Die Königschroniken – Ein Reif von Silber und Gold | Stephan M. Rother

Die Königschroniken – Ein Reif von Silber und Gold | Stephan M. Rother

Titel: Ein Reif von Silber und Gold (Die Königschroniken #3)

Autor: Stephan M. Rother

Format: Broschur

Preis: 14,99 €

Seitenzahl: 384 Seiten

Verlag: Rowohlt Polaris

ISBN: 978-3-499-27406-0

Bewertung: 3 Sterne

Rezensionsexemplar

Inhalt

Das große Finale der Reihe steht an: im Kaiserreich der Esche ist es dunkel geworden. Alles scheint in Schieflage geraten zu sein, denn kein Getreide will mehr richtig wachsen, das Vieh bringt missgebildeten Nachwuchs zur Welt und grausige Bestien treiben ihr Unwesen. Und das Geschick der gesamten Welt scheint auf den Schultern zweier Frauen zu liegen: Leyken, die in der Esche im Süden ist und eine besondere Verbindung zu dieser aufzubauen scheint und Sölva im tiefen Norden, die als einzig überlebende Erbin des Morwas nicht weiß, was das Schicksal für sie bereit hält, wenn die Stämme von Ord sich nicht einigen können, wer den Reif von Eisen bekommt. Die Frage ist nur: sind die beiden den Aufgaben, die auf sie warten, wirklich gewachsen?


Im Oktober 2017 habe ich den ersten Band der Königschroniken-Reihe vom Rowohlt Verlag angeboten bekommen und mich unglaublich auf ein neues High Fantasy Abenteuer gefreut. Die Reihe habe ich mit „Ein Reif von Silber und Gold“ nun beendet und bin schon ein kleines bisschen traurig, dass ich das Reich der Esche nun schon wieder verlassen musste.

Es ist mehr als ein Jahr her, dass ich den zweiten Teil der Trilogie gelesen habe und deshalb war der Einstieg in den Abschluss der Reihe doch etwas schwieriger, als ich erwartet habe. Doch Stephan M. Rother macht es einem leicht: immer wieder werden zu Beginn die Ereignisse der vergangenen Bände kurz erwähnt und durch Gedankengänge der Protagonisten wieder in Erinnerung gerufen. Das hat mir ungemein geholfen, um schnell wieder in die Gänge zu kommen und wieder im Gedächtnis zu haben, was in den letzten beiden Bänden alles passiert ist und in welchem Zusammenhang die einzelnen Charaktere stehen. Der Schreibstil des Autors ist nach wie vor wirklich schön und leicht zu lesen. Die Beschreibungen sind weiterhin wirklich toll und ausführlich, sodass man sich einfach perfekt in das Reich der Esche hineindenken kann. Überhaupt die Idee dieser Welt begeistert mich nach wie vor. Ein riesiger uralter Baum, der das Gleichgewicht einer ganzen Welt hält, ist einfach großartig. Ist ein einzelner Ast im Ungleichgewicht, dann ist es auch der Teil der Welt, für den dieser Ast steht.

Auch die Atmosphäre im Buch ist wirklich gelungen. Eine düstere, kriegerische und gefährliche Zeit ist im Reich der Esche angebrochen. Überall herrscht Verwüstung, Hunger und Krieg. Niemand scheint mehr sicher zu sein und es wirkt so, als würden die Menschen sich auch nicht vertragen wollen. Etwas düsteres hängt über dem Reich und das lässt Stephan M. Rother perfekt durchklingen. Als Leser fühlt man sich selbst nicht mehr wohl in dieser Welt und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass endlich wieder Licht und Hoffnung zurückkehren. Die Frage ist nur, ob Sölva und Leyken ihre Aufgaben erfüllen können, die wohl für sie gedacht sind.

Wie schon im vorherigen Band stehen vor allem die beiden Frauen Sölva und Leyken im Vordergrund. Ihre Sichtweisen nehmen fast das gesamte Buch ein und bringen den Leser entweder in die Rabenstadt oder tief in den Norden zu den Stämmen des Otta. Ihre Situationen könnten nicht unterschiedlicher sein und doch ähneln sie sich: beide Frauen stehen vor einem Scheideweg. Sie müssen entscheiden, ob sie die Verantwortung übernehmen, die man ihnen möglicherweise gibt, oder ob sie sich weiterhin von jemand anderem leiten und führen lassen.
Sölva wird im Verlaufe des Buches klar, dass sie sich nicht nur um das Kind von Ildris kümmern muss, sondern dass sie vielleicht auch in der Entscheidung, wer der künftige König sein wird, mit einbezogen werden wird. Schließlich ist sie die letzte lebende Erbin des verstorbenen Königs Morwa und wurde von ihm mit viel Aufmerksamkeit gesegnet. Doch für die Männer und Anführer der jeweiligen Stämme ist es sehr schwierig eine Frau überhaupt nur anzuhören. Für mich war es jedoch klar, dass Sölva sich, durch ihre gesamte Entwicklung, genügend Selbstvertrauen angeeignet hat, um in dieser Männerbestimmten Welt zurecht zu finden. Sie hat den Mut bekommen, der nötig ist um dort zu bestehen und sich durchzusetzen. Das gefällt mir sehr an ihr. Sie hat sich weiterentwickelt und ist zu einer sehr starken Frau geworden, die weiß, wann sie für sich eintreten muss, um das Beste für ihr Volk zu erlangen.

Auch Leyken hat sich mittlerweile entwickelt auch wenn nicht so stark wie Sölva. Sie lässt sich nicht mehr komplett herumschubsen, stellt Fragen und versucht zu verstehen, was das Problem in der Rabenstadt und dem Reich der Esche ist. Gleichzeitig lässt sie Gnade walten und setzt sich dafür ein, die Esche zu retten. Als in der Rabenstadt ein Ausnahmezustand beginnt und Leyken nach und nach die Bedeutung von der Entführung ihrer Schwester und auch ihr selbst klar wird, beginnt sie zu verstehen, worauf alles hinauslaufen wird. Auch wenn sie nicht ganz so selbstbewusst wurde wie Sölva, so versucht Leyken ihrem Schicksal nicht mehr zu entkommen, sondern es anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Es ist nicht das, was sie sich für sich selbst und ihre Zukunft vorgestellt hat, doch notwendig und deshalb nimmt sie ihr Schicksal an.

Die Person, die schon im zweiten Teil enorm im Hintergrund war, wurde auch im dritten Teil nicht weiter hervorgehoben. Pol bekam wenige Kapitel, die teilweise kaum etwas mit der restlichen Entwicklung der Geschehnisse in Zusammenhang zu bringen sind. Man erfährt, wieso er der Auserwählte ist und was besonders an ihm ist und auch, dass er für die weiteren Geschehnisse wichtig sein könnte, doch das war es auch schon. Der Gesamtzusammenhang, den ich mir so unbedingt gewünscht habe, bleibt aus. Es fehlt etwas. Es fehlt an umfangreicheren Erklärungen, es fehlt letztlich an Nutzen von Pol. Er wurde als Charakter groß eingeführt, doch seine Reise hatte letztlich kein wirkliches Ziel und das war dann irgendwann sowieso egal. Vor allem bei Pol wurde auch deutlich, dass die Reihe ursprünglich vier Bände umfassen sollte. Höchstwahrscheinlich (ich vermute an dieser Stelle) waren die Verkaufszahlen nicht gut genug, um einen vierten Band rentabel für den Verlag zu machen. Also musste alles in einem dritten Teil verarbeitet werden und das ist, bei einer so komplex angelegten Story wirklich schwierig. Gegen Ende ist es unglaublich deutlich, dass der Autor das Ende nicht so gestalten konnte, wie er es sich gedacht hat, weil kaum etwas ausführlich erklärt wurde.

Der Gesamtzusammenhang wurde mir zwar klar und vor allem das letzte Kapitel hat mir wirklich gut gefallen, doch der Weg dorthin war ab Mitte des Buches eher holprig und mit wenigen Erklärungen. Alles wurde schnell zu einem Abschluss gebracht, ohne dass die Zusammenhänge wirklich deutlich hergestellt wurden. Man muss sich am Ende sehr viel selbst zusammenreimen und sehr viel selbst nachdenken und überlegen, um klar zu bekommen wie alles gedacht war. Trotzdem fehlt eben ein bisschen Anleitung durch den Autor, der Geschichte hätte es wirklich gut getan, wenn sie noch 100 Seiten mehr gehabt hätte, um die Geschichte würdiger zu beenden. Es ist einfach zu deutlich zu spüren, dass ein letzter Teil gestrichen wurde und somit die Planungen des Autors nicht so ausgeführt werden konnte, wie ursprünglich gedacht.

Fazit

Leider konnte die Trilogie nicht so gut abgeschlossen werden, wie ich es mir für diese komplexe Fantasy-Geschichte gewünscht hätte. Man spürt, dass der Autor alles gegeben hat, was er konnte, doch die Zusammenhänge wurden einfach nicht deutlich genug aufgeklärt, Erzählstränge führten quasi ins Nichts und wurden am Ende noch einmal aufgegriffen, damit es eben doch einen Gesamtzusammenhang ergab. Die Charaktere haben sich zwar teilweise weiterentwickelt, aber es wäre sicherlich noch mehr gegangen. Der Schreibstil und die Atmosphäre des Buches waren weiterhin toll und ich denke ich werde mir noch weitere Bücher des Autors anschauen. Der Abschluss der Reihe war schon in Ordnung aber ich habe mir sehr viel mehr davon versprochen.


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