Was bedeutet es eigentlich genau, authentisch zu sein?
Oft höre ich den gut gemeinten Tipp: „Sei doch einfach du selbst!“
Doch wie bin ich denn einfach ich selbst? Woher weiß ich denn, wer ich bin?
In diesem Artikel erfährst du, wie du es endlich schaffst, du selbst zu sein und ganz nebenbei noch Schritt für Schritt deine Unsicherheit abbaust.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe mein ganzes Leben lang schon Probleme damit, authentisch aufzutreten. Meistens passiert das, wenn ich mich mit Leuten umgebe, die in meiner Wahrnehmung cooler sind als ich (sind sie das wirklich?). Die vermeintlich einen höheren Status habenals ich. Die scheinbar in allen Lebensbereichen weiter sind als ich.
Wenn ich mich nicht so fühle, wie ich mich gerne fühlen würde – wenn ich mich unsicher fühle, aber gerne selbstbewusst wäre. Oder noch besser: gerne hätte, dass mein Gegenüber mich als selbstbewusst wahrnimmt.
Dann ist mein Lieblingswitz auf einmal nicht mal mehr ansatzweise lustig, jede meiner Bemerkungen unpassend und unqualifiziert.
In solchen Situationen fühle ich mich immer absolut miserabel. Zum einen denke ich: “Verdammt Tim, du beschäftigst dich doch jetzt schon so lange mit diesem Kram, wieso bist du immer noch so verklemmt? Wo ist dein Selbstbewusstsein, dein Witz und deine positive Ausstrahlung?“
Zum anderen fangen meine Gedanken an zu rasen. Sie wollen zwanghaft etwas finden, was ich in dieser Situation passendes sagen könnte.
„Was könnte ich jetzt sagen, das mich in den Augen dieser Zeitgenossen in ein gutes Licht stellt? Dass sie mich mögen. Ob sie wohl auf das Thema Fußball anspringen? Mensch, ich kann nie wirklich witzig sein, wenn es drauf ankommt!“
Negativer Bullshit.
Wenn ich mich doch einmal dazu durchringe, etwas zu sagen, dann kommt es ein wenig zu gewollt rüber.
Nicht authentisch eben. Aber ist es das WIRKLICH?
Ich sage nein. Denn ich fühle mich unsicher – und handele unsicher. Authentisch.
Nicht authentisch wäre es, versuchte ich, das Gefühl zu überspielen.
Authentizität bedeutet für mich, mir keine Maske aufzusetzen. Es bedeutet nicht zu versuchen, den Leuten ein Bild von mir zu verkaufen, das womöglich gar nicht existiert. Es bedeutet, für mich selbst einzustehen.
Wie trete ich authentisch auf
Das ist ja alles schön und gut, doch wie können wir es schaffen, diese unsicheren Gefühle schlussendlich doch zu überwinden?
Dadurch, dass wir unsere unsicheren Gefühle zu akzeptieren lernen, nachdem wir uns unsicher gefühlt und unsicher gehandelt haben.
Das ist der Schlüssel.
Einfach ist das natürlich nicht.
Wie ich persönlich damit umgehe
Meine Reaktion ist dann oftmals, dass ich mich einfach zurückhalte und nichts sage, obwohl ich mich viel lieber am Gespräch beteiligen und positive Emotionen beisteuern würde. Doch ich kann es einfach nicht. Das Gefühl, nicht gut genug zu sein, verbaut mir anfangs jede Handlungsmöglichkeit.
Verzweifelt suche ich dann nach Zeichen und Hinweisen, dass ich doch akzeptiert bin, dass die Leute mich mögen, auf meinen Gesprächsbeitrag Wert legen. Genau diese Zeichen versuche ich durch mein aufgesetztes, unechtes Verhalten dann zu provozieren.
Doch das ist eine hoffnungslose Mission.
Das einzige, was mir dann immer hilft, es einfach zu akzeptieren. Ich trete einen Schritt zurück und sage mir:
„Hey Tim, bleib locker, du fühlst dich im Moment zwar alles andere aus souverän, aber das ist okay, das geht jedem Mal so. Dafür wird dich niemand hassen.“
Ich kenne mich inzwischen sehr gut. Das heißt, ich kann in solchen Situationen aus mir heraustreten und die Situation analysieren. Ich kann meine Gefühle spüren, und so erkennen, was gerade abläuft. (Immerhin das hat mir die Persönlichkeitsentwicklung gebracht )
Ich weiß, ich möchte die Situation gerne ändern. Doch anstatt krampfhaft gegen die ganzen aufbrodelnden Gefühle anzukämpfen, nehme ich sie zuerst einmal an.
Ich sage mir: „Ok Tim, da ist das Gefühl, da bist du. Schön, dass du dich so gut wahrnehmen kannst und dir bewusst ist, was in dir abgeht. Deshalb kannst du etwas dagegen tun. Nachdem du es akzeptiert hast.“
Doch was genau kann ich tun?
Nun, mir hilft es immer unglaublich, mich ganz langsam und ohne Druck auf die Situation einzulassen. Anzukommen sozusagen. Anstatt mir selber unnötigen Druck zu machen, sage ich mir „Entspann dich Tim, du musst hier keinen etwas beweisen, die anderen Menschen sind dir wohlgesonnen gegenüber und akzeptieren dich so, wie du bist. Außerdem müssen dich nicht alle Anwesenden in den nächsten 5 Minuten schon lieben!“
Natürlich sagt mir mein Gefühl etwas anderes. Aber durch diesen fortwährenden Dialog mit mir selber erkenne ich langsam, dass dieses Gefühl oft nicht der Wahrheit entspricht.
Dass ich niemandem etwas beweisen muss, sondern dass die anderen mich doch viel lieber mögen, wenn ich so bin, wie ich bin. Das ist in diesem Moment halt etwas unsicher. Was solls, ich werde es überleben.
Auch wenn das in diesem Moment nicht meinem schönen Selbstbild entspricht.
Aus dieser entspannten Haltung bringe ich mich dann langsam ins Gespräch ein. Auch wenn mein kleiner Beitrag wieder nicht so rüberkommt, wie er rüberkommen soll, sage ich mir: „Ok, ist jetzt halt so Tim, du fühlst dich gerade so, wie du dich fühlst und du hast trotzdem den Mut gehabt, etwas zu tun, super!“
Außerdem merke ich so direkt, dass niemand wirklich etwas von mir erwartet. Denn ich verrate dir mal ein kleines Geheimnis. Wie cool und entspannt jemand auch nach außen wirken mag, in Wirklichkeit kämpft er genauso wie du, in einer bestimmten Art und Weise wahrgenommen zu werden.
Diese Erfahrung führt schlussendlich dazu, dass ich mich mehr traue.
Also nochmal kurz zusammengefasst:
- Situation akzeptieren
- Langsam auf die Situation einlassen (keinen jetzt-sofort Druck aufbauen)
- Sich die „Fakten“ vor Augen führen
- Ich bin gut genug
- Ich muss niemandem etwas beweisen
- Niemand reist mir den Kopf ab/ hasst mich hinterher
- Etwas unternehmen
- Seine Handlung akzeptieren (egal wie stoffelig du dich angestellt hast)
- Erkennen, dass dieser riesige Druck nur in deinem Kopf entsteht
Auch wenn in solchen Situationen diese scheinbar in meiner Kindheit/Jugend antrainierten Emotionen hochkommen – oftmals bin ich in der Lage, mich durch diese Methode nicht von ihnen einschüchtern zu lassen, sondern so zu handeln, wie ich das gerne möchte.
Nämlich offen, authentisch und ehrlich auf die Menschen zugehen und gute Emotionen in ihren Tag bringen.
Ich kann euch sagen, es klappt noch lange nicht immer. Soll es auch gar nicht. Ich habe null Bedürfnis, ständig irgendwo im Mittelpunkt zu stehen. Aber ich muss mich vor sozialen Situationen mit neuen Menschen nicht mehr verstecken bzw. ihnen ausweichen, nur weil ich Schiss habe, meine eigene Persönlichkeit zu zeigen.
Ich habe jetzt die Möglichkeit, wirklich authentisch zu sein, auch wenn das bedeuten mag, mich auch mal so zu zeigen, wie ich eigentlich nicht sein möchte.
Seit ungefähr 2 Jahren stelle ich so meine echte Persönlichkeit auf die Bahngleise der Meinung anderer.
Was hat mir das gebracht?
Es interessiert mich immer noch, was andere von mir denken. Das wird wohl auch nie wirklich aufhören. Aber Tag für Tag lege ich weniger Wert darauf.
Ich habe aber gelernt, mich nicht zu verstellen, um das Bild von mir zu erzeugen, was ich erzeugen möchte.
Das ist ein unglaublich befreiendes Lebensgefühl.
Dazu ist immer noch eine Menge bewusster Willenskraft notwendig. Aber es fällt mir immer leichter. Dadurch lerne ich von Mal zu Mal, authentischer mit Menschen umzugehen. Langsam ernährt sich das Eichhörnchen.
Probier’s mal aus.
Grüße