Die Königs Chroniken – Ein Reif von Eisen | Stephan M. Rother

Von Livereadlove

Titel: Die Königs Chroniken – Ein Reif von Eisen

Autor: Stephan M. Rother

Format: Taschenbuch

Preis: 14,99 €

Seitenzahl: 381 Seiten

Verlag: Rowohlt Polaris

ISBN: 978-3-499-27356-8

Bewertung:

Inhalt

Das Kaiserreich der Esche wird von Unruhen geplagt. Die Blätter des heiligen Baumes beginnen zu welken – ein Machtwechsel steht direkt bevor.
In dieser düsteren Zeit versucht Hetmann Morwa die Völker des Nordens zu einem großen Königreich zu vereinen. Sein Ziel ist in greifbarer Nähe, denn nur ein Stamm muss noch besiegt werden. Die Zeit drängt allerdings, denn Morwa spürt sein eigenes Ende nahen und er weiß noch immer nicht, welchem seiner Söhne, er den Reif von Eisen überreichen soll.
Gleichzeitig will die junge Leyken aus dem Oasenvolk des Südens einen Schwur erfüllen und begibt sich auf die Suche nach ihrer entführten Schwester, allerdings fällt sie in die Hände von Höflingen in der kaiserlichen Rabenstadt und muss dort zurecht kommen, ohne sich richtig verständigen zu können.
In der längsten und kältesten Nacht des Jahres spitzen sich dann die Ereignisse zu und das Schicksal der Welt scheint in den Händen von drei Frauen zu liegen..

Ein Buch, das eine sehr lange und ausführliche Einleitung für eine Reihe darstellt und vor allem durch die Charaktere besticht. 

Als die Rezensionsanfrage vom Rowohlt Verlag für dieses Buch gekommen ist, habe ich mich sehr darüber gefreut, denn die Geschichte klang unfassbar spannend. Ein High Fantasy Abenteuer ganz nach meinem Geschmack. Dass das Buch dann doch nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt habe, musste ich jedoch recht schnell feststellen. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar!

Ich habe recht lange gebraucht, um Zugang zu dieser Geschichte zu finden. Es kommen viele Charaktere zu Wort, die sich nicht mit Erklärungen aufhalten, sondern direkt ins Geschehen einführen. Man weiß zunächst nicht, was Sache ist und kann nur langsam ein Bild von dem erhalten, was sich im Kaiserreich der Esche abspielt.
An unterschiedlichen Orten habe ich nach und nach die Charaktere kennen lernen können und einiges über die Welt, in der man sich befindet, erfahren. Ganz durchdrungen habe ich das System bisher allerdings nicht.

Vor allem Sölva hat mich von Anfang an für sich eingenommen. Das junge Mädchen ist die uneheliche Tochter von Morwa, dem Hetmann der nördlichen Stämme. Er wird bald König sein, wie einer seiner Vorfahren, wenn es ihm gelingt den letzten verbliebenen Stamm zu unterwerfen. Sölva darf den Tross ihres Vaters begleiten und als Tochter des Hetmanns wird ihr auch eine gewisse Achtung entgegen gebracht. Sie ist noch sehr jung, hat jedoch eine sehr hohe Auffassungsgabe. Sie beobachtet viel und genau und sie scheint dadurch viel mehr wahrzunehmen, als andere. Dass sie die Tochter des Hetmanns ist beweist sie durch eine sehr mutige Tat und dadurch wird auch ihr Vater erneut auf sie aufmerksam. Gleichzeitig wirkt sie unfassbar unschuldig und zerbrechlich, obwohl ich mir absolut sicher bin, dass sie zäh und unnachgiebig sein kann. Sölva hat ihr volles Potential noch nicht entfaltet aber ich bin sicher, dass im Verlauf der Reihe ihre wahre Bestimmung und vor allem ihre wahre Stärke noch zum Vorschein kommen wird. Ihre Rolle ist mit Sicherheit weit größer, als der erste Band zeigt.

„Und die Welt war grauer geworden in den Jahren seines Lebens. Die Dunkelheit würde kommen. Wenn die letzten Schritte nicht gelangen, wenn die Menschen des Nordens nicht voll und ganz zueinander gefunden hatten, dann würden sie sich in dieser Dunkelheit verlieren.“ (S.30)

Morwa, der Hetmann, wird von einer Krankheit gequält, die ihm nur noch wenige Wochen lassen wird. Ihm ist klar, dass die Zeit zwischen seinen Fingern zerrinnt und er dringend einen Nachfolger bestimmen muss. Trotzdem möchte er zuerst den letzten Stamm unterwerfen, um den Reif von Bronze aufgesetzt zu bekommen, damit er als König sterben kann und sein Erbe die gesamten Stämme hinter sich weiß. Doch welcher seiner Söhne soll er bestimmen? Wird die Wahl die Richtige sein? Morwa ist ein komplett anderer Charakter als seine Tochter. Er hat sein Leben gelebt, hat unzählige Kämpfe bestritten und ihm ist das unfassbare gelungen: er hat fast alle Stämme unter einem Banner geeint. Nur noch ein Volk gilt es zu schlagen und ihm ist klar, dass dieser letzte Kampf alles entscheiden wird. Der Hetmann war mir sehr sympathisch, denn er bleibt seinen Prinzipien treu, versucht jede Entscheidung genau abzuwägen und versucht auch auf seine Berater zu hören, auch wenn ihm das nicht immer gelingt. Eine seiner finalen Entscheidungen zum Ende des Buches hin, konnte ich nicht so wirklich nachvollziehen, aber es musste so kommen, um die Spannung und vor allem die Dramatik der Handlung an sich zu steigern. Es gibt eben so viel mehr Konfliktpotential für die anderen Teile der Reihe.

Außer Morwa und Sölva kommen auch noch Pol aus Carcosa und Leyken aus dem Oasenvolk zu Wort. Diese beiden Charaktere haben mir auch recht gut gefallen, ihre Rolle in der Geschichte habe ich jedoch bis zum Ende hin nicht komplett verstanden. Die Handlungsstränge von Morwa und Sölva haben für mich sehr viel mehr Sinn ergeben und sind in einem Zusammenhang gestanden. Leyken ist teilweise mit deren Erzählstrang verbunden, das spielt aber in diesem Teil der Reihe nur eine geringfügige Rolle. Pol steht mit seiner Geschichte bisher völlig alleine da und aus diesem Grund habe ich den Erzählstrang um ihn herum auch nicht so gern gelesen wie die anderen. Nicht, weil es nicht ebenso gut geschrieben und dargestellt ist, wie die anderen Kapitel, sondern einfach, weil ich den Sinn dahinter noch nicht verstanden habe. Mir fehlen einfach die Zusammenhänge und das fand ich doch sehr schade, denn alles in allem ist die Geschichte super interessant und spannend gestaltet.

An sich hat mir das Buch gut gefallen, denn es gab durchgehend spannende und aufregende Momente, die Charaktere waren sehr gut dargestellt und ich habe zu zwei von ihnen auch eine stabile Bindung aufbauen können. Trotzdem hat mir die Tiefe gefehlt. Ich habe mich eher gefühlt, als würde ich eine ellenlange Einleitung lesen, anstatt den ersten Teil einer Reihe. Der Höhepunkt der Geschichte hat mir schlicht und ergreifend gefehlt. Die Handlung spitzt sich zu und man spürt, dass demnächst etwas passieren wird. Man fiebert darauf hin und dann… nichts. Das Buch ist zu Ende. Ich habe nur Fragen im Kopf und keinerlei Antworten bekommen. Auf keine einzige Frage, die ich mir gestellt habe, gab es auch nur einen Hinweis zur Lösung. Irgendwann habe ich es eher als ermüdend angesehen immer weitere Teile des Puzzles zu finden, sie alle aber nicht zusammen setzen zu können, weil mir der äußere Rand fehlt. Ich konnte einfach die Zusammenhänge der Erzählstränge nicht richtig erkennen, was ich unglaublich schade gefunden habe.

Fazit

Das Buch besticht mit einem rasanten Schreibstil und vor allem tollen Charakteren. Allerdings haben mir die Zusammenhänge zwischen den Erzählsträngen gefehlt und ich habe mich an eine super lange und ausführliche Einleitung erinnert gefühlt. Der Höhepunkt der Geschichte hat mir gefehlt, obwohl die Spannung sehr gut aufgebaut wurde. Das Ende der Geschichte ist für mein Gefühl zu früh gesetzt worden. Mal sehen, was Band 2 bereit hält, denn ich denke, dass ich dieser Reihe gerne noch eine Chance geben möchte.