Investitionen in Kampfjets oder Steuererhöhungen für Unternehmungen sind schön und gut. Ohne zukünftige Kampfpiloten oder Unternehmer allerdings nutz- beziehungsweise wertlos. Denn die Schweiz steht schon bald kinderlos da, wenn nicht heute bereits einschneidende Schritte unternommen werden.
Der Schweiz fehlen heute 1.1 Millionen Kinder. Das ist auf den ersten Blick erstaunlich, sehen wir doch tagtäglich viele Kinder die zur Schule gehen oder ihren freien Nachmittag in Shopping Centers verbringen. Fakt ist aber, dass die generationserhaltende Kinderproduktion pro Frau in jedem Jahrgang 2.1 Kinder beträgt. Dieser Wert liegt in unserem Land über alle Frauen hinweg gesehen bei 1.54 Kindern. Allerdings stark frisiert durch die ausländischen Frauen, die knapp 1.9 Kinder beitragen, wohingegen Frauen Schweizerischer Abstammung mittlerweile nur noch 1.42 Kinder gebären.
Verzerrte Realität
So weit die Zahlen und Fakten, die es zuerst ein Mal einzuordnen gilt. Viele Leute werden jetzt denken: Ist ja ganz gut, dass es nicht noch mehr Kinder gibt, denn die Schweiz platzt jetzt schon allen Nähten. Dies stimmt nur bedingt: Ab 2030 wird der Anteil der Schweizer Bevölkerung wieder kräftig abnehmen, denn die Zeit der Babyboomer ist pillenbedingt vorbei. Was wir also heute erleben ist eine Verzerrung aus älteren Generationen und einem kräftigen Einwanderungsschub, der schon nur Arbeitsplatzbedingt irgendwann an seine Grenzen stossen wird. Gleichzeitig mit der weiblichen Geburtenkontrolle stieg auch das (gerechtfertige) Emanzipationsbedürfnis der Frauen, die lieber auf die Job- als auf die Familienkarte setzen. Dies ist grundsätzlich absolut verständlich, niemanden sollte auf Grund des Geschlechts eine Karriere vorenthalten werden. Nur muss für diese kinderlose Frau gleichzeitig eine andere Frau vier Kinder gebären – und seien wir ehrlich, wer will heutzutage noch vier Kinder? Aber anders lassen sich die zwei generationenerhaltenden Kinder pro Frau nicht erbringen.
Es darf kein „oder“ in „Familie oder Karriere“ geben
Wie bereits erwähnt ist es in einer modernen Demokratie völlig normal, dass eine Frau Karriere machen darf. An den hiesigen Universitäten sind Frauen seit einigen Jahren in der Mehrzahl und in den Gymnasien mit 60 % sogar deutlich. Auf dieses geballte Frauen Know-How zu verzichten können wir uns als Volkswirtschaft nicht leisten, auf die zwei Kinder pro Frau allerdings auch nicht. Ein klassisches Dilemma? Keineswegs! Denn wir werden heute von einem veralteten und vor allem sehr gefährlichen Denken gesteuert: Frauen müssen sich entscheiden zwischen Karriere oder Familie. Persönlich finde ich es eine riesengrosse Frechheit, wenn sobald der Kinderwunsch im Raum steht, die Frau quasi gezwungen wird Teilzeit oder gar nicht mehr zu arbeiten, während dem der Mann die Karrierenleiter weiter emporsteigen kann. Diese Konstellation ist in vielerlei Hinsicht gefährlich:
- Verliert der Mann den Job, steht die Familie plötzlich ohne regelmässiges Einkommen da
- Trennt sich die Familie irgendwann, wurde die Frau aus dem Berufsleben herausgerissen und wird grosse Mühe haben wiederum eine Anstellung zu finden, weil die Weiterbildung zu Gunsten der Familie nach hinten geschoben wurde. Wohingegen der Mann einfach seinen Job behalten kann.
- Auf der anderen Seite stehen die Männer auch unter zunehmenden Druck den Spagat zwischen Karriere und Familie leisten zu müssen.
Natürlich gibt es Frauen, die ihren Job gerne für die Familien aufgeben und ihren Lebensmittelpunkt in die Familienbetreuung hingeben – das ist absolut legitim und auch sehr schön! Der Punkt ist, dass keine Frau dazu gezwungen werden müssen, sondern die Wahl haben müsste, weiterhin einem geordneten Arbeitsverhältnis nachzugehen.
Blick über die Grenzen
Kinder zu haben sollte etwas Schönes und Erstrebenswertes sein – keine Qual und nervenaufreibende Tätigkeit. Denn als Land sind wir auf Kinder angewiesen und daher ist es absolut erstaunlich, dass sich so viele Leute gegen eine familienfreundliche Kinderpolitik einsetzen. Es darf nicht sein, dass eine berufstätige Mutter am Morgen im Bus schräg angeschaut wird, wenn sie im Deux-Pièces ihr Kind in die Krippe bringt und anschliessend ins Büro geht. Es ist heute allerdings eine traurige Wahrheit, dass ein (männliches) Einkommen oft nicht ausreicht, um die ganze Familie zu ernähren. Wollte die Frau daher nicht schon sowieso weiterhin arbeiten, wird sie durch steigende Mieten, Krankenkassen und Lebensmittelkosten geradezu dazu gezwungen.
Dass dies absolut kein unmenschliche Gegebenheit ist, zeigt ein Blick über die Grenzen. In Portugal (einem sehr konservativen Land wohlgemerkt) zum Beispiel ist es völlig normal und alltäglich, dass eine Mutter nach der Geburt und dem verdienten Mutterschaftsurlaub wieder eine Arbeit aufnimmt – ganz einfach weil ein Lohn nicht reicht um alle Mäuler zu stopfen. Oder die skandinavischen Länder: In Schweden ist jedem neugeborenen Kind ein bis zu 100 % staatlich subventionierter Krippenplatz bis und mit zum vierten Lebensjahr (und zur Einschulung) garantiert. Denn Krippen erfüllen, wenn sie pädagogisch gut geführt werden, weit mehr als die blosse Aufbewahrung: Sie sind wichtig für die soziale und sprachliche Entwicklung der Kinder und seien wir ehrlich: Was gibt es für Kinder schöneres als mit anderen Kindern zu spielen und die Zeit zu verbringen? Es erstaunt dass sich in Schweden die Kinderfreundliche Politik mit weiteren Faktoren wie zum Beispiel Tagesschulen in der Geburtenrate niederschlägt: Ganze 1.94 Kinder werden in Schweden pro Frau jedes Jahr geboren und das bei einer Ausländerquote von „nur“ 5.9%!
Investitionen sind nötig
Wenn wir heute nicht die Weichen für morgen legen, werden zahlreiche Probleme auf die Schweiz zukommen. Denn der Fakt, dass die Bevölkerung im Schnitt auch noch immer wie älter wird, führt zu einer immer grösser werdenden Lücke im AHV Bereich. Da würde auch die Erhöhung des Rentenalters auf Dauer nichts nützen. Zudem würden wir durch mehr Kinder pro Frau unabhängiger von Einwanderungsschüben werden. Denn zur Zeit sind wir schon nur aus diesem Grund auf Einwanderer angewiesen. Um aber nicht bald kinderlos dazustehen, muss die Schweiz dringend folgende Punkte in Angriff nehmen
- Die Schaffung von zahlreichen Krippenplätzen. Deren Finanzierung kann über den Staat oder auch über die Einführung einer neuen Abgabe erfolgen: Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen sich je 1 % an Abzügen im Zeitraum zwischen 20 und 30 Jahren. Das dabei erwirtschaftete Geld kann dann für die Bezahlung des Krippenplatzes verwendet werden.
- An den beruflichen Alltag angepasste Tagesschulen mit sinnvoll ausgestalteten Rahmenprogramm und gesunden Mittagsverpflegungen.
- Unternehmungen, welche Teilzeitmodelle oder Homework Möglichkeiten anbieten, sollten in ihrem Vorhaben unterstützt werden.
Es ist klar, dass solche Projekte immer auf Grund des finanziellen Mehraufwandes gekippt werden. Wer dies allerdings bewusst tut, kann der Realität nicht ins Auge schauen und nimmt in Zukunft eine klare Verminderung des Wohlstands in Kauf und dies kann nicht das Ziel einer funktionierenden Volkswirtschaft sein.
(Quellenangabe: Die Mehrheit der Zahlen und Fakten aus diesem Beitrag stammen aus dem Artikel von Remo H. Largo aus dem “Magazin” vom 17.09.2011)
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