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Auch in der Meditationspraxis (Sadhana), durch die eine Ermächtigung dann in den spirituellen Pfad gebracht wird, gibt es dieses Leerwerden durch die Meditation der (dreifachen) Leerheit und anschließendem stufenweisen Hervorbringen der Elemente. In der Nyingma-Tradition erfolgt dies durch drei Versenkungen (Samadhi). Die erste Versenkung ist der Samadhi der Leerheit, die zweite ist der Samadhi des Ausstrahlens und die dritte ist der Samadhi der Ursache in Form der Keimsilbe. Auf diese Weise erfolgt in der Sadhana eine beständige Bereinigung der unreinen Identität. Diese unreine Identität - „Ich" genannt - wird ja durch die Sadhana in eine reine Sicht auf sich selbst und die Welt als Gottheit und Mandala verwandelt.
Die folgenden Zeilen sollen als Inspiration dienen und einen kurzen Einblick gewähren, wie eine Sadhana strukturiert ist. Bestimmte Textstellen sowie Visualisation und Mantra-Rezitationen werden hier nicht genannt, da diese eine Ermächtigung erfordern. Doch die grundsätzliche Praxisstruktur kann geschildert werden.
Die verborgene, geheime Herzenspraxis des glorreichen Vajrakilaya, das Ritualhandbuch für die Meteoriteisenklinge, die Mara besiegt, genannt: „Das Fest der klaren Manifestation des Heruka."
Dahingehend wird vom Praktizierenden die Ermächtigung in das Wurzel-Mandala in Übereinstimmung mit der Tradition genommen. Der Yogi hält die allgemeinen und besonderen Phurba-Samayas weiterhin vollständig rein. Indem er die überragende und feste Absicht trifft, die zwei Arten der Siddhis zu erlangen, sollte er gewissenhaft sich in den Methoden der Annäherung und der Vollendung dieser äußerst ausgezeichneten der höchsten Gottheiten anstrengen. Durch diese eigentliche Form, die als die Macht und Fähigkeit der erleuchteten Aktivität aller Siegreichen erscheint, werden die Scharen der Hinderer, der Maras, der feindlichen Kräft und Geister, die aus den Samaya-Brüchen entstehen und die alle Charakteristika für dieses Zeitalter des Niedergangs sind, augenblicklich unterworfen. Seine höchsten und allgemeinen Siddhis werden mit Leichtigkeit gewährt und die Macht seines Mitgefühls ist speziell rasch verglichen mit anderen Yidams. So ist er bestimmt die einzige Herzensgottheit aller verwirklichten Vidyadharas von Indien und Tibet.
Dann die Vorbereitungen. Hier gibt es elf Abschnitte: 1) Zufluchtnahme; 2) Bodhicitta erzeugen; 3) Verdienst ansammeln; 4) Hindernisse bannen; 5) den Schutzkreis errichten; 6) Fehler und Übertretungen bekennen; 7) das symbolische Tor öffnen; 8) symbolische Niederwerfungen ausführen; 9) das Samaya einhalten; 10) den Segen herabbringen; und 11) die Opfergaben segnen. [...] Die Erscheinungswelt ist seit allem Anfang an rein. In der gewaltig großen Weite des grundlegenden Raumes ist ihr natürlicher Ausdruck das spontan entstandene, uranfängliche Weisheits-Mandala des Vajrakilaya. Nachdem man dies symbolisch durch geschickte Mittel ausgedrückt hat, meditiert man, dass das Tor zur selbstentstandenen visionären Erfahrung geöffnet wird und das Mandala den gesamten Raum durchdringt. [...] Mit dem wunderbaren Gedanken, dass man schon mit dem manifesten wahren Antlitz der uranfänglichen Weisheitsgottheit zusammengetroffen ist, welche niemals mit dem eigenen Gewahrsein zusammenkommt oder sich davon trennt, verweilt man in der essentiellen spontanen Klarheit und rezitiert: [...] Das angeborene reine Gewahrsein, die eigentliche Essenz von Vajrakumara, ist durch diskursive Gedanken plötzlich verschleiert. Seine inhärente Macht und Kreativität kommen nicht durch. Dies meditiert man, bis sich die Siddhis der drei Vajras tatsächlich manifestiert haben, aus dem hohlen Raum in den Befleckungen selbst auftauchen, so wird man das Herz-Samaya nicht vermeiden können. [...] Der Vidyadhara-Guru und die Gottheiten des Mandala des großen glorreichen Kilaya kommen wie Wolkenmassen am Himmel zusammen. Man meditiert, dass die gesamte belebte und unbelebte Welt als der große uranfängliche Weisheitsausdruck in der großen Weite seiner Reinheit gesegnet wird. [...] Dies sind die grundlegenden Stufen der Praxis.
[...] Das rezitiert man und visualisiert ganz klar und deutlich das Wurzel-Mandala des Heruka Yab-Yum und ihre magischen Ausdruck ihres Geistes uranfänglicher Weisheit, die fünf Familien. Dann in den zehn Richtungen die Erzeugung des Mandalas der Zornvollen. Man stellt sich vor, dass Bodhicitta-Wolken der Hauptgottheiten Yab-Yum in meditative Vereinigung eintreten und auf die zehn Richtungen herabkommen. Durch ihre vollständige Verwandlung ist das gewaltig große Mandala der Zornvollen spontan vollendet. [...]
Man rezitiert in einem Zustand der unabgelenkten, klaren Manifestation der Gottheitenversammlung der drei Mandalas im Allgemeinen und insbesonders sich selbst als das Wurzel-Mandala Yab-Yum in seiner korrekten Erscheinung - mit den Gesichter, Armen, dem Schmuck, den Gewändern und feinen Einzelheiten. [...] Weiters verwendet man beim Rezitieren die Methode, die wie eine Fakel ist, die einen Feuerkreis erzeugt, als ob man einen Bienenstock zerstört, wie Funken bei der Arbeit eines Schmiedes sprühen und nimmt dazu die philosophische Sichtweise des Pfades ein etc. Diese Schlüsselpunkte sollten aus den Kernanweisungen verstanden werden. [...] Dies rezitiert man, sodass der nicht-begriffliche Geist ganz klar ist, ohne diskursive Gedanken und ist in einem Zustand, der so rein wie das Herz des Himmels ist. Leer in seiner natürlichen Eigenschaft, so wie die unaufhörliche Schöpfungskraft des Gewahrseins, die drei Mandalas. In dem Moment, wo dies erscheint, belässt man die die sechs Bewusstseine natürlich entspannt im ungeborenen reinen Zustand, dem es jeglicher Selbstnatur mangelt, im reinen Gewahrsein des Nicht-Greifens. Man sollte das Mantra ohne Greifen rezitieren. Sein leerer Klang erscheint aus dem Zustand reiner Lichtheit und des lebhaften Leuchtens, welcher jenseits von Gedanken und frei von Extremen ist.
Drittens, zum Abschluss die Stufen der Aktivitätspraxis. Diese hat elf Abschnitte: 1) die Tshog-Opferung; 2) Ermahnung; 3) an das Versprechen erinnern; 4) das Waffenritual; 5) die alten Schützerinnen; 6) den Pferdetanz ausführen; 7) das Opfer der Danksagung; 8) die Gottheit um Vergebung bitten; 9) die Auflösung des Mandalas; 10) das Ziel zum Ausdruck bringen; und 11) die Rezitation der Glückwünsche.
Dies ist die „Die verborgene, geheime Herzenspraxis des glorreichen Vajrakilaya, das Ritualhandbuch für die Meteoriteisenklinge, die Mara besiegt, genannt: „Das Fest der klaren Manifestation des Heruka." Aufgrund des Flehens kluger Suchender auf diesem Pfad, habe ich den Wunsch gehabt, mir und vielen anderen wirklich zu nützen. Im Einklang mit den Absichten der Kernanweisungen habe ich die maßgeblichen Praktiken des Hauptrituals für die verborgene Praxis miteinander kombiniert. Wenn die Gelegenheit für die Ausführung der Abschnitte des Rituals naht, kann man es ausstatten mit allem, was passend erscheint und mit der Praxis fortfahren.
Ich, Jigdral Yeshe Dorje Geleg Nampar Gyalwa'i De, ein Sproß der Vidyadharas, näherte mich dem 29. Lebensjahr und schrieb dies im Jahr des Wasser-Affen im 16. Kalenderzyklus am ersten erfreulichen Tag der Methode des halben (zunehmenden) Mondes in der Konstellation des Pushya, am Tag des Gurus der Gottheiten (donnerstags), als die glückverheißende Verbindung der Pushya-Konstellation sich mit seiner lieblichen Frau traf.
Der Text wurde zum Glück im Bereich des glorreichen Herrschers im Zentrum von Pema Köd, im Khenpa-Tal, dem Zufluchtsort des Evam Dechen Chökhorling produziert. Dadurch mögen die erleuchteten Aktivitäten des wunderbaren, tiefgründigen Pfades sich verbreiten und anwachsen und für lange Zeit in allen Zeiten und an allen Orten verweilen. Mögen alle grenzenlosen fühlenden Wesen vollständig siegreich über die Armeen der vier Maras sein und mögen sie rasch die Stufe des großen glorreichen und siegreichen Vajrakumara erreichen! SARWA DA MANGALAM. JAYANTU.