Die Körpersprache der Schrift

Von Mczarnetzki @m_cz

Auf AdviceToWriters.com bin ich auf folgenden Artikel gestoßen: Don’t Be Bullied By Punctuation

Ich gebe das mal in der deutschen Übersetzung wieder:

Wenn du laut sprichst, verwendest du immer Satzzeichen – mit deiner Körpersprache. Deine Zuhörer hören Kommas, Gedankenstriche, Fragezeichen, Ausrufezeichen, Anführungszeichen wenn du schreist, flüsterst, pausierst, mit den Armen wedelst, mit den Augen rollst, die Brauen hebst. Beim Schreiben spielt die Zeichensetzung die Rolle der Körpersprache. Es hilft dem Leser dich so zu hören, wie du gehört werden willst. Sorgfältiger Einsatz dieser kleinen Zeichen hebt den Klang deiner einzigartigen Stimme hervor und beschützt den Leser davor, gelangweilt oder verwirrt zu werden… [Zeichensetzung] existiert, um dir zu nützen. Lass dich von ihr nicht schikanieren.

Interessanterweise sagt der Grammatik-Duden das gleiche – wenn auch etwas akademischer ausgedrückt. Der Sinn der Zeichensetzung liegt darin, Zusammenhänge klar zu machen und Missverständnisse im Text zu vermeiden. Deshalb verwende ich auch sehr oft Satzzeichen – zu oft, wie manche meinen. Aber wenn ich einen Text schreibe oder lese, dann höre ich ihn in meinem Kopf. Höre, wo Pausen sind, wo etwas weggelassen wird, wann es lauter wird. Und mit meiner Zeichensetzung möchte ich erreichen, dass der Leser genau die gleiche Sprachmelodie hört.

Diese Einstellung mag nicht jedem gefallen – Generationen von Deutschlehrern würden im Grab rotieren (nicht meine, sie war noch ziemlich jung und sollte zur Zeit noch nicht im Grab liegen) – aber Sprache ist etwas Lebendiges. Und so etwas lässt sich nicht in starre Regeln pressen.

PS: Regeln an sich sind schon gut – zu viele oder zu wenige Kommas versauen einem das Leseerlebnis. Also lerne das Handwerk – die Zeichensetzungsregeln. Wenn du es beherrschst, und nicht vorher, dann überleg, welche Regeln du brechen kannst um Kunst zu schaffen.

Oder wie seht ihr das?