Die Katzenparty, Teil 1: Die Einladung

Mit ernstem Gesicht setzt sich Herr L. neben mich auf`s Sofa.
Nimmt meine Hand und schaut mir ernst ins Gesicht: “Molly-Maus, da gibt es etwas, das ich Dir sagen muss!”
Vor Schreck reiße ich meine Hand aus der Seinen. “Hast Du etwa gestern Abend das letzte Kräuterbutterbaguette gefressen?”
Schon sehe ich mich vor dem Scheidungsrichter …
“Aber Molly”, beschwichtigt mich Herr L. und fügt hinzu: “Was denkst Du denn von mir? Natürlich ist noch Eins da für Dich!”

(Zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt wird er mir beichten, dass tatsächlich das letzte Kräuterbutterbaguette in jener Nacht das Zeitliche gesegnete hatte; jedoch war er so schlau gewesen, in aller Frühe für Ersatz zu sorgen. Ich trage es ihm auch nicht nach, er hat mich ja schließlich nicht belogen und außerdem wir haben alle unsere schwachen Momente)

“Hm” Ich gehe in Gedanken meine Priritäten durch. “Hat es was mit den Kindern oder meinen Büchern oder sonstwem zu tun, den ich mag?”
“Nein”, sagt er und zögert.
“Nun sag schon, so schlimm kann es ja nicht sein!”, dränge ich. “… solange noch ein Baguette für mich da ist”, ergänze ich in Gedanken.

Noch ein wenig Rumgedruckse, dann rückt mein Liebster mit der Sprache heraus: Sein neuer Zwischenchef, sein direkter Vorgesetzter also, der ist ja neu hierhin gezogen. Nebst Gattin und fröhlicher Kinderschar, nur der alte Wagen musste bleiben wo er war, zu verlockend der Firmenjahreswagen, das metallene Flittchen das!
“Und dann”, nuschelt Herr L. , “Ja, und weil sie hier ja noch kaum wen kennt, also die Frau jetzt, also, da fragte mich Zwischenchef, ob Du nicht Lust hättest, zu der Katzenparty seiner Frau Era zu kommen, Du bist ganz herzlich eingeladen!”
“Wie herzlich kann das sein, wenn die mich nicht kennt?”, grummele ich vor mich hin. Dann zucke ich lässig mit den Schultern: Ist doch alles halb so wild, aus der Nummer komme ich locker und charmant wieder raus, schließlich habe ich Kinder und keine Hemmungen, sie zu benutzen. Also was soll der ganze Zirkus?

Da schwant mir Übles.

Ich drehe mich zu Herrn L. um, der meinem Blick ausweicht und schamesrot den Kopf senkt.
“Du hast doch nicht etwa”, zische ich, “für mich zugesagt … oooooder?”
“Doch”, murmelt er verschämt und zieht den Kopf ein. “Und damit nichts mit den Kindern dazwischen kommen kann, hat mir Zwischenchef sogar extra den Nachmittag frei gegeben”

“Bitte unterzeichnen Sie hier”, sagt der Scheidungsrichter und reicht mir einen Stift.

– Fortsetzung folgt –


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