Die Kochgarage – Das Kochbuch: Eine Vorstellung

Von Stefan König @DerKoenigKocht

Vor einigen Tagen hatte die Kochgarage, erneut, zu einem Event der Extraklasse in ihren Münchner Räumlichkeiten eingeladen. Mit dabei war die gesamte Münchner Blog Society: Steffen von feed me up before you go-go, Dorothee von bushcooks Kitchen, Claudia von Dinner um 8, Rachel von Arts in Munich (Für die Münchner Leser: Geheimtipp!), der Björn von happy plate und noch viele weitere. Freudiger Anlass der Küchenparty war der offizielle Kochgaragen und Kochgaragenkochbuch Geburtstag. Das Kochbuch stellt das Baby der Kochgarage dar. Es wurde bzw. wird vom ganzen Team entwickelt und gelebt. Das Kochbuch zeigt sich in den Rezepten ebenso vielfältig und bunt wie das gesamte Team der Kochgarage. Nach den zwei nachgekochten bzw. interpretierten Rezepte aus dem Kochbuch will ich heute eine kurze Vorstellung und Besprechung des Buchs geben. Grundsätzlich kann ich aber vorab schon mal sagen: Das Kochbuch ist sehr spannend und interessant, hat aber ein paar Schwächen im Bezug auf die Zielgruppe. Tim Mälzer (von dem wird es in der nächsten Zeit noch ein bisschen mehr hier geben) hat im Vorwort nicht nur die Kochgarage, sondern das gesamte Konzept inkl. dem Kochbuch sehr schön und treffend beschrieben:

Selten bin ich in Deutschland auf freier Wildbahn mit so emotionalem Essen konfrontiert worden. Man sitzt an einer langen Holztafel, kann mit dem Löffel aus der Schüssel essen. (Tim Mälzer)

Die Bewertung des Kochbuchs ist dabei maßgeblich durch das Ausprobieren verschiedener Rezepte entstanden. Zwei dieser Rezepte habe ich in leicht abgewandelter Form hier im Blog veröffentlicht. Die Ente auf Reisnudeln und das fantastische Zitronentiramisu.

Das Buch

Diese und weitere warme Worte bilden die direkte Einführung in das Buch. Es geht los mit einer sehr ausführlichen Vorstellung der Philosophie des Buches. Neben der Kunst der Improvisation wird auch ein kurzer Einblick auf die Entstehungsgeschichte des Buches gegeben. Auf den Seiten 14ff trifft man sodann aber auf die (fast) wichtigsten Seite des Kochbuchs.

Die Einführung

Neben den Mantras und Grundsätzen gibt es die Bedienungsanleitung für die Rezepte. Denn diese sind im Vergleich zu anderen Kochbüchern anders aufbereitet. Die Grundelemente sind weiterhin vorhanden, die Geschmacksträger sowie die Möglichkeiten zur Improvisation werden speziell aufgeführt. Darüber hinaus gibt es eine Einführung in die notwendigen Basics, sprich: Zutaten und Werkzeuge die benötigt werden, aber in der Küche vorhanden sein sollten.

Der Aufbau

Der weitere Aufbau des Buches entspricht im Großen und Ganzen dem gewohnten Aufbau eines Kochbuchs. Rezepte unterteilt nach verschiedenen Kategorien (Auf der Wiese, In der Luft, Im Wald, Durchgedreht, ...). Bei einigen Rezepten finden sich kurz Vorstellungen der einzelnen Kochgaragen Mitarbeiter. Spannender sind dann aber die gelegentlichen Einwürfe zur Resteverwertung. In der Form von kurzen Dialogen wird ein wenig dargestellt, was aus den Resten der verschiedenen zubereiteten Rezepte noch schönes Zaubern könnte.

Das Layout und Design

Beim Layout finde ich es sehr lobenswert, dass die einzelnen Zutaten bei der Verwendung im Text hervorgehoben sind. Das macht zwar das Layout ein wenig unruhig, erleichtert aber die Lesbarkeit ungemein. Die Rezepte bzw. das gesamte Kochbuch wird von einer Reihe verschiedener Bilder begleitet. Diese sind immer schön angerichtet und machen Lust auf mehr. Teilweise werden auch einzelne Arbeitsschritte näher beleuchtet. Durch die mattierte/raue Oberfläche des Buches wirken die Bilder oftmals ein wenig blass/farblos.

Die Rezepte

Bei den Rezepten bewegt sich das Kochbuch einmal rund um die Welt. Kein Kontinent wird ausgelassen und es findet sich sicherlich für fast jeden Geschmack ein passendes Rezept. Wie ich vorher bereits angedeutet habe, werden bei jedem Rezept zu ein paar der Zutaten verschiedene Alternativen angeboten. Von der Idee halte ich das für überragend. In der Praxis ist das aber leider ein wenig problematisch, da keinerlei Mengenangaben aufgeführt werden. Generell halte ich auch die Liste der benötigten Zutaten für ein wenig zu lang, oftmals sind es (inkl. der Aromen) mehr als 10 benötigte Bestandteile für ein einzelnes Rezept. So ist beispielsweise bei dem von mir nach gekochten Zitronentiramisu Limoncello als Ersatz für den ursprünglichen Sirup vorgeschlagen. Tränke ich allerdings die Löffelbiskuit in rund 200ml Limoncello, habe ich wohl alle Gäste ihrer Möglichkeit selbst heim zu fahren beraubt :). Ebenfalls ein wenig schade in diesem Bereich, für viele einfach erhältliche Zutaten sind alternativen Angeboten, für einige der Zutaten (beispielsweise Kenwurzel) wäre die Angabe von solchen Improvisationsmöglichkeiten aber sinnvoller gewesen. Daneben sind mir noch zwei Dinge ein wenig störend aufgefallen: Die inflationäre Verwendung von "Fleur de Sel", zwar bin ich ein großer Fan von selbigem. Für die Verwendung in Currypasten, direkt in Gerichten o.Ä. halte ich es jedoch für verschwendet. Die feinen Aromen des Salzes gehen bei einer solchen Verarbeitung meiner Ansicht nach verloren bzw. können sich nicht entfalten. Ich habe es daher in allen Rezepten durch normales Meersalz ersetzt und nur beim Servieren noch ein wenig des "Fleur de Sel" über das Essen gestreut. Der zweite Punkt ist ein wenig in der beschreibenden Natur des Buchs anzusiedeln, bei einigen Rezepten werden (für mich) ungewöhnliche Verarbeitungsschritte durchgeführt (z.B. Braten, Marinieren, nochmal Braten), hier wäre es schön, wenn die Gründe für dieses Vorgehen näher erläutert werden würden. Ohne Erklärung hatte ich ein paar Fragezeichen auf der Stirn stehen. Alles in allem sind die Rezepte aber gut nachzukochen, in sich schlüssig und konnten mich auch geschmacklich überzeugen.

Fazit

Grundsätzlich handelt es sich bei dem Kochgarage Kochbuch um ein sehr schönes Kochbuch, das bei mir auf dem Stapel sicher nicht nach unten rutschen wird. Es sind so viele interessante und abwechslungsreiche Rezepte enthalten, die schon beim Überfliegen des Buches Lust auf viel mehr machen. Problematisch finde ich aber ein wenig die Zielgruppe des Buches, einige der Rezepte würde ich vom Niveau durchaus fortgeschrittenen Hobbyköchen zuordnen. Mit dem Grundsatz der Improvisation richtet sich das Buch allerdings an deutlich weniger fortgeschrittenes Publikum, das hier noch größeren Aufklärungsbedarf hat. Dieses Publikum ist dann allerdings oftmals (noch) nicht in der Lage die Mengen der benötigten Alternativen an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Ich kann mich daher mit gutem Gewissen hinstellen um festzustellen: Das Kochgaragen Kochbuch ist eine gute Investition, die kleineren Schwächen werden aber durch die tolle, bunte und moderne Küche mehr als ausgeglichen. Zusätzlich verfolgt es keines der aktuellen Hype Themen (Paleo, Low Carb, Vegan, ...) und hat dennoch eine sehr abwechslungsreiche Küche mit viel frischen & gesunden Zutaten.

(Die Kochgarage, - Das Kochbuch aus dem Südwest Verlag, ISBN: 978-3517093239, Preisempfehlung: 24,99€)
Disclaimer: Ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, die Bewertung erfolgte nach bestem Wissen und Gewissen. Die Rezension ist rein subjektiver Natur und auf Basis meiner Beobachtungen, als interessierter Laie, entstanden. Es erfolgte keine Beeinflussung und Einflussnahme meiner persönlichen Meinung durch Dritte.