Die Kündigung

Es ist ein Dienstag Abend, 18:35 Uhr. Ich sitze noch im Büro und warte, dass ich mit meinem Chef sprechen kann. Es ist ein wichtiges Gespräch – für mich auf jeden Fall. Ich möchte kündigen und als selbstständiger Unternehmer meinen eigenen Weg gehen. Ich warte bereits seit einer Stunde, dass die Besprechung hinter der Tür zu Ende ist. Ich bin mir sicher, ich will das.

Während ich da so sitze, naja eher nervös rumrenne, lasse ich die letzten beiden Jahren in meinem Kopf Revue passieren: Ich bin Unternehmensberater geworden, weil ich gerne mit Menschen zusammenarbeite. Und weil ich ein alter Rechthaber bin, der anderen gerne sagt, was sie alles besser machen können. Soviel zu meiner Vorstellung.

In Zukunft wird alles anders. Seitdem ich den Menschen sage, wie meine Pläne sind, kann keiner lange seine beratenden Tipps zurückhalten. Also werde ich vom Berater zum Beratenden.

Mittlerweile ist es 19:20 Uhr geworden. Mein Kollege ist erstaunt, dass ich immer noch da sitze und auf ein so „unwichtiges“ Gespräch warte. Er weiß nicht, dass ich vorhabe zu kündigen. Dass ich mein sicheres und “gutbezahltes” Leben als Berater nach relativ kurzer Zeit bereits an den Nagel hängen möchte und mich in die Ungewissheit stürzen möchte. Ich gebe mir noch 20 Minuten, dann würde ich heimgehen, wenn die Tür zum Chefbüro immer noch zu wäre.

Warum will ich eigentlich ein eigenes Unternehmen starten, mich selbstständig machen, Entrepreneur sein? Ist es die Freiheit? Die große Verantwortung? Oder gar das große Geld? Eigentlich ist es hauptsächlich die Freiheit und die Verantwortung, das Geld ist mir im Augenblick eher unwichtig. Ich möchte etwas machen, bei dem ich etwas erschaffe. Bei dem ich in einigen (oder vielen) Jahren zurückblicken kann und sagen, dass das alles auf meinem Mist gewachsen ist. Ich möchte abends, wenn ich die Türe schließe, wissen, dass alles was ich den Tag gemacht habe einen Sinn hatte und einen größeres Ziel verfolgt. Das ist mir im Moment das Wichtigste.

Nun ist es bereits 19:55 Uhr und ich sitze immer noch auf meinem Stuhl an meinem Schreibtisch. Ich will noch nicht nach Hause gehen, ich möchte das heute noch erledigen. Dann, endlich, geht die Tür auf. Ich nehme mich zusammen und gehe in das Büro meines Chefs. Auf dem Weg dorthin frage ich mich noch einmal kurz, was ich hier eigentlich mache. Doch da ist es auch schon zu spät. Jetzt oder nie! Ich stehe im Büro meines Chefs, falle sozusagen mit der Tür ins Haus, und sage sofort die drei Worte, die in diesem Gespräch die wichtigsten werden:

„Ich möchte kündigen!“

Sebastian


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