Ganz ehrlich: welches Lokal in der Wiener Innenstadt fällt uns auf Anhieb ein, das sowohl Frühstück oder gar Brunch, Mittagessen samt Menüauswahl, als auch Kaffee & Kuchen, Abendkarte fürs Dinner, After Work-Bier-Specials UND noch den Absacker vorm Heimgehen im Repertoire hat?? – na? Da muss man schon mal länger grübeln….
Doch so sonnenklar wie der heurige Sommer ist eigentlich auch die Antwort! All das findet man im bereits Ende 2012 eröffneten „Stadtboden“: aufgrund eben genanntem, sehr breit aufgestelltem Angebot steht auch „Cafe – Restaurant – Brasserie – Bierbar“ auf der Visitenkarte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten aufgrund einer Baustelle direkt vor der Tür wird das „Stadtboden“ nun immer bekannter und beliebter. Die Wiener haben bemerkt, dass an der gut gelegenen Adresse in der Krugerstraße, ums Eck der Kärntner Flaniermeile, nicht mehr die Krugerhof-Uralt-Café-Institution seine Dienste anbietet, sondern ein renovierter und ansprechender Stadttreff, der sowohl die Wiener als auch die Touristen anlockt. Der Inhaber des nicht weit entfernten „Le Bol“, Omar Shoukry, und der ehemalige Ottakringer-Gastronomiemarketing-Experte Georg Jordan haben sich vor ein paar Jahren ein Konzept überlegt, das sich sehen lassen kann: es soll kein Bräu sein, kein Pub, sondern ein etwas gehobeneres Bierlokal mit guter Wiener und internationaler Küche.
Die Räumlichkeiten wurden komplett renoviert, altes Interieur wurde durch neues schönes Mobiliar ersetzt. Im Zentrum eine große Bierbar, drumherum findet sich eine gemütliche Sitzecke sowie diverse Hochtische.Dunkles Holz soweit das Auge reicht, kombiniert mit sehr passenden ziegelroten Wänden, etwas weniger hübschen blauschimmernden Sitzbezügen aber dafür auch schöne, urige Schilder mit Aufschriften von – richtig! – Biermarken als Deko. Draußen im netten Gastgarten haben 45 Gäste Platz, drinnen im Lokal gibt es 65 Sitzplätze.
Wie es sich für eine Brasserie gehört findet man im Stadtboden eine gut sortierte Bierauswahl vor: Hausbier ist das „Wiener Original“ der Ottakringer Brauerei, weiters vom Fass gezapft werden Budweiser, Gold Fassl Pils und Zwickl, das Braumeister Spezial, Zwickl Rot und ein besonders gutes Porter, das ein wenig nach Kaffee und dunkler Schokolade erinnert. Dieses ohnehin schon umfangreiche Sortiment runden weitere 20 Craftbiere aus aller Welt ab, die in der Flasche serviert werden. Na dann Prost! Grundidee war zuerst, Bier nur in 0,2Liter-Gläsern auszuschenken, also als Pfiff. Doch im Land mit dem zweithöchsten Bierkonsum Europas verlangen Gäste dann doch immer öfter ein „Krügerl“. Dennoch, wer den Gerstensaft gerne im kleinen Glas genießt wird hier glücklich: ein Tragerl mit elf – nach Wunsch verschieden gefüllten – Pfiffgläsern kommt auf € 19,50.
Auch speisentechnisch hat das „Stadtboden“ viel zu bieten: eine nette Frühstückskarte, ein abwechslungsreicher Brunch am Wochenende inklusive unlimitiertem Prosecco- oder Biergenuss, ein mit € 8,90 preislich noch im Rahmen liegendes Mittagsmenü, eine feine Auswahl an Süßspeisen für die Shoppingpause am Nachmittag und dann noch, ganztags erhältlich, die teilweise ausgefallenen Gerichte auf der regulären Speisekarte. Da hätten wir zum Beispiel ein phänomenales Avocado-Tatar mit knackigen Garnelen (sehr zu empfehlen) oder ein geschmacklich gutes Beef Tatar, das allerdings ein bisschen feiner faschiert sein könnte. Zur Hauptspeise ein Triestina Gulasch mit Polentaschnitte, ein Wiener Schnitzel vom Kalb oder Schwein oder ein interessanter Hamburger mit roten Rüben. Erwähnenswert sind aber vor allem die „Extrawürstel“: neben den typischen Klassikern wie Käsekrainer serviert man in dieser Brasserie nämlich auch Köstlichkeiten wie Rinderbratwurst, Italienische Salsicce oder – besonders raffiniert: französische Lammbratwurst mit Erdäpfelpüree, getrüffelte Weißwurst mit Brezen oder gar Currywurst mit Garnelen – ja, richtig gelesen, mit Garnelen. Für mich fix: wenn mich wieder mal der Würstelgusto packt, bin ich am Weg in dieses Lokal!
Ebendies machen laut Geschäftsführer Georg Jordan auch viele Gäste der Staatsoper nach der abendlichen Vorstellung: „Weils halt doch a bisserl gemütlicher is´ als am Würstlstand in der Kälte zu stehen.“
Geplant sind in nächster Zeit eine Freitagabend-Bar-RemmiDemmi – Stichwort Gin – und auch ein erweitertes Brunchangebot, immerhin gibt es außerhalb der namhaften Hotels am Ring kaum Brunch-Möglichkeiten im ersten Bezirk.
Mein Fazit: Das „Stadtboden“ ist ein Innenstadt-Allround-Talent, das die Biermeile quer über die Kärntner Straße komplettiert, ohne jedoch überteuerter Touristennap zu sein. Wenn es also darum geht sich in der inneren Stadt wann auch immer mit wem auch immer auf was auch immer zu treffen, wird mir künftig das „Stadtboden“ einfallen. Die Balance zwischen gemütlicher Bodenständigkeit und doch ein wenig Extravaganz scheint hier nämlich ziemlich gut gelungen zu sein, Bravo!
Stadtboden
Krugerstraße 8
1010 Wien
Tel. +43 (0) 1 512 16 37
Geöffnet täglich von 10:00-02:00Uhr