Im viktorianischen London, genauer im Jahr 1896, hat sich der junge Fabrikantensohn Andrew Harrington seinem Schmerz über den Tod seiner, von Jack the Ripper ermordeten Geliebten, ganz hingegeben und will sich das Leben nehmen. Doch dann taucht sein Cousin Charles auf und überredet ihn, das Ganze mittels einer Zeitreise ungeschehen zu machen. Hier soll der berühmte Science-Fiction Autor H.G. Wells helfen und Andrew begibt sich auf eine Reise durch die Zeit. Die junge Claire Haggerty verliebt sich auf einer Reise ins Jahr 2000 in den Retter der Welt vor den Maschinenmenschen Hauptmann Derek Shackelton. Eine Liebe die Grenzen zu überwinden vermag? Außerdem versucht Inspector Garrett einen merkwürdigen Mord aufzuklären und greift dabei auf die Hilfe von Schriftsteller Wells zurück, der eine ganz entscheidende Rolle zu spielen scheint.
Geschafft! Die letzte Seite ist ausgelesen und die drei Geschichten, die alle durch die Komponente H.G. Wells und auch ZEITREISEN MURREY verbunden sind, klingen in mir nach. Die erste Geschichte, in der Andrew die Hauptrolle spielt, ging bei mir schleppend an, nahm ab der Mitte Fahrt auf, um dann zu einem spannenden Höhepunkt und einem etwas unbefriedigenden Schluss zu finden. Weiter ging es mit der hübschen Claire Haggerty, die in ihrem Denken und Tun viel zu fortschrittlich für ihre Zeit ist und deshalb den Entschluss gefasst hat, im Jahr 2000 zu bleiben. Diese Geschichte fand ich wirklich toll und amüsant, vor allem der Briefwechsel (bei dem wieder H.G. Wells ins Spiel kommt) hat es mir angetan! Aber auch dieses Ende war mir zu ungenügend! Die dritte Geschichte, mit Inspector Garrett konnte mich irgendwie nur in der ersten Hälfte begeistern, dann wurde es etwas abstrus und langatmig.
Der Schreibstil des Autors Félix J. Palma ist wirklich wundervoll! Er vermag die ganze Kraft der Sprache auszuschöpfen und ist dabei nicht zimperlich oder unanspruchsvoll! Ich finde dieses Buch in seiner Sprache sogar sehr anspruchsvoll und mächtig. Es macht viel Spaß, in den Seiten zu schwelgen, man braucht aber definitiv viel mehr Zeit für dieses Buch, als für manch andere. Sehr gefallen hat mir auch das erzählerische Stilmittel, des allwissenden Erzählers, der den Leser zu Beginn, zwischendurch und zum Ende hin persönlich angesprochen hat. Hiermit hatte der Autor immer meine volle Aufmerksamkeit!
Die Charaktere, auch wenn sie immer nur einen Teil des Buches wirklich bevölkern und ab und an mal wieder auftauchen, hatten auf den 720 Seiten viel Zeit sich zu entfalten. So erfuhr man sehr viel aus Andrews und Charles' Leben und auch Tom und Claire oder Mr. Murrey wurden eingehend beleuchtet. Über die ganze Länge des Buches erfuhr man immer Stückchen um Stückchen, wie sich das Leben des H.G. Wells gestaltet, bis man am Ende ein Gesamtbild vor Augen hat, das diesem großen Schriftsteller mehr oder minder gerecht wird!
Das Cover des Schutzumschlags hätte nie meine Aufmerksamkeit erlangt, wenn der Klappentext nicht so vielversprechend klingen würde! Es zeigt das Ziffernblatt einer Uhr und ist in Beige- und Brauntönen gehalten, also eher unscheinbar.
Mir haben diese Hommage an den berühmten Schriftsteller H.G. Wells, das Thema Zeitreisen im Allgemeinen und die vielen bunten Charaktere sehr gut gefallen. All diese Dinge haben mich das Buch nur ungern aus der Hand geben lassen. Allein die letzte Geschichte schwächelte meiner Ansicht nach und ließ ein wenig von der vorangegangenen Magie vermissen. Vielleicht war Wells doch nicht interessant genug, um im Mittelpunkt zu stehen? Bei den beiden ersten Geschichten war ich enttäuscht, als sie zu so einem frühen Zeitpunkt endeten und bei der Letzten, war ich doch froh, als die letzte Zeile gelesen war!
Die Landkarte der Zeit
von Félix J. PalmaGebundene Ausgabe: 720 Seiten Verlag: Kindler; Auflage: 2 (17. September 2010) Sprache: Deutsch ISBN-10: 9783463405773 ISBN-13: 978-3463405773 ASIN: 3463405776 Originaltitel: El mapa del tiempo
Rezension vom 22.03.2011