Die Kunst des Feuilletons besteht nicht darin, über ein Thema zu schreiben, sondern über kein Thema zu schreiben. Statt des Themas gibt es einen Anlass. Anlass kann jeder Hosenknopf sein.
Wenn man den Knopf als Exempel nimmt, will man damit sagen, dass der Knopf etwas von Natur Unbedeutendes sei. Es kommt also darauf an, dem Unbedeutenden Bedeutung zu geben. Damit nun niemand sage, wir drückten uns vor unseren eigenen Maximen, wollen wir bei diesem Anlass bleiben. Schreiben wir über den Knopf.
Sowie wir sein bescheidenes Rund ins Auge fassen, entdecken wir, welch bedeutsame Rolle dieser unbeachtete Gegenstand in unserem Leben spielt. Jeden Morgen durchschneidet prächtig und großartig die Scheibe der Sonne den Horizont. Mit genau derselben Regelmäßigkeit, mit welcher allmorgendlich die erhabene Scheibe der Sonne den Horizont durchschneidet, mit genau derselben Regelmäßigkeit durchschneidet allmorgendlich die bescheidene Scheibe des Hosenknopfs das Knopfloch. Zwischen der Sonne und dem Himmel besteht das gleiche Verhältnis der Angemessenheit wie zwischen dem Knopf und seinem Loch. Ja, wenn die Sonne, von Wolken verhangen, nicht in unseren Morgen tritt, so ändert das wenig an unseres Tages Lauf. Wenn aber der Hosenknopf sein Knopfloch verfehlt, ist unsere menschliche Würde in Gefahr.
Wie blind waren wir bisher, einen Gegenstand geringzuachten, von dessen Wohlverhalten die Würde unserer Person abhängig ist.