Man muss erwähnen, dass ich vorbelastet bin. Seit Jahren, tatsächlich kann man sagen seit mehr als einem Jahrzehnt, trage ich bei Reisen und langen Arbeitstagen bereits medizinische Kompressionsstrümpfe aus der Apotheke, mit denen ich durchweg zufrieden bin. Sowohl beim Stehen als auch langem Sitzen neige ich zum Wasserstau in den Füßen und Waden und Kompressionssocken schaffen einfach und schnell Abhilfe. Nebenbei sehen sie in ihrem tiefen Schwarz auch ganz normal wie Kniestrümpfe aus und mit einem hübschen Faltenrock werten sie sogar den Tageslook auf.
Wie auch immer – nun zu den harten Fakten, warum man laut diverser Hersteller Kompressionskleidung nicht mehr nur zu medizinischem sondern auch zum sportlichen Zweck einsetzen soll.
Kompressionskleidung ist perfekt auf die Anatomie des Körpers abgestimmt, so dass die Durchblutung in den Muskeln durch leichten Druck an den richtigen Stellen gefördert werden soll. Dadurch kann mehr Sauerstoff in die Muskulatur gelangen, was zu mehr Energie führt und somit das Leistungspotential, die Muskel- sowie Ausdauerleistung erhöht.
Ein weiteres Plus soll die verbesserte Regenerationsfähigkeit sein – wenn man die Kompressionskleidung auch nach dem Training trägt, kann durch die bessere Durchblutung die entstandene Laktat schneller abtransportiert werden. Außerdem schützt das dicht gewebte Material auch bei frischen Temperaturen vor dem Auskühlen.
Das Verletzungsrisiko kann durch Kompressionskleidung ebenfalls minimiert werden, da die Muskulatur nicht nur aktiviert, sondern auch stabilisiert wird. Beim Sport entstehen Muskelvibrationen, die verringert werden, so dass es weniger häufig zu Muskelverletzungen, Krämpfe und Muskelkater kommen soll. Zudem wird durch diese Stabilisierung auch der Achillessehne vor Abnutzung geschützt.
Ein guter Strumpf zeichnet sich durch ein optimal verteiltes Druckverhältnis, das an der Fessel den höchsten Druck ausübt und nach oben hin langsam abnimmt. Der Effekt ist, dass das Blut schneller aus dem Fuß/der Wade zurückfließen kann und der Abtransport metabolischer Substanzen wie Laktat beschleunigt wird.
Alle Anbieter, die auf den Markt drängen, egal, ob es Body Science (BSc), SKINS, SIGVARIS, XBIONIC, Newline, Zoot, Adidas, Nike… sind, verwenden modernste High-Tech Faser, um den perfekten Druck zu garantieren.
Der Platzhirsch SKINS hat mehr als 400 Punkte des menschlichen Körpers, zu denen auch Alter und Geschlecht zählen, analysiert und daraus den Body-Mass-Function-Index entwickelt, der perfekten Sitz verspricht. Bis jetzt konnte ich erfolgreich um alle Messestände herumlaufen, was letztlich dem Preis geschuldet ist, aber ich werde sicher irgendwann deren Werbung erliegen.
Bei dem Strumpfhersteller SIGVARIS findet sicher jeder passend zu seiner Bein-, Waden- und Schuhgröße Strümpfe, denn hier wird alles sehr genau vermessen und nicht nur der Wadenumfang als Maß der Dinge eingestuft. Der so optimal sitzende Strumpf garantiert den idealen Druckverlauf mit entsprechender Wirkung. Wenn ich einen Händler auftue, wird sicher ein paar von ihnen in meinem Laufschrank landen, weil ich hier das Gesamtkonzept der exakten Vermessung sehr überzeugend finde.
Ich wollte erst einmal eine Empfehlung von ultra ist gut folgen (liebe Hersteller, nichts funktioniert besser als Empfehlungsmarketing) und habe mich für eine lange Tights und Strümpfe von Newline entschieden. Der tolle Kundenservice stand mir bei der Größenwahl super zur Seite und der Preis von unter 50€ für eine Hose ist absolut in Ordnung, denn selbst bei normaler Laufbekleidung kann man deutlich mehr Geld lassen.
Eine lange Tights scheint vielleicht nicht die beste Wahl für diese Jahreszeit, aber ich habe sowohl Hose wie auch Strümpfe schon seit einigen Monaten, so dass sie zwar nicht bei kalten Temperaturen aber bei durchaus kühlen 10 Grad zum Einsatz kam. Und ja, etwa so schnittig wie auf diesem Herstellerfoto links sehe ich auch aus, wenn ich das Höschen trage. Mein Laufgefühl ist definitiv ein anderes, wenn ich sie anhabe; irgendwie geradliniger, sauberer – fühle mich im Handumdrehen wie ein richtiger Sportler, nicht mehr wie ein Hobbyläufer. Beim ersten Anziehversuch habe ich mich schon gefragt, wie eng Kompressionskleidung sein muss, aber mittlerweile habe ich mich auch an dieses Gefühlt gewöhnt.
Die Hose hat zudem natürlich auch alle Eigenschaften, die man von einer guten Laufhose erwartet – weiches Material, flache Nähte, eine Reißverschlusstasche am Rücken, die ich definitiv allen Mini-Täschchen vorne vorziehe, Reißverschlüsse an den unteren Beinenden und ein Bändchen am Bauch zum Festziehen. Sie ist natürlich schnell trocknend und atmungsaktiv. Ich würde mir nur wünschen, dass das Bündchen am Bauch nicht so typisch laufhosenschmal wäre – ansonsten ist alles tipp top.
Die Socken, auch wenn sie nur in Einheitsgröße kommen, sitzen sehr gut und erfüllen ihren Zweck, sowohl beim Stehen, wie auch Sitzen. Beim Laufen vermitteln sie ein ebenso angenehmes Gefühl, wie die Hose, auch wenn sie aus ziemlich dickem Material zu sein scheinen, das man bei Kompressionssocken nicht erwarten würde.
Ich habe beide Sachen auch zu regenerativen Zwecken angehabt und meine, dass ich damit auch besser sitze und sich meine Muskeln so fest verpackt, leichter anfühlen. Mir ist es aber leider nicht möglich darüber zu urteilen, ob ich tatsächlich diese paar Prozent an Leistungssteigerung wahrnehme und ob meine Regeneration durch Kompressionskleidung verbessert wird. Aber Tatsache ist, dass Kompressionskleidung auch bei medizinischen Zwecken, zum Beispiel zur Vermeidung von Thrombosen eingesetzt wird, so dass sich eine Wirkung auch dadurch ableiten lässt. Zudem wirken die Strümpfe bei mir beim langen Sitzen wie oben erwähnt Wunder und man macht in den engen, scheinbar formenden Höschen eine wirklich gute Figur.
Also bleibt zum Schluss für mich immer noch die Frage offen: alles nur Hype oder sind Wunder doch möglich, nur eben bei mir als einfachen kleinen Hobbysportler nicht so wahrnehmbar.