Die kleinen Aufreger des Alltags

Gestern las ich dies von Tanja vom Tafjora-Blog

Die kleinen Aufreger des Alltags

Es ging mir wirklich nah und brachte mich zum Nachdenken.

Wie unwichtig sind doch manche Dinge, die mich ärgern, nerven oder aufregen?

Da werden diese kleinen Dinge auf einmal total nebensächlich, die tagtäglich zu Missverständnissen führen, vielleicht sogar manchmal zum Streit, die mich insgeheim aufregen, weil z. B. irgendwas an einer anderen Stelle steht oder liegt und ich es dann eine Minute länger suchen muss.

Wenn ich nachts neben meinen Kindern liege und ziemlich wenig Platz habe, weil sie kreuz und quer im Bett liegen, dann kann ich mich darüber ärgern oder es hinnehmen, darüber hinwegsehen oder mich sogar darüber freuen: denn ich habe zwei Kinder, die bei mir sind, meine Nähe genießen und deren Nähe ich genießen darf, die gesund sind. Ich gehe sogar noch weiter, denn es bedeutet auch, dass wir ein Bett haben und eine Wohnung. Wie viele Menschen wünschen sich sehnlichst Kinder? Und wie viele Menschen haben kein Dach über dem Kopf?

Wenn ich morgens aufstehe, weil die Katzen zu uns ans Bett kommen, weil sie gefüttert werden wollen, dann kann ich mich darüber ärgern, dass ich jetzt dafür aufstehen soll oder froh sein, dass wir diesen beiden Katern ein Zuhause bieten, dass sie es gut bei uns haben, dass wir für sie da sind und sie für uns da sind, dass unsere Kinder die tolle Möglichkeit haben, mit Tieren aufwachsen zu können. Wie viele Tiere müssen in Tierheimen oder sogar auf der Straße leben?

Wenn ich durch die Wohnung laufe und Spielzeug und Bücher im Weg liegen, kann ich mich darüber aufregen, dass meine Kinder es nicht weggeräumt haben oder froh darüber sein, dass wir Geld haben, um Spielzeug und Bücher zu kaufen (ehrlich gesagt sogar viel zu viel Spielzeug). Wie viele Kinder würden sich über Spielzeug freuen bzw. haben noch nicht einmal etwas zum Anziehen oder sogar Essen?

Wenn ich einen Anruf, eine E-Mail oder eine SMS bekomme von Familienmitgliedern, Freunden oder Bekannten, die sich lange nicht gemeldet haben oder wenn es gerade unpassend ist, dann kann ich mich darüber aufregen oder froh sein, dass ich Verwandte, Freunde, Bekannte habe, die sich für mich interessieren. Wie viele Menschen sind einsam und haben niemanden, mit dem sie vertraut reden können?

Wenn die Nachbarn feiern, Fußgänger draußen auf dem Bürgersteig so laut reden oder sogar rufen, dass ich davon aufwache, wenn Autofahrer die Motoren aufheulen lassen oder die Musik bei offenem Fenster so laut aufdrehen, dass man sich drin nicht mehr unterhalten kann, dann sind das Geräusche, über die ich mich aufregen kann oder ich kann sie als Geräusche des Lebens hinnehmen und froh darüber sein, dass es solche vergleichsweise harmlosen Geräusche sind. Wie viele Menschen würden gerne mit mir tauschen, weil sie viel unerträglichere Geräusche (z. B. im Krieg) hinnehmen müssen und in tagtäglicher Angst leben?

Wenn mir unsere Wohnung zu klein oder unpraktisch aufgeteilt vorkommt, dann kann ich mich darüber ärgern oder froh sein, dass ich eine Wohnung habe. Wie viele Menschen leben zurzeit in Zelten, sind auf der Flucht oder sind obdachlos?

Wenn ich auf der Arbeit zu viel zu tun habe, kann ich mich darüber ärgern oder froh sein, dass ich einen Job habe, der meistens Spaß macht. Und wenn es im Büro zu warm ist, weil die Klimaanlage nicht richtig funktioniert, dann kann ich mich darüber ärgern oder froh sein, dass es diese technischen Möglichkeiten in der heutigen Zeit und bei uns im Büro überhaupt gibt. Wie viele Arbeitslose wünschen sich sehnlichst einen Job? Wie viele Arbeiter oder Angestellte wünschen sich einen Job, der Spaß macht und wie viele Arbeiter oder Angestellte müssen bei Wind und Wetter draußen arbeiten, würden sich nach einem Arbeitsplatz in einem Gebäude, egal ob klimatisiert oder nicht, sehnen?

Diese Gedanken lassen mich unendliche Dankbarkeit spüren für all das, was mich im Kleinen aufregt, nervt, stört und ärgert. All das ist doch sowas von nebensächlich, dass es in Wirklichkeit keinen Grund zum Aufregen gibt. Leider vergisst man das so schnell und nimmt so vieles als selbstverständlich hin. Erst, wenn etwas oder jemand nicht mehr da ist, dann weiß man, was man daran hatte! Ich bin dankbar für meinen Mann, meine Kinder, meine Familie, meine Freunde, mein Umfeld und alles, über das ich mich aufregen darf, weil es bedeutet, dass ich es habe und offensichtlich keine anderen Probleme habe, wenn ich mich über solche Nebensächlichkeiten aufregen kann.

Und ich fühle mit allen, denen es nicht gut geht! Intensiver und mehr als vorher schließen wir diese Mitmenschen, besonders die Familie, von der Tanja schrieb, in unser Gebet ein.

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