Ich werde gar nicht erst um den heißen Brei reden und möchte bereits zu Beginn dieser Besprechung verkünden, dass Erika Johansen es als eine von Wenigen geschafft hat, eine Reihe zu schreiben, die mich durchweg begeistern konnte. Und auch wenn ich sagen muss, dass ich ihren dritten Teil als schwächsten der drei Bände empfinde, war dieser doch noch um Weiten besser als so manch anderes Finale, welches ich in den letzten Jahren gelesen habe. Starke Frauenfiguren, authentische Politik, eine originelle Idee und facettenreiche Persönlichkeiten sind nur ein kleiner Teil von dem, was ihre Trilogie um die junge Königin und ihr Reich Tearling dabei zu bieten hat.
Die Rätsel werden gelüftet, oh ja, das werden sie, und wie wir es von der Autorin gewohnt sind, kommt dabei so einiges ans Licht, was wir nicht erwartet hätten. Ich habe während des Lesens sehr viel gegrübelt und wollte den Dingen damit auf den Grund gehen, und dennoch schaffte es Frau Johansen mich in 90 % der Fälle daneben liegen zu lassen. Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass ihre Geschichte so unkonventionell daherkommt und man nur sehr wenige Parallelen zu Büchern ziehen kann, die man bisher gelesen hat. Die gute Seite ist nicht immer gut, die böse nicht immer böse und die Welt eben nicht schwarz oder weiß. Irgendwann bewundert man plötzlich Personen, die man vorher nicht mochte, und verflucht frühere Lieblinge. Sie macht es einem wirklich nicht leicht.
Man kann vom großen Ende halten was man möchte, ich persönlich finde es aber fast genial. Frau Johansen beweist, dass es schöne Enden ohne Happy End geben kann und dass eben nicht alles so verlaufen muss, wie wir es uns vorher gedacht haben. Ich kann mir vorstellen, dass einige Fans der Reihe das Buch wütend in eine Ecke werfen werden, andere dagegen, zu denen ich mich auch zähle, sitzen wahrscheinlich auf ihrem Lesesessel und wissen nicht, ob sie sich freuen, oder lieber weinen sollen. Ja, ich hatte mir eigentlich so gut wie alles an diesem Buch anders vorgestellt als es schlussendlich war, und trotzdem bin ich zufrieden. Ich glaube, die Kunst einer Autorin kann auch darin liegen, die Erwartungen der Leser vollkommen zu zerstören und etwas viel Besseres zu erschaffen. Für mich fühlte es sich so an.
Lange Rezi, kurzer Sinn...
+Rückblicke, die Geheimnisse lüften, zwei starke Königinnen und ein atemberaubendes Ende.
-Langsamer Einstieg und ein paar unlogische und unrealistische Überlegungen bezüglich des Endes.