Versehen, Falle oder List?
Als «Mamma Oeconomica» mit betriebswirtschaftlichem Background und einem Flair für Verbesserungsprozesse führe ich unseren Haushalt mit strenger Hand und achte auch auf Aktionen. Diese werden jetzt überall angepriesen: Im einen Laden kann ich eins kaufen und kriege zwei, im anderen bezahle ich gleich zum Voraus die Hälfte – die beste Marktvoraussetzung, um das familiäre Warenlager kostengünstig hochzufahren!
Falsch gedacht. Einmal mehr. Denn leider kommt es verdächtig oft vor, dass die Aktionen an der Kasse – egal welchen Ladens, diesbezüglich sind alle gleich – nicht abgerechnet werden. Da ich dies aus jahrelanger Erfahrung aber schon längst weiss, entgehen diese «Versehen» (Fallen?) meinem Argusauge natürlich nie. Auf meine schon fast gelangweilt tönenden Einwände wettert die Kassierin über ihre Kollegin, die die Kasse nicht richtig programmiert habe. Es läuft immer nach dem gleichen Schema ab. Auch der nächste Schritt. Da das «Versehen» (List?) an der Kasse nicht mehr korrigiert werden kann, wettert am Kundendienst die Mitarbeiterin wiederum über alle ihre Kolleginnen und – man sieht es ihr an – auch über mich. Mit dem Taschenrechner rechnet sie den Fehler jedes Mal von Hand und zahlt mir den Differenzbetrag bar aus. Das «Versehen» muss ich zu guter Letzt auch noch quittieren. Hä?
Seit Jahren beobachte ich das nun, nicht nur während des Januarlochs. Kann man es mir verübeln, wenn ich so langsam das Gefühl bekomme, das Ganze habe System? Gerne kann ich den Grossverteilern sonst auch Nachhilfe in interner Kostenrechnung geben. Und auch gleich in Prozessoptimierung. Denn rechnen tun sich diese «Versehen» nicht nur für die gutgläubigen Kunden nicht, sondern bei diesem ganzen Puff, das daraus entsteht, auch nicht für den Laden. Oder doch, weil es selten jemand merkt geschweige meldet?
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Wer von euch wurde auch schon “Opfer” der “Januarloch-Falle”? Einmal oder mehrmals?