbst irgendwann wohl verrückt werden würde.Das ist aber die Wirklichkeit des armen Geflügels bei WIESENHOF.
Ich gebe zu, ich esse zu Weihnachten ein knuspriges Hähnchen.
Aber ich weiß, dieses Tier hat vorher auf einem Bauernhof gelebt, den ich selbst kenne, es hat dort im Gras herumlaufen dürfen, es hat einen sauberen geräumigen Stall gehabt, es durfte in einer Gruppe nach Futter picken, aber, wenn es Lust hatte, im Freien auch einmal seiner eigenen Wege gehen.
Jetzt mögt Ihr sagen: „Werner, warum engagierst Du Dich plötzlich für Tiere?“
Und ich sage Euch: Ich glaube, dass man an dem Umgang mit Tieren auch absehen kann, wie ein Mensch mit anderen Menschen umgeht!“
Ich wünsche Euch für die kommende Adventszeit recht viel innere Muße, viel Zeit zum Innehalten, aber auch viel Respekt und Achtung gegenüber unseren Mitmenschen.
Unsere Lieben, unsere Kinder und Enkelkinder sind ebenso wertvolle Menschen wie wir und sie freuen sich gerade in der Adventszeit auf unsere Liebe, darauf, dass wir Zeit für sie haben, dass wir uns ihnen zuwenden, dass wir sie ermutigen, dass wir in ihnen Hoffnung und Zuversicht wecken.
Was ich mir wünschen würde, ist, dass wir in der Adventszeit um den einen oder anderen Menschen, mit dem wir uns nicht verstehen, mit dem wir verfeindet sind, dem wir etwas nachtragen, der uns etwas angetan haben, weinen und ihm die Hand reichen und ihm aus ganzem Herzen heraus die Versöhnung anbieten.
„In unserer kalten unmenschlichen Welt ist die Versöhnung wie ein wärmender Pullover, ist die Liebe wie eine bergende Daunendecke und ist die Freude wie ein wärmender Ofen.“ Alexander Rykow
Ich wünsche Euch einen wundervollen Tag, viel Freude in Euer Herz und grüße Euch herzlich aus Bremen Euer fröhlicher Werner aus Bremen
Quelle: Karin Heringshausen