Tagelang bin ich um den Strauch herumgeschlichen. Habe hin und her überlegt. Die Frucht gedrückt, ob sie denn auch wirklich schon reif genug sei. Denn solche Entscheidungen soll man nicht vorschnell oder überhastet fällen. Immerhin war sie die letzte. Die letzte von sechs. Ich habe das Internet und meine Bücher nach einem perfekten Rezept für sie durchsucht. Das war deshalb nicht so leicht, weil ich eben nur mehr eine Meyer-Zitrone hatte, die meisten Rezepte aber mindestens zwei verlangen.
Zu lange soll man sich allerdings auch nicht Zeit lassen. Etwa so wie der Mitkoch im Winter mit seinen Clementinen. Die hat er eifersüchtig behütet und bewacht, bis sie dann innen trocken und ungenießbar waren.
Meine letzte Meyer-Zitrone hab ich aber wirklich im allerletzten Moment geerntet. Und zwar genau fünf Minuten, nachdem ich endlich das richtige Rezept für sie gefunden hatte:
Meyer-Lemon-Bars
120 g Mehl
60 g Kristallzucker
1/4 - 1/2 TL Salz (je nach Vorliebe, Küchenschabe: 1/2 TL)
112 g Butter, in kleine Würferl geschnitten
2 große Eier
120 g Backzucker
2 EL Mehl
1 Prise Salz
2 TL Zitronenzesten
60 ml Zitronensaft (genau 1 Meyer-Zitrone)
Ofen auf 180 Grad vorheizen. Mehl, Zucker und Salz mischen. Butter zufügen und mit den Händen durchmischen, bis der Teig krümelig ist. In eine eckige, 20 cm große, mit Backpapier ausgelegte Backform drücken. Ungefähr 20 Minuten backen, bis die Oberfläche hellbraun ist.
Zur Seite stellen. Für die Füllung Eier, Zucker, Mehl und Salz schaumig rühren. Zitronenzesten und langsam auch den Saft zufügen. Über die gebackene Kruste geben (kann noch heiß sein) und 15 bis 18 Minuten backen. Komplett auskühlen lassen. In schmale Schnitten schneiden. Mit Staubzucker bestreuen.
Das lange Suchen nach einem Rezept hat sich ausgezahlt. Der Teig ist knusprig, nicht zu süß, schmeckt fast ein bisschen nach Karamell. Der Guss ist säuerlich, nicht sauer. Denn die Meyer-Zitrone hat eine angenehme, milde Säure, die ein bisschen an Orangen erinnert. Natürlich backe ich diese Lemon-Bars auch mit normalen Zitronen, ich mische einfach ein bisschen Orangensaft drunter.
Für Meyer-Nachwuchs ist übrigens schon gesorgt: