Jeder Mensch hat Talente. Manche können besonders gut kochen. Oder tanzen. Andere sind handwerklich begabt. Vielleicht bist Du ein Organisationstalent und hast immer alles im Griff. Oder Du hast einen grünen Daumen.
All das habe ich nicht. Ich bin da eher so der Typ Künstlerin. Zugegeben, eine verkappte Künstlerin. Denn nichts von dem was ich kann oder gern können würde, kann ich auch tatsächlich richtig gut. Der Hauptgrund dafür ist unter anderem akuter Zeitmangel. Und keine Zeit bedeutet also, dass man nicht die Gelegenheit hat, zu üben, sich zu verbessern.
Dabei würde die Künstlerin in mir gerne so viele Dinge tun.
Zum Beispiel würde ich gern wieder mit dem Zeichnen anfangen. Als Jugendliche habe ich damit nämlich recht viel Zeit verbracht. Und ich konnte es auch einigermaßen gut. Nicht umsonst wurde mein Zeugnis in Kunst stets von einer Eins geziert. Mein einziges Einser-Fach allerdings. In den Fluren der Schule fanden sich überall Bilder von mir. Denn die besten Bilder der Schüler wurden dort immer aufgehangen. Ich war immer sehr stolz darauf. Früher widmete ich mich überwiegend Pferdezeichnungen, da ich natürlich absolut vernarrt war in diese Tiere. Aber auch andere Wesen aus der Tierwelt schafften es auf meinen Malblock. Woran ich jedoch stets scheiterte waren Menschen. Ich bin einfach nicht dazu in der Lage, Gesichter zu malen. Wenn ich also Menschen zeichnete, dann nur als Comic-Figuren. Nun habe ich mich viele Jahre kaum noch damit befasst und bin völlig aus der Übung gekommen. Wenn ich mit den Kindern etwas male, dann ist es nur noch so dahingekritzelt. Und dann habe ich solche Menschen kennengelernt, wie Denise, alias Nezzysaur, die wundervolle Zeichnungen anfertigt. Oder auch Nätty von Bilderbuchbaby, die zu jedem ihrer Blogartikel ein Comic entwirft. Und dann kribbelt es mir in den Fingern, es auch wieder zu versuchen. Nun wünsche ich mir ein Zeichentablet, damit ich auch digitale Zeichnungen erstellen kann. Aber dafür braucht man Zeit. Und ein gutes Zeichenprogramm. So schlummert dieser Wunsch vorerst im Hinterstübchen – aber vergessen ist er nicht.
Was mir ganz besonders fehlt, ist das Singen. Eigentlich singe ich nicht mehr, seit ich Mama geworden bin. Zumindest nicht richtig. Das Singen war ein lang gehegter Traum von mir, der sich durch Zufall erfüllte, als ich bereits 28 Jahre alt war. Leider ist in dem Alter in Sachen Stimmbildung nicht mehr allzu viel zu tun. Ich nahm damals ein bisschen Gesangsunterricht, was mich auch echt weitergebracht hat. Aber es wäre viel besser gewesen, die Stimme schon in jungen Jahren auszubilden und zu trainieren. Und heute trainiere ich sie gar nicht mehr. Die Band gibt es nicht mehr und wenn ich es schaffe, stehe ich ein Mal alle zwei Monate in meinem Kämmerlein und singe ein wenig. Wenn ich zu lange singe, macht meine Stimme schon schlapp, weil ich einfach nicht mehr in Übung bin. Ich hoffe jedoch, dass ich irgendwann wieder in meine alte Form zurückkehren kann, denn Singen tut so gut und wirkt so befreiend. Ich liebe es einfach und möchte dieses Talent nicht gänzlich einschlafen lassen.
Die Künsterlin in mir schreibt natürlich auch für ihr Leben gern. Sonst würde es diesen Blog selbstverständlich nicht geben. Meine Aufsätze in der Schule waren oft so gut, dass ich sie vor der ganzen Klasse vortragen musste. Das war mir immer peinlich. Denn eigentlich bin ich ja total verklemmt. So gut ich auch schreibe – aber im Reden bin ich ganz anders. Und als Teenager war ich mehr als schüchtern. Heute habe ich das weitestgehend abgelegt, aber in gewissen Situationen, kommt dieses schüchterne Mädchen immer wieder zum Vorschein. Schreiben ist meine Sprache. Schon immer gewesen. Früher hockte ich oft in meinem Zimmer und schrieb Kurzgeschichten. Und ich ärgere mich so sehr, dass ich sie irgendwann alle wegwarf, weil es mir eine Zeit lang nicht mehr wichtig war. Auch fing ich an, ein Buch zu schreiben. Einen Liebesroman. Nach dreißig handschriftlich geschriebenen Seiten, warf ich es jedoch weg, weil es einfach mühsam war.
So kam ich durch den Blog viele Jahre später doch noch zum Schreiben – und durch Euch da draußen, die Ihr meine Geschichten lest, macht es mir umso mehr Spaß. In den letzten Monaten mangelt es mir jedoch extrem an Zeit. Schrieb ich anfangs vier bis fünf Texte pro Woche, bin ich froh, wenn ich jetzt noch einen in der Woche schreiben kann. Das pralle Leben lässt momentan einfach nicht mehr zu und ich möchte meinen Kindern diese Zeit auch nicht nehmen, denn sie werden so schnell groß. Und abends bin ich momentan einfach so unfassbar müde, dass mein Kopf nicht mehr in der Lage ist, meine Gedanken zu formen. Doch ich denke, auch das wird wieder zurückkommen. Die Kinder werden immer selbstständiger und irgendwann wird auch die Kleine in den Kindergarten gehen.
Und spätestens dann kann sich die Künstlerin in mir so richtig austoben. Denn, wie ich gerade schon erwähnte, wollte ich schon damals ein Buch schreiben. Und das möchte ich heute immer noch. Diesen Gedanken habe ich nie ganz beiseite geschoben. Und das Feuer dafür wurde vor kurzem ganz neu entfacht, als ich in der Spielgruppe meiner Tochter eine liebe Mama kennen lernte, die ebenfalls gerade ein Buch schreibt. Wir verstehen uns super und tauschen uns rege aus – und eigentlich kann ich es kaum erwarten, endlich drauf los zu schreiben. In meinem Kopf ist der Grundriss der Geschichte schon sehr lebendig und wartet nur darauf, zu Papier gebracht zu werden.
Die Künsterlin in mir schlummert also eine Weile vor sich hin. Aber ein Teil von ihr ist immer wach und lebendig. Sie wartet nur auf die richtige Zeit.