Die Kristallkugeln der Wissenschaft

Aus: Spektrum der Wissenschaft, neo Nr. 2
In alten Zeiten befragten Priester die Götter, wenn sie in die Zukunft blicken wollten. Längst haben Wissenschaftler diese Aufgabe übernommen: Mit Hilfe verschiedener Methoden loten sie aus, welche Entwicklungen in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten zu erwarten sind – egal, ob es darum geht, wie wir kommunizieren werden, womit wir uns fortbewegen könnten oder wie der Energiemix von morgen aussehen wird. Wie Forscher dabei zu ihren Prognosen kommen, erklärt die aktuelle Ausgabe von 'Spektrum neo', dem neuen Wissenschaftsmagazin für Kinder und Jugendliche aus dem Verlag Spektrum der Wissenschaft, das sowohl als gedrucktes Heft als auch als App für iPad und Android-Tablets erscheint.
Bei einer Delphi-Studie interviewen Forscher Hunderte von Experten. Erst wenn sich die Befragten darüber einig sind, welche Veränderungen auf ihrem Gebiet wahrscheinlich sind und welche nicht, endet die Studie. Armin Grunwald, Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie, erklärt dazu in 'Spektrum neo': "In Wirklichkeit können wir ja gar keinen Blick in die Zukunft werfen. Der Mensch steckt nun einmal in der Gegenwart fest. Aber er macht sich Vorstellungen von der Zukunft, und wir können Fachleute fragen, wie sie sich heute die Zukunft ihres Fachgebiets vorstellen."
Aber für Delphi-Studien, wie auch für andere Methoden der Zukunftsforschung, gilt: Die Vorhersagen der Wissenschaftler können nur dann eintreffen, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert. Das beste Beispiel dafür ist die Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 – sie verwandelte zumindest in Deutschland alle Prognosen in Sachen Atomstrom mit einem Schlag in Altpapier.
"In 'Spektrum neo' möchten wir jungen Leserinnen und Lesern möglichst authentische Einblicke in die Prozesse der Forschung geben", sagt Chefredakteur Carsten Könneker. Das Thema des neuen Heftes, "Die Welt im Jahr 2050", sei dazu besonders geeignet. Die Spektrum-Redakteure berichten darin unter anderem, wie die Häuser und Städte der Zukunft aussehen könnten, welche Schwierigkeiten zu meistern sind, um die Energiewende zu bewerkstelligen, und wie sich die deutsche Sprache bis zur Jahrhundertmitte weiterentwickeln dürfte.

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