Die Abstimmung zur Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien rückt immer näher. Die Befürworter der Unabhängigkeit gewinnen an Boden und die Debatten in Großbritannien werden immer heftiger. Einer der kritischen Punkte liegt in Faslane. In Faslane lieg die Clyde Naval Base, der britische Marinestützpunkt für die mit atomaren Gefechtsköpfen ausgestatteten Atom-U-Boote der Trident-Klasse. Faslane liegt nur 25 Meilen von Glasgow mit seinen 600.000 Einwohnern entfernt.
Sollte Schottland unabhängig werden, will die schottische Regierung den Stützpunkt schließen. Kein Wunder, dass die Alarmglocken in London schrillen. In Planspielen wurde schon davon gesprochen, dass Faslane zu einem souveränen, dem Vereinigten Königreich zugehörenden Territorium erklärt und damit der Zugriffsmacht der schottischen Regierung entzogen wird. Also so eine Art Krim, wo Russland in Sewastopol den Marinehafen für seine Schwarzmeerflotte sicherte und jetzt, wo man es für opportun hielt, die Krim handstreichartig kassierte. Die schottische Regierung hat diese Planspiele – noch vor den Ereignissen auf der Krim - mit der Annexion Kuweit’s durch Saddam Hussein verglichen. Nun gut, die Londoner Regierung hat erstmals alle derartige Gedankenspiele dementiert, weil man erkannte, dass dies der Unabhängigkeitsbewegung zusätzlichen Auftrieb geben würde. Aber sind damit solche Planspiele vom Tisch?
Warum wollen die Schotten die Marinebasis in Faslane los werden? Die Gefahr von Nuklearunfällen ist sehr hoch. Es gab bereits radioaktive Lecks und das Sicherheitsproblem soll laut Regierung ein Dauerthema sein. 2011 bestand die Basis den jährlichen Test für einen Unfall mit Nuklearwaffen nicht. Verständlich, dass sich die Schotten, insbesondere die Bewohner von Glasgow alles andere als sicher fühlen. Seit 1982 gibt es das “Faslane Peace Camp” neben der Marinebasis, wo Aktivisten und Aktivistinnen seit Jahren für die Schließung der Station kämpfen. Im Juli stoppten die Protestierenden einen Konvoy mit Nuklearwaffen. Sie schildern den Vorgang wie folgt: “Der Nuklear-Konvoy ist Teil des regelmäßigen Wartungsprogramms für die Trident Gefechtsköpfe in den U-Booten. Er setzt sich zusammen aus 3 bis 5 Schwerlastwagen für Gefechtsköpfe mit Unterstützungsfahrzeugen und einer Polizei- und Militär-Eskorte. Die Fahrt des Konvoys geht über fast alle britischen Autobahnen ausgehend vom Südosten Englands zur Westküste Schottlands. Dabei ist keine größere Siedlung im Land vor dem potentiellen Auswirkungen eines Atomunfalls bei diesen Transporten sicher”.
Simon Jenkins, Kommentator, bei der Zeitung “The Guardian” findet es gut, dass Schottland die Basis schließen will. Er schreibt: “Der Fall der Trident ist absurd. Schottland könnte uns helfen sie los zu werden.” Er schreibt: “Es ist kein Geheimnis, dass die meisten Verteidigungsminister sich gewünscht haben, dass Trident mit einem Knall im Rauch verschwindet. Aber keiner hat den Mumm, dies auch zu sagen. Der Finanzminister zahlt schließlich, da will keiner auf das rutschige Boot steigen. Faslane und seine Raketen werden dem britischen Steuerzahler die nächsten 25 Jahre über 100 Milliarden £ kosten, und für was? Britannien könnte ein dutzend Länder überfallen und deren Terroristen für weniger packen. Alex Salmond hat versprochen, dass, wenn die Schotten für die Unabhängigkeit stimmen, alle Nuklearwaffen bis 2020 vom schottischen Boden verschwinden müssen. Das Resultat war ein Ausbruch von Panik unter den normalerweise schläfrigen Kriegstreibern. Wo sollte man mit allen U-Booten und ihren Gefechtsköpfen hin, wenn nicht nach Schottland. Die wilden, unbewohnten schottischen Fjorde sind nicht so leicht in England oder Wales zu finden.”
Jenkins bezieht sich auf eine BBC-Sendung, in der vor kurzem der Untergang Britanniens beklagt wurde, wenn Faslane geschlossen werden sollte. Er berichtet: “Die in der Sendung benutzte Sprache ist der fader, altmodischer Imperialisten. Die Welt, in der diese Menschen leben, ist nicht die der Soldaten, Gewehre und Bomben, sondern von Denkfabriken, Reisekostenerstattungen und Seminaren. Die einzige Macht, die sie kennen ist Power Point.” Jenkins weist auf einen Bericht des Royal United Services Institute (Rusi) hin, das in der Angelegenheit Faslane abwiegle und erklärt, dass man mit geringen Kosten die nuklearen Gefechtsköpfe in die Marinebasis von Plymouth in Südengland verlagern könne. Für Jenkins Gedankenspiele von abgehobenen Bürokraten, die den lokalen Widerstand in Südengland überhaupt nicht in Betracht ziehen. Es gäbe noch eine Möglichkeit: Die Waffen in die USA zurückschicken, woher sie auch gekommen seien. Schließlich würden die Briten auch nicht unabhängig über diese Waffen verfügen, weil nur die Amerikaner den geheimen Code für deren Abschuss kennen.
Die Schlussfolgerung von Jenkins: “Wenn das schottische Referendum in der Tat die Absurdität von Britanniens nukleare Abschreckung ans Tageslicht zerrt, ist es allein dafür wert. Wenn es soweit käme und Trident mausetot gemacht wird, dann danke Salmond, danke Schottland.”
Informationsquelle
Trident submarine base: No 10 disowns MoD's Faslane sovereignty proposal
No pasaran! or: how to stop worrying and block the Bomb
The case for Trident is absurd. Scotland may help us get rid of it
Sollte Schottland unabhängig werden, will die schottische Regierung den Stützpunkt schließen. Kein Wunder, dass die Alarmglocken in London schrillen. In Planspielen wurde schon davon gesprochen, dass Faslane zu einem souveränen, dem Vereinigten Königreich zugehörenden Territorium erklärt und damit der Zugriffsmacht der schottischen Regierung entzogen wird. Also so eine Art Krim, wo Russland in Sewastopol den Marinehafen für seine Schwarzmeerflotte sicherte und jetzt, wo man es für opportun hielt, die Krim handstreichartig kassierte. Die schottische Regierung hat diese Planspiele – noch vor den Ereignissen auf der Krim - mit der Annexion Kuweit’s durch Saddam Hussein verglichen. Nun gut, die Londoner Regierung hat erstmals alle derartige Gedankenspiele dementiert, weil man erkannte, dass dies der Unabhängigkeitsbewegung zusätzlichen Auftrieb geben würde. Aber sind damit solche Planspiele vom Tisch?
Warum wollen die Schotten die Marinebasis in Faslane los werden? Die Gefahr von Nuklearunfällen ist sehr hoch. Es gab bereits radioaktive Lecks und das Sicherheitsproblem soll laut Regierung ein Dauerthema sein. 2011 bestand die Basis den jährlichen Test für einen Unfall mit Nuklearwaffen nicht. Verständlich, dass sich die Schotten, insbesondere die Bewohner von Glasgow alles andere als sicher fühlen. Seit 1982 gibt es das “Faslane Peace Camp” neben der Marinebasis, wo Aktivisten und Aktivistinnen seit Jahren für die Schließung der Station kämpfen. Im Juli stoppten die Protestierenden einen Konvoy mit Nuklearwaffen. Sie schildern den Vorgang wie folgt: “Der Nuklear-Konvoy ist Teil des regelmäßigen Wartungsprogramms für die Trident Gefechtsköpfe in den U-Booten. Er setzt sich zusammen aus 3 bis 5 Schwerlastwagen für Gefechtsköpfe mit Unterstützungsfahrzeugen und einer Polizei- und Militär-Eskorte. Die Fahrt des Konvoys geht über fast alle britischen Autobahnen ausgehend vom Südosten Englands zur Westküste Schottlands. Dabei ist keine größere Siedlung im Land vor dem potentiellen Auswirkungen eines Atomunfalls bei diesen Transporten sicher”.
Simon Jenkins, Kommentator, bei der Zeitung “The Guardian” findet es gut, dass Schottland die Basis schließen will. Er schreibt: “Der Fall der Trident ist absurd. Schottland könnte uns helfen sie los zu werden.” Er schreibt: “Es ist kein Geheimnis, dass die meisten Verteidigungsminister sich gewünscht haben, dass Trident mit einem Knall im Rauch verschwindet. Aber keiner hat den Mumm, dies auch zu sagen. Der Finanzminister zahlt schließlich, da will keiner auf das rutschige Boot steigen. Faslane und seine Raketen werden dem britischen Steuerzahler die nächsten 25 Jahre über 100 Milliarden £ kosten, und für was? Britannien könnte ein dutzend Länder überfallen und deren Terroristen für weniger packen. Alex Salmond hat versprochen, dass, wenn die Schotten für die Unabhängigkeit stimmen, alle Nuklearwaffen bis 2020 vom schottischen Boden verschwinden müssen. Das Resultat war ein Ausbruch von Panik unter den normalerweise schläfrigen Kriegstreibern. Wo sollte man mit allen U-Booten und ihren Gefechtsköpfen hin, wenn nicht nach Schottland. Die wilden, unbewohnten schottischen Fjorde sind nicht so leicht in England oder Wales zu finden.”
Jenkins bezieht sich auf eine BBC-Sendung, in der vor kurzem der Untergang Britanniens beklagt wurde, wenn Faslane geschlossen werden sollte. Er berichtet: “Die in der Sendung benutzte Sprache ist der fader, altmodischer Imperialisten. Die Welt, in der diese Menschen leben, ist nicht die der Soldaten, Gewehre und Bomben, sondern von Denkfabriken, Reisekostenerstattungen und Seminaren. Die einzige Macht, die sie kennen ist Power Point.” Jenkins weist auf einen Bericht des Royal United Services Institute (Rusi) hin, das in der Angelegenheit Faslane abwiegle und erklärt, dass man mit geringen Kosten die nuklearen Gefechtsköpfe in die Marinebasis von Plymouth in Südengland verlagern könne. Für Jenkins Gedankenspiele von abgehobenen Bürokraten, die den lokalen Widerstand in Südengland überhaupt nicht in Betracht ziehen. Es gäbe noch eine Möglichkeit: Die Waffen in die USA zurückschicken, woher sie auch gekommen seien. Schließlich würden die Briten auch nicht unabhängig über diese Waffen verfügen, weil nur die Amerikaner den geheimen Code für deren Abschuss kennen.
Die Schlussfolgerung von Jenkins: “Wenn das schottische Referendum in der Tat die Absurdität von Britanniens nukleare Abschreckung ans Tageslicht zerrt, ist es allein dafür wert. Wenn es soweit käme und Trident mausetot gemacht wird, dann danke Salmond, danke Schottland.”
Informationsquelle
Trident submarine base: No 10 disowns MoD's Faslane sovereignty proposal
No pasaran! or: how to stop worrying and block the Bomb
The case for Trident is absurd. Scotland may help us get rid of it