In der Kunst der Verhandlungsführung (und Diplomatie) gibt es eine goldene Grundregel: Halte Dir möglichst immer möglichst viele Optionen offen.
Optionen bedeuten Flexibilität!
Nach dieser Regel haben Athleten wie Jan Frodeno immer die besten Karten. Sportler, die in allen drei Disziplinen absolute Weltklasse-Leistungen abrufen können, darüber hinaus über ausgezeichnete mentale Fähigkeiten verfügen und die Klaviatur der Psycho-Spielchen auch spielen können, brauchen im Grunde nichts und niemanden fürchten. Dass gerade die IRONMAN-Weltmeisterschaften immer wieder mit Unvorhergesehenem aufwartet, macht eben auch den Reiz dieses Rennens aus. Man kann Ergebnisse nur sehr schwer voraussagen. Dass ich mit meinem sehr frühen Kaffeesatz-Lesen (DNS oder DNF bei Frodo) erstaunlich nah dran lag, war natürlich blanker Zufall. Aber auf dem Papier ist ein Herr Frodeno an einem guten Tag nur sehr schwer zu schlagen.
Erstaunlicherweise können wir heute das Gleiche über einen Patrick Lange sagen. Beim Schwimmen brennt nichts an (er schafft es konstant mit der 48:xx-Gruppe aus dem Wasser). Dann muss er „nur“ die 180k mitcruisen, darf aber selbst so Killer-Typen wie einem Lionel Sanders 10 Minuten Vorsprung geben, da er in diesem Jahr bewiesen hat, dass das in 2016 kein Anfänger-Glück war. Wer nach der Nummer den echt schweren Kona-Marathon in der fast exakt gleichen Weltklassezeit runterballert, ist einfach der König. Am ehesten kam in diesem Jahr David McNamee dran. Gleiches Muster: Die große Schwimm- und Radgruppe und dann der zweitbeste Lauf des Tages (verliert „nur“ 5½ Minuten auf Patrick – alle anderen schon über 10 Minuten!).
Und unser Sebi (s.o. Bild vom IRONMAN Frankfurt 2013)? Wie er – ehrlich und selbstkritisch wie er ist – schon in diversen Interviews zum Besten gab: Er muss sich echt was überlegen. Lasst uns ehrlich sein: Nach all den Jahren wird es höchstwahrscheinlich nicht plötzlich *klick* machen und er avanciert zum Spitzenschwimmer. Im Gegensatz zu einem der Haupt-Widersacher und Anwärter auf die Krone von Kona, Lionel Sanders, scheint er sich auch keinen Millimeter vorwärts zu bewegen, was seine Schwimm-Möglichkeiten betrifft. Zum Radfahren braucht man nichts zu sagen – das ist konkurrenzfähig auf allerhöchstem Weltklasse-Niveau. Und dann muss ich zugeben, dass ich ihm nach angeblich optimaler Lauf-Vorbereitung mehr beim Marathon zugetraut habe. Hallo! In T2 war noch alles offen und die ersten 10k auf dem Ali’i Drive sahen auch richtig smooth aus. Aber hintenraus, als es zählte, knickte er leider ein und verlor so auch noch den letzten Podiums-Platz. Zum heulen! Ein 2:57 h-Marathon reicht heute eben nicht mehr.
Nur so ein paar Gedanken an einem entspannten Samstag-Nachmittag nach einer schönen Offseason-Runde durch den Schönbuch…
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