Direkt nach der Geburt unserer Tochter haben wir angefangen, sie für die Betreuung in verschiedenen Kitas anzumelden, weil es uns von allen Seiten empfohlen wurde. “Die Situation ist schwierig und wenn Ihr einen Betreuungsplatz haben wollt, dann kümmert Euch so früh wie möglich darum”, hörten wir immer wieder.
Da wir schon vor der Geburt eine liebevolle Tagesmutter gefunden haben, bei der einfach alles passt und wir der Meinung sind, dass gerade für die Betreuung von kleineren Kindern der familiäre Rahmen wichtiger ist als die (oft größeren) Gruppen in Kitas, konnten wir uns eine Betreuung in der Kita nicht vor dem 2. Geburtstag vorstellen. Natürlich ist das immer abhängig vom Charakter des Kindes, aber wir mussten nun mal eine Entscheidung treffen. Ich telefonierte also die Kitas ab und vereinbarte Termine zur Anmeldung.
“© birgitH / pixelio.de”
Immer wieder hörte ich Aussagen wie
- Unter 3 Jahren bieten wir nur Vollzeit-Betreuungsplätze an.
- Für 3-jährige Kinder haben Sie so gut wie keine Chance auf einen Betreuungsplatz, da unsere freien Plätze nur an unter-3-Jährige vergeben werden.
- Melden Sie Ihr Kind auch noch in anderen Kitas an, die Wartelisten sind sehr lang und wir können Ihnen nicht versprechen, dass es klappt.
“© Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de”
Da wir mit der Anmeldung sehr früh dran waren, waren wir erstmal optimistisch, dass wir in einer der Kitas einen Platz bekommen. Obwohl wir noch nicht wussten, wie viele Wochenstunden ich zu dem Zeitpunkt arbeiten werde, haben wir dann erstmal überall für die U3-Betreuung Vollzeit, also 45 Wochenstunden, angemeldet. Es ging ja sowieso nicht anders.
In der Zwischenzeit haben wir entschieden, dass ich dauerhaft “nur” Teilzeit mit 19 Wochenstunden, also 50 %, arbeite. Diese Vertragsumstellung mit meinem Arbeitgeber erfolgte zum März 2014, als unsere Tochter 1 Jahr und 1 Monat alt war. Bis dahin habe ich mit einem Tag pro Woche (20 %) Teilzeit in Elternzeit gearbeitet. Mit der Tagesmutter haben wir entsprechend die Betreuungszeiten erhöht. Da die Kleine sie ja schon von Anfang an kannte, war eine Eingewöhnung nicht nötig, sondern sie ging dann einfach statt vorher 1 Tag nun an 3 Tagen pro Woche zu ihr. Da das Modell mit der Tagesmutter für uns so gut funktionierte, unsere Kleine sich da sehr wohl fühlt und wir nach wie vor den Familienanschluss bei der Tagesmutter einer Gruppenbetreuung vorziehen, wollten wir dies noch beibehalten, bis dass unsere Kleine 3 ist, also eine Ü3-Betreuung, nicht U3. Diese Entscheidung trafen wir auch deshalb, dass wir so lange sie noch nicht in eine Kita geht, viel Zeit gemeinsam verbringen können. Warum sollte sie betreut werden, wenn ich nicht arbeite? Um gemeinsame Zeit zu verbringen und um meine Tochter auch tagsüber zu erleben, haben wir ja eben entschieden, dass ich in Teilzeit arbeite. Hier könnt Ihr meinen Artikel nachlesen, den ich über meinen persönlichen Zwiespalt hinsichtlich der Kinderbetreuung geschrieben habe.
Somit telefonierte ich noch einmal die Kitas ab, bei denen wir die Anmeldungen bereits vorgenommen hatten, um die Anmeldetermine entsprechend zu ändern und die Chancen zu erfragen. Die Reaktionen waren ganz unterschiedlich. Einige änderten den Termin ganz unkompliziert, andere sagten, dass Ü3-Aufnahmen in dieser Kita unmöglich sind. So fielen wir bei manchen also komplett raus bzw. ließen uns nicht von der Liste streichen nach dem Motto “Absagen kann man immernoch, wenn wir einen Platz U3 angeboten bekommen”. Auf der anderen Seite kamen dann auch wieder einige dazu, die nur Kinder zwischen 3 und 6 Jahren betreuen, wo mir die Anmeldung nicht vor dem 2. Geburtstag empfohlen wurde. Die Betreuung ab 3 Jahren kommt für uns auch aus einem weiteren Grund in Frage, nämlich, dass ich wieder schwanger bin. Dadurch bin ich nach der Geburt mindestens ein Jahr nicht am Arbeiten. So kann ich mit beiden Kindern nochmal richtig Zeit verbringen.
Da nun der 2. Geburtstag unserer Kleinen vorbei ist, steht jetzt die nächste Terminserie an, um die Anmeldungen in den Kitas für die Betreuung ab 3 Jahren für 2016 auszufüllen. Auch die Betreuuerinnen und Kita-Leiterinnen denken nicht nur positiv über den Ausbau der U3-Betreuung, besonders in den Kitas, die vorher nur Kinder ab 3 Jahren betreut haben. Denn sowohl die größere Altersspanne von neuerdings 1 oder 2 bis 6 Jahren sowie auch die unterschiedlicheren Bedürfnisse der kleineren und größeren Kinder bedeuten größere Anpassung und Umorganisation der gewohnten Abläufe. Kleinere Kinder brauchen vielleicht einen früheren bzw. überhaupt Mittagsschlaf, während für größere Kinder ab 3 Jahren nach dem Mittagessen vielleicht nur eine Kuschelecke oder ein Ruhebereich ausreicht. Außerdem sind Kinder ab 3 Jahren oft schon soweit trocken, dass kein separater Wickelbereich erforderlich ist. Sobald also U3-Plätze eingerichtet werden, wird auch ein ausreichend großer Wickelbereich erforderlich, für den natürlich dann auch Platz da sein oder eingerichtet werden muss.
So hoch der U3-Ausbau gerade in der Presse als Erfolg beschrieben wird, gibt es doch eindeutig eine Kehrseite:
- Eltern, die ihr Kind vielleicht erst über 3 Jahren, in einer Kita betreuen lassen möchten, werden verunsichert, indem die Chancen für Ü3-Aufnahme als unwahrscheinlich dargestellt werden: “Entweder Sie nehmen den Platz für unter-3-Jährige oder Sie haben keine Chance”.
- Kinder werden manchmal schon sehr jung in größeren Gruppen betreut und sind mit den Reizen und dem Lärmpegel oft überfordert.
- Die Möglichkeit, das Kind von einer Tagesmutter betreuen zu lassen, wird von vielen Jugendämtern (bewusst oder unbewusst) verschwiegen, um die U3-Plätze zu füllen.
- Eltern nehmen die U3-Betreuung in der Kita, vielleicht manchmal auch gegen ihre ursprünglichen Betreuungswunsch, deshalb an, um nicht zweimal mit dem Thema “Eingewöhnung” konfrontiert zu sein, nämlich erst bei einer Tagesmutter und dann später in der Kita bzw. dem Kindergarten.
Wofür ich nun aber überhaupt kein Verständnis habe ist die Tatsache, dass für U3-Plätze oft nur noch befristete Verträge abgeschlossen werden und die Eltern kein Recht mehr darauf haben, dass ihr Kind die gesamte Kindergartenzeit in einer Einrichtung betreut wird. Nachzulesen ist der Artikel im E-Paper der Leverkusener Wochenpost vom 24.02.2015 auf Seite 9. Was nützt es dann, wenn es zwar genügend U3-Plätze gibt, aber das Kind dann die Einrichtung wechseln muss, sobald es das 3. Lebensjahr vollendet hat? Dann ist ja eine neue Eingewöhnung, was ich ja eben noch als Vorteil für die frühe Betreuung nannte, doch wieder erforderlich. Denn beim Einrichtungswechsel ändern sich sowohl die Betreuer/-innen als auch der gewohnte Ablauf der Kinder sowie vielleicht auch noch das Betreuungskonzept. Ich finde dies sowohl Eltern als auch gerade den Kindern nicht zumutbar. Gerade, wenn ich Eltern sich dafür entscheiden, ihr Kind schon so früh in einer Kita betreuen zu lassen, dann wollen sie doch nicht nach 1 oder 2 Jahren nochmal anfangen, damit sich dann das Kind an die neue Einrichtung wieder neu gewöhnen muss. Und wenn für diese Kinder, die dann aus anderen Einrichtungen aus der U3-Betreuung kommen, Ü3-Plätze zur Verfügung stehen, warum wird es dann für uns Eltern, die das Kind erst ab 3 Jahren in einer Kita betreuen lassen möchten, als so schwierig dargestellt? Es scheinen ja dann auch genügend Ü3-Plätze vorhanden zu sein, wenn die Kinder, die vorher U3-Betreuung in Anspruch genommen haben, nun einen Ü3-Platz in einer anderen Einrichtung bekommen?
Für mich scheint das ganze Konzept mit der U3-Betreuung nicht besonders durchdacht und vor allem nicht zu Ende gedacht. Und im Endeffekt geht es doch in erster Linie zu Lasten der Kinder und deren Eltern, die sich diesen Unsicherheiten hingeben müssen und das Beste daraus machen.
Welche Erfahrungen habt Ihr bezüglich der Betreuungssituation gemacht? Haltet Ihr es für Glückssache, einen Betreuungsplatz (in der Wunsch-Einrichtung) zu bekommen oder ist es Eurer Meinung nach gar nicht so schwierig, wie es vielleicht dargestellt wird? Ich freue mich auf Eure Kommentare.
Eure Mami Renate
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