Das ist ein Gleichnis, schön und stark vor vielen: Die Kerze. Ich sage dir wohl nichts Neues; gewiß hast du es schon oft empfinden.
Sie, wie sie auf dem Leuchter steht. Breit und schwer ruht der Fuß; sicher ragt der Schaft; eng vom Kelch umschlossen und vom weit ausladenden Blatt unterfangen, steigt die Kerze auf. Leise verjüngt sich ihre Gestalt; festgeformt, so hoch sie auch ragt. So steht sie im Raum, schlank, in unberührter Reine, und doch warm getönt ihre Farbe; herausgehoben durch ihre klare Form aus aller Vermischung.
Oben schwebt die Flamme, und darin wandelt die Kerze ihren reinen Leib in warmes, strahlendes Licht.
(Von heiligen Zeichen; Romano Guardini 1927)