Die Kussi-Bussi-Gesellschaft

Von Vactum

Heuchlerische Bussis, nicht ernst zu nehmende Kussis. Schon bei den Namen wird mir schlecht. Da war das alte Knutschen ja noch besser, obwohl ich diesen Begriff auch nie gemocht habe. Anständige Leute küssen! Die busserln nicht, nicht kussi bussi mit drei (falschen) Herzchen hintendran.

Was soll eigentlich diese dämliche Verniedlichung? Entweder ich küsse mit Haut und Haar – leidenschaftlich, wie es sich gehört – und so, dass es mindestens den Schritt betört, oder ich nehme meine Freunde herzlich in den Arm und drücke ihnen einen richtigen Schmatzer ins Gesicht. Die „I-Gesellschaft“ von heute haucht ja nur noch Lippen in die Luft. Und die berühren nicht mal mehr die Wangen oder höchstens zaghaft – einen winzigen Moment – berühren sich die eigene Wange und die Opferwange. Oft geht der trockene Hauch ins Nichts, sie hätten es sich also auch sparen können. Wer küsst denn schon Luft? Je oberflächlicher die Kussi-Verteiler, desto länger hängen die „I´s“ am

Busserl dran. Ist das nun „cool“, „in“, „it“ oder „shit“? Ganz schlimme „Kussi-Bussis“ sind übrigens alternde Damen, die sogar noch ein „Kussi-Bussi-Tschüssi-Nachti“ über ihre gespritzten Lippen bringen. Die suchen auch ganz gerne smarte, harte „Toy-Boys“ in Tunesien am Strand, fällt mir da ein.

Wenn es ganz arg wird, kommt – neben dem Luftbusserl-Hauch mit spitzen Lippen – noch das „Hallöli“,“Guti“, „Tschüssi“ und später am Abend das „Nachti“ dazu.Und nun verstehe ich auch, warum manche Bussi-Tussis immer so dunkle Konturen um die Lippen herum haben: Daran erkennt man sofort, dass es sich bei dem zugespitzten Mund um weibliche Lippen handelt. Es sei denn, wir hätten es mit einer Transe zu tun oder es wäre gerade Fasching.

Schlecht gemeint ist das ja gar nicht und ich sehe auch die geheuchelte, liebenswerte Absicht, doch bei so manchem Schicki-Micki-Bussi-Tussi-

Kussi-Tschüssi-Gedöns reduziert sich bei mir das Ganze auf ein simples „I“…

Tachi…übrigens… J

 © Petra M. Jansen

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