Tja, wie beginnen, was erzählen?
Dass mir in den vergangenen Wochen die Leichtigkeit des Seins abhanden gekommen ist, entnehmt Ihr vielleicht dem Fehlen von aktuellen Artikeln und neuen Rezeptideen der Erdbeere…
Dass ich diese Sommertage, diese schönen lauen Nächte, diese Glückseligkeit, Früchte in allen Formen und Farben, reif, regional (!) und in rauen Mengen auf dem Markt zu erstehen, mein Kind in süssen, luftigen Kleidchen laufend, jauchzend, Eis schleckend, kletternd, lachend (naja, manchmal eben auch nörgelnd, nobody is perfect! …), wohl sehen, aber nicht genug geniessen konnte, ja, das war nicht schön.
Dass unsere Wanderungen, die Ausflüge zum Neusiedlersee, die Spaziergänge durch den Volksgarten mit Zoé (der Garten meiner Kindheit, wir spielten Verstecken am Theseus-Tempel, ich lernte dort auf dem grünen Rad meines Bruders Radfahren, wir waren Räuberbanden, die auf alle Bäume kletterten, alle Büsche von innen kannten und wir waren so wild, dass sogar die Polizei einmal gerufen wurde…) mich ablenken, aber nicht wirklich entspannen konnten, ewig schade.
Mein Vater feierte noch letzten Mai seinen 80er, und seitdem reihte sich ein Krankenhausaufenthalt an den anderen.
Zoé und ihr Grossvater-Schallaburg Ostern 2016
Er, der sein Leben lang Menschen fasziniert hatte mit seinem uns immer unendlich scheinenden Wissen, seiner Rhetorik, die in einer ausgewogenen Mischung aus dem charmanten Monarchie-Deutsch ( Mein Vater ist 1936 geboren, und mein Grossvater 1893. Unvorstellbar, nicht wahr…?) und der intellektuellen, klaren Jesuiten-Sprache (er war Internatsschüler in Feldkirch) daherkam.
Mein Vater 19 Jahre alt- mein Lieblingsfoto von ihm!
Er, ausgerechnet er, muss sich nun ( Quelle horreur! ) von ruppigen (und auch ein paar netten, hoffe ich doch!) PflegerInnen seinen Tagesablauf diktieren lassen.
Er, der einen Herzinfarkt ein ‘Kollapserl’ nennt, muss sich sogar von seiner Tochter Löcher in den Bauch fragen lassen (Der Gipfel!), was er denn nun wirklich habe, was die Götter in Weiss zu ihm meinten, was die Zukuftsaussichten seien ( How boring! ).
Er, der sein Leben der Schönheit von Kunstwerken und dem Reisen verschrieben hatte, wohnt nun in einem orange angemalten Zimmer (Die nennen es sicher Apricotfarben- nein, was für eine Raffinesse…! Mir kommen gleich die Tränen…) und hat ein 100% funktionales, atemberaubend nüchternes und 1000%ig Schönheits-befreites Krankenhaus -Interieur als tägliche Umgebung.
Anstatt sein Essen an unserem drei Meter langen Refektoriumstisch aus dem 17. Jahrhundert und auf einem seiner schönen Renaissance-Stühle sitzend einzunehmen!
Mein Vater und Grossvater am Westbahnhof, Wien 1955
Ja, und so ist es halt. ‘Sic transit gloria mundi’.
Ich hatte und habe in Zukunft nicht vor, solche wirklich persönlichen und für den Rest der Welt uninteressanten Details hier auszubreiten, aber ich denke, ich bin es denen, die treu meine Artikel lesen und immer wieder diese Seite besuchen, um wieder nichts vorzufinden, schuldig, ein Lebenszeichen zu geben.
Ich war so verzagt, dass die Leichtigkeit des Seins, diese hohe Kunst, Sorgen und Sörgchen mit Mut und Humor, mit Kreativität und Freude am Leben einfach auszublenden, mir schlicht und ergreifend abhanden gekommen ist.
Und wer jemals kreativ tätig war, weiss, dass, wenn etwas aus dem Lot ist, in einem das kreative Denken, dieses fröhliche Hin und Hersummen in der Wohnung, die Freude am ‘Basteln’, die unendlich grosse Befriedigung, etwas entstehen zu lassen, versiegt und man nur mehr im ‘Survive’-Modus funktioniert.
Ja, und ich gebe zu, es ging sehr wohl auch Zeit auf für andere Dinge auf, ich muss schon ehrlich sein!
Zoé und ich waren nämlich ziemlich oft nach dem Kindergarten ‘strawanzend’ unterwegs, ich das Rad fahrend, sie mein kleiner, süsser Co-Pilot hinten auf dem Kindersitz.
All das zusammen genommen waren die Gründe, warum nun so lange kein Nachschub kam!
Es wird schon wieder…
Übrigens: Nicht, dass ich das Kochen und Backen so ganz gelassen habe, nein, dann wäre ich nicht ich! Jedoch kamen meine Werke immer nur im familiären Rahmen, unfotografiert und dem sofortigen Verzehr ausgeliefert, auf den Teller.
Ideen und Notizen habe ich noch immer viele, ganz viele und der nahende Herbst und der sich dann (hoffentlich nicht allzu bald ) einstellende Winter werden mich zwangsläufig ‘an den Herd fesseln’ und ich werde mich wieder mit allerlei Kochgerät, mit dem Mixer und meiner Kamera bewaffnen.
Möge meine Küche bald wieder ein glückliches, buntes Schlachtfeld werden!
Tja, und zu allerletzt, last but not least, sei noch ein wirklich schönes Projekt erwähnt, nämlich das Kochbuch “100 Blogger haben wir gefragt … #‘Vier Jahreszeiten”, das nun im Oktober beim Arsvivendi-Verlag erscheinen wird.
Quer durch alle Jahreszeiten, von Antipasti bis zum Dessert, vom Keks zum Fisch, ob vegan oder nicht, das Versprechen ist: Es wird in Rezepten geschwelgt werden!
Ich freue mich so sehr auf dieses schöne Buch und die Beiträge der vielen anderen Blogger !