Kleine RFID-Schnüffelchips sind überall auf dem Vormarsch. Ob Sie Auto fahren (Funkschlüssel, Wegfahrsperre), als Waldarbeiter Bäume im Wald einsammeln, einen Skilift benutzen, ein Fußballspiel besuchen oder als Einzelhändlerin Ihre Joghurt-Becher drahtlos erfassen wollen – fast überall werden inzwischen Lösungen mit RFID angeboten. Und das meistens ausschließlich zum Vorteil der Anwender – Personal, Kundschaft und Privatsphäre haben die Risiken und Kosten zu tragen. Eine Lifestyle Kampagne der Industrie und der Regierungen will uns dies als bequem und nützlich verkaufen. Längst gibt es Menschen, die sich wie Tiere chippen lassen und sie tun dies sogar freiwillig, weil es so cool ist. Oder warum?
RFID ist die Abkürzung für Radio Frequency IDentification, also für Funk-Frequenz-Identifizierung, oder anders ausgedrückt: Identifizierung per Funksignal.
Ein RFID-Chip (oder Tag) besteht aus einem klitzekleinen Chip mit Drähten, die eine Antenne bilden (das Röntgen-Bild unten zeigt den RFID-Chip in der Metro-Payback-Kundenkarte). Die Chips sind in Gegenstände, Etiketten oder Verpackungen eingebaut und brauchen keine eigene Batterie. Sie funktionieren per Funk (für Physik-Fans: per Induktion): Ein Lesegerät, häufig auch “Antenne” genannt, sendet einen Funk-Impuls und der Schnüffelchip sendet eine auf ihm gespeicherte weltweit einmalige Nummer zurück.
Die Chips sind zu Milliarden in unserer Alltagswelt verbreitet. Sie fallen nicht auf, sind häufig gar nicht zu sehen. Die meisten menschen wissen gar nichts von ihrer Existenz, oder von ihrem Funktionsumfang.
Hier sind sie Zuhause:
Auf der website foebud.org liest sich die Liste wie ein endloses Dokument der Kontrolle und Manipulation. Vielen Dank für die – hier etwas – Auflistung.
Erklärtes Ziel der RFID-Lobby ist es, in den kommenden Jahren alles, jede Steckdose, jede Hose, jeden Schuh und jeden Joghurtbecher mit RFID auszustatten. Und jedes Produkt, das mit RFID verkauft wird, ist ein Schritt in diese Richtung. Folgerichtig ist der Handel der wichtigste Partner bei der Einführung der Schnüffelchips. In verschiedenen Läden werden schon jetzt Bewegungsprofile von Kunden mit RFID erstellt oder es wird erfasst, ob Werbe-Displays, an denen jemand vorbei gegangen ist, direkten Einfluss auf das Kaufverhalten haben (Marktkauf). Wenn die Chips mit dem Kunden den Laden verlassen, sind sie allerdings keineswegs Müll: Sie bleiben aktiv bzw. sie werden weiterhin ihre Daten preis geben, sobald sie angefunkt werden, egal von wem. Noch ist das kein wirklich großes Problem (zumindest nicht für die Privatsphäre), weil wir noch keine flächendeckende Infrastruktur von Lesegeräten haben. Sind die Chips aber erst im Umlauf, werden die Lese-Antennen nicht lange auf sich warten lassen. Und dann weiß bald jede Tanksäule, welches Kaugummi wir in der Tasche haben, und spielt uns während des Tankens Spots von Konkurrenzprodukten vor.
- Seit 2012 stattet der Sparkassen- und Giroverband zahlreiche EC-Karten mit der so genannnten NFC-Technik (basiert auf RFID) aus, die das kontaktlose Bezahlen ebenso wie das kontaktlose Beklautwerden ermöglicht.
- Am 22. Februar 2005 gibt die Metro-Gruppe in Düsseldorf bekannt, dass sie bis Ende des Jahres bundesweit in 250 Filialen von Metro-Töchtern wie Real oder Saturn RFID-Technik installieren will. Die Zahl der Lieferanten von entsprechend ausgestatteter Ware solle von derzeit 22 auf 100 erhöht werden, sagte Metro-Vorstandsmitglied Zygmunt Mierdorf in Düsseldorf. (Quelle: dpa) Bis 2007 will die Metro AG alle 800 Warenhäuser und Vertriebscenter mit RFID ausgestattet haben. (Quelle: Chip 03/2004) RFID-Chips sollen laut einer Studie von Forrester Research die Strichcodes bis 2008 weltweit aus den Läden verbannt haben. (Quelle: Chip 02/2004)
- Die Metro AG (nach eigenen Angaben einer der weltweit größten Handelskonzerne) will, dass 100 Hersteller und Lieferanten ihre Paletten und Transportverpackungen für die Metro-Warenhäuser mit RFID ausstatten werden. (Quelle: Metro Homepage Februar 2003) Die Metro würde damit dem US-amerikanischen Konzern WalMart Stores den Rang ablaufen, der die RFID-Einführung für 2005 angekündigt hatte. Ab November 04 soll RFID in 250 Filialen von Metro-Warenhäusern und Verbrauchermärkten sowie in zehn Vertriebszentren in Deutschland eingeführt werden. (Quelle: Pressetext Austria, 11.2.2004)
- Der spanische Wellpappe-Verband fragt im März 2004 beim FoeBuD e.V. in Bielefeld nach Informationen zu RFID. Er sei von Händlern aufgefordert worden zu prüfen, ob RFID nicht direkt in die Verpackungen eingebaut werden könnten. (Quelle: FoeBuD e.V.)
- März 2004, Neuss: Angeblich testet ein Textilkaufhaus RFID, die in die Kleidung, z.B. in den Kragensaum eingenäht sind und vom Endverbraucher nicht wie ein Preisetikett einfach entfernt werden können. Wer das ist, konnte bislang nicht in Erfahrung gebracht werden. (Quelle: Eigenrecherche FoeBuD e.V.)
- Die Firma Wincor Nixdorf zeigt auf ihrer Hausmesse in Paderborn im Februar 2004 intelligente Regale, so genannte Smart Shelves, die per RFID die Informationen der Waren lesen können. Liegt das Sakko noch in der Umkleidekabine, hängt es am falschen Ständer oder probiert es ein Kunde jetzt gerade an? “RFID ist ein wichtiges Thema, und wir wollen dabei sein”, sagt Wincor Marketing-Direktor Joachim Pinhammer. (Quelle: Neue Ruhr Zeitung, 3.2.2004)
- Als erster Händler weltweit (unbestätigte Einschätzung von Katherine Albrecht) hat die Metro AG ihre Payback-Kundenkarte mit einem RFID-Chip versehen. Nach Protesten des FoeBuD e.V. im Februar 2004 bietet der Konzern 10.000 Kunden an, die Karte gegen eine ohne RFID umzutauschen. Mehr dazu…
- In Rheinberg bei Duisburg testet die Metro AG seit April 2003 im “Extra Future Store” an verschiedenen Stellen RFID-Chips: Erstens unter den Preisetiketten von “Philadelphia Frischkäse” (Hersteller: Kraft) und “Pantene Pro V Shampoo”-Flaschen (Procter&Gamble). Zweitens werden im Future Store Tests mit RFID in “Gillette Mach 3″ Rasierklingen-Verpackungen durchgeführt. Auf den CDs und DVDs im Future Store befinden sich drittens RFID-Etiketten, die preisgeben, ob eine CD/DVD bezahlt wurde oder nicht. Und viertens werden RFID im Lager des Future Store getestet, diese erreichen aber nicht den Endverbraucher. (Quelle: Metro AG 2004, offizielle Führung durch den Future Store)
- Sommer 2003, Großbritannien: In der Supermarktkette Tesco wird von jedem, der eine Gillette Rasierklingen-Packung aus dem Regal nimmt – vielleicht auch nur aus Interesse – unbemerkt ein digitales Foto gemacht, um später an der Kasse die Identifizierung von Dieben zu ermöglichen. Aufgrund von Boykottaufrufen und Verbraucher-Protesten gegen diese Generalverdächtigung werden diese Versuche mit RFID abgebrochen. (Quelle: CASPIAN, www.spychips.org)
RFID in Eintrittskarten und Tickets sind eine besondere Gefahr für die Privatsphäre: Mit dem Argument, dass die Einlasskontrolle per Funk schneller gehe, wird durch die Funkchips die Möglichkeit geschaffen, die Teilnehmer/innen einer Veranstaltung auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Mit Antennen an den Eingängen zu Räumen z.B. kann protokolliert werden, wer welchen Vortrag gehört hat oder wer mit wem gleichzeitig in einem Raum war und so vielleicht gesprochen hat. Da viele Tagungszentren oder Stadien zusätzlich auch noch videoüberwacht werden, können bei Bedarf schnell Verknüpfungen von Videobildern und per Funk ausgelesener Identität hergestellt werden. Bei Rockkonzerten ist das vielleicht auf den ersten Blick kein Problem, aber möchten Sie, dass Ihr Arbeitgeber oder das Innenministerium wissen, welchen Vortrag Sie sich bei einer Gewerkschaftstagung angehört haben?
- Die Eintrittskarten zur Fußball-WM 2006 enthalten RFID. Da im Vorfeld viele persönliche Daten gesammelt wurden, sind komplexe Fan-Profile entstanden, die aufgerufen werden können, sobald ein Fan mit Karte an einem Lesegerät vorbei geht. Schon 10 Tage nach dem ersten Anpfiff kapitulierte die FiFa und gab bekannt, dass die Einlasskontrollen gelockert werden und der Schwarzmarkt damit nicht unterbunden werden kann (Mehr Absurditäten zu den Tickets) Helmut Bäumler, ehemaliger Datenschutzbeauftragter von Schleswig Holstein sagte schon im Februar 2004 im NDR: “Welche Person ist im Stadion, das will man fest stellen können. Und so sehr ich Verständnis dafür habe, dass man Fußball-Rowdies rechtzeitig abwehren und erkennen möchte: Hier sieht man ganz genau, wohin diese Technik führt, nämlich zur Überwachung von Menschen. Beim nächsten mal geht’s nicht um Fussballspiele, sondern um eine Demonstration gegen Umweltverschmutzung oder was auch immer, das zieht dann Kreise. Das Fußball-Beispiel zeigt, es geht eigentlich im Hintergrund um die Überwachung von Menschen.”
- Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV, zuständig für den Raum Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden und Mainz) bietet eine “Erlebniscard” mit RFID-Chip an. Mit ihr können Gastronomie-Betriebe und Freizeiteinrichtungen besucht werden. Immerhin: der Chip wird nur per Near-Field-Communication ausgelesen (Lese-Entfernung 5-10 Zentimeter), das macht ein unbemerktes Auslesen durch Antennen in Türschwellen oder Eintritts-Schaltern unmöglich. Aber es macht den RFID auch überflüssig – wenn die Karte sowieso an ein Lesegerät gehalten werden muss, hätte es ein altmodischer Strichcode auch getan. Auf jeden Fall müssen sich Nutzerinnen und Nutzer solcher “Pauschal-Karten” darauf gefasst machen, dass ihr Freizeitverhalten erfasst und ausgewertet wird. Sollte dann noch eine Fahrkarten-Funktion dazukommen (was bei einem Verkehrsverbund nahe liegt), dann… (Mehr lesen unter “Bahncard und Fahrkarten”)
- Die Kunsthalle Bremen setzt RFID in ihren Mitgliedsausweisen ein. Die darauf gespeicherte Nummer wird beim Betreten eines Museums mit einer Datenbank abgeglichen, um festzustellen, ob noch eine Mitgliedschaft besteht, oder ob sie erloschen ist. Die Kunsthalle Bremen ist der AdKV (Arbeitsgemeinschaft der Kunstvereine) angeschlossen. Auf der Webseite sind deren Mitglieder (Kunstvereine o.ä.) verzeichnet – und davon gibt es viele. Die Gültigkeit eines Ausweises wird also auch in Bochum, München etc. geprüft. Es sind mindestens 6000 Karten bereits im Umlauf. Kunstfreunde und ihre Vorlieben (z.B. auch ihr aktueller Aufenthaltsort) dürften eine interessante Klientel für verschiedene Datenkraken und Marketing-Forscher sein…
- Auf dem 16. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) im Dezember 2002 musste jeder Delegierte einen Überwachungschip am Revers tragen. So wurde kontrolliert, wer wie lang am Parteitag teilnahm und wo er sich aufhielt. (Quelle: NDR Februar 2004)
Beim Einsatz von RFID in Fahrkarten liegt die Erstellung von Bewegungsprofilen auf der Hand: Wenn jede Fahrt einzeln abgerechnet wird, sind Strecke und Zeitpunkt automatisch abgespeichert. Anonymes Reisen ist dann Vergangenheit. Die (de facto) Bundesbahn hat gleich direkt ihre “Dauerausweise” mit RFID verwanzt…
- Die “Bahncard 100″ enthält seit April 2005 einen RFID-Chip. Die BC100 ist die Luxus-Variante der Bahncard, mit der Bahnfahren für ein Jahr kostenlos ist. Auch viele andere öffentliche Verkehrsmittel oder Carsharing-Angebote der Bahn können damit genutzt werden. Nicht tolerierbar ist, dass die Bahn diesen Chip in der Karte quasi ohne Information an ihre Kunden eingesetzt hat – bis heute weiß kaum jemand, dass die BC100 verwanzt ist. Außerdem gibt es keine Wahlmöglichkeit, sich auch eine Bahncard ohne Chip ausstellen zu lassen – während es z.B. bei anderen Bahncards möglich ist, auf Wunsch kein Foto aufdrucken zu lassen. Immerhin: Durch das 100%-Rabatt-Prinzip bei der BC100 mit RFID-Chip werden die Fahrten nicht automatisch erfaßt, denn man löst ja kein Ticket mehr. Wenn aber RFID-Lesegeräte an den Bahnsteigen aufgestellt werden, ist das auch nicht mehr nötig, dann erfassen diese Antennen die BC100-Kunden automatisch und unbemerkt und das Bewegungsprofil ist perfekt. Ein Paradies für Überwachungs-Trolle: Ausreichend Videoüberwachung für eine schnelle Identifizierung gibt es ja auf Bahnhöfen sowieso schon… Mehr dazu
- Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) setzt RFID seit Februar 2004 in seinen Dauer-Fahrkarten in Form von Chipkarten ein, wie der verbundeigenen Homepage zu entnehmen ist (http://vrr.de/de/global/hilfe_faq/fragen_und_antworten/01029/index.html#j2). Auf den Chips befinden sich Daten zur Fahrtberechtigung (Daten zur räumlichen und zeitlichen Gültigkeit), Name und Geburtsdatum des Benutzers. Der VRR gibt außerdem auf seiner homepage indirekt zu, dass ein Auslesen der Chips möglich sei. Sonst würde wohl nicht gesondert auf Schutzmöglichkeiten (Abschirmung mittels eines Metallbehälters) hingewiesen werden. Dies ist nicht sehr vertrauenserweckend für den RFID-Einsatz in diesem Bereich. Es unterstützt vielmehr die Vorbehalte gegen die Verwendung der RFID-Technik in bestimmten Bereichen. Eine abschließende Anekdote zu den sogenannten Schokotickets verdeutlicht die möglichen Risiken des Auslesens der Schnüffelchips, wenn auch hier auf eine mehr oder weniger komische Art und Weise: Gerüchteweise sollen von einem Einzelhandelsgeschäft an einer Bushaltestelle im Gebiet des VRR rätselhafte Schrott-Daten erfasst worden sein – bis sich heraus stellte, dass die Tore des Ladens die “Schoko-Tickets” der Schülerinnen und Schüler erfasste, die an der Bushaltestelle vor der Tür warteten. Jedoch konnten wir bislang die Quelle oder Stichhaltigkeit dieses Gerüchtes noch nicht ausfindig machen. Für Hinweise sind wir dankbar!
RFID in Ausweisen sind für Überwachungs-Trolle besonders effektiv, denn: Das Erfassen eines Menschen über die Gegenstände, die er bei sich trägt (Schuhe, Jacken, Kaugummipackungen) ist recht aufwendig. Schließlich muss zur Zeit noch bei jedem erfassten Schnüffelchip eine Rückfragen an mehrere Datenbanken gestellt werden: “Wer hat diese Schuhe damals wo mit Kunden-/Kreditkarte gekauft?” Bei Ausweisen ist der Weg direkt: “Wem gehört dieses Ausweispapier?” Minimalforderung sollte also sein, dass die Daten auf dem Funkchip verschlüsselt werden und nur von “berechtigten Stellen”, z.B. Grenzkontrollen, ausgewertet werden dürfen. Das ist aber nicht vorgesehen (und wer sollte auch sicherstellen, dass nicht trotzdem Unbefugte Zugriff auf die Daten erhalten?). Außerdem: Auf den ersten Blick erscheint es sinnvoll, dass z.B. die Polizei die Chips in den Ausweisen entschlüsseln könnte – was auf den zweiten Blick allerdings bedeutet, dass ein Lesegerät neben einer Demonstration innerhalb von Sekunden alle Teilnehmer/innen erfassen kann, ohne dass diese das überhaupt merken. Eine besondere Gefahr für die Wahrnehmung demokratischer Grundrechte!
- Von 2012 bis 2013 wird der DRK-Blutspendedienst die Spenderausweise umstellen und den neuen Ausweis mit einem RFID-Chip bestücken. Eine hochsensible Information, nämlich die Blutgruppe, wird dann auf dem RFID-Chip abgelegt sein.
- Seit November 2005 enthalten die neuen elektronischen und mit biometrischen Merkmalen versehenen EU-Reisepässe (ePässe) in Deutschland einen RFID-Chip. Darauf ist unter anderem das digitale Foto gespeichert – der digitale Fingerabdruck soll folgen. (Eine kleine Fotogalerie dazu gibts bei der Bundesdruckerei.) Das in Deutschland umstrittene Konzept (Lesen Sie die Laudatio zu den BigBrotherAwards 2005) wird inzwischen von der Bundesdruckerei ins Ausland exportiert, zum Beispiel nach Paris und Abu Dhabi und nach Luxemburg. (Quelle: Bundesdruckerei) Die ARD-Sendung “Monitor” stellte am 24.2.2005 in einem Beitrag dar, wie unsicher diese Technologie in neuen Reisepässen ist. Eine Verschlüsselung der Daten auf dem ePass-RFID-Chip ist anscheinend nicht vorgesehen. Es dürfe allerdings keine zentrale Datenbank der Pässe und Ausweise der EU geschaffen werden, heißt es im EU-Einführungs-Beschluss. Was allerdings die Staaten, in die man einreisen will, mit den erfassten Daten machen, entzieht sich jeder Kontrolle. Aber alle Stellen, die Zugriff auf den Chip haben, sollen in ein Register aufgenommen werden, um eine Zweckentfremdung der sensiblen Informationen zu verhindern. Technische Daten zu den verwendeten Chips werden bislang nicht bekannt gegeben. Die neuen Reisedokumente sollten anfangs 130 Euro Kosten, jetzt wird der Staat die Papiere bezuschussen und die Kosten für die Bürgerinnen und Bürger senken (Quelle: Monitor). Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik verweist auf eine Studie, nach der ein Test der “International Biometric Group” Fehlerquoten von bis zu 23 Prozent bei aktuellen RFID-Produkten ergeben hat. “Die Einführungsstrategie ist: erstmal das Visaverfahren, da haben wir in Deutschland schon biometrische Merkmale, und da die technischen Strukturen bei den Einwohnermeldeämtern dann ohnehin vorgehalten werden müssen, werden wohl auch die Personalausweise kommen”, sagte der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar. (Quelle: AP, ct und WDR)
- Am 1.2.2004 entdeckt der FoeBuD e.V. in Bielefeld per Zufall einen RFID in der Payback-Kundenkarte des Metro Future Store in Rheinberg. “Dass Metro die Daten aus den Kundenkarten-Funkchips nicht weiterverarbeitet, mag sein. Die Erhebung und Speicherung von Daten ist aber bereits rechtswidrig, wenn der Kunde vorher nicht darüber informiert wurde”, sagt Thilo Weichert vom Landeszentrum für Datenschutz in Kiel. “Im Eingangsbereich des Supermarktes befinden sich Schranken, mit denen man sowohl die Produkt-Chips als auch die Kundenkarten-Chips auslesen kann.” Das Unternehmen hat nach den Protesten des FoeBuD e.V. und einiger Datenschutzbeauftragter ca. 10.000 Kundinnen und Kunden angeboten, die Karten umzutauschen. Wieviele der verwanzten Karten noch unterwegs sind, ist nicht bekannt. (Quelle: Eigenrecherche FoeBuD e.V.)
- Immer mehr Universitäten und Fachhochschulen spicken ihren Studierendenausweise mit RFID. Ausgelesen werden die Chips meist in den Bibliotheken und in der Mensa, wenn die Studi-Ausweise in die Nähe des Lesegerätes gehalten werden. Fehlen nur noch die RFID-Lese-Antennen in den Türrahmen, dann heißt es “Ich weiß, welches Buch Du liest” – “Den Schein kriegst Du nicht, Du warst ja immer zu spät bei der Vorlesung” – “Ernähr Dich mal gesünder, dann schaffst Du auch Deine Prüfung…” usw. Bekannt sind uns RFID in Studi-Ausweisen aus der TU Berlin, der Ludwig Maximilians Universität und in der Technischen Universität, beide in München, und aus der Universität Bielefeld, der Uni Bochum, der Uni Potsdam, der Uni Tübingen, der Fachhochschule Jena, der Uni Ulm, der TU Ilmenau, der Uni Mannheim, der FU Berlin, der Uni Duisburg, der TU Darmstadt, Uni Leipzig, der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, der Wiesbadener Fachhochschule, der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Uni Bonn, der Johann-Wolfgang Goethe Universität FFM, der Uni Karlsruhe, der Hochschule Karlsruhe, der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, der TU Clausthal und der Uni Oldenburg. Weitere Hinweise nehmen wir gerne entgegen. Lesen Sie mehr über “Freiheit des Geistes und der Bildung” in unserer Laudatio zu den BigBrotherAwards 2004 für Videoüberwachung in Hochschulen.
- Haben Sie auch kürzlich einen neuen Mitarbeiter-Ausweis Ihrer Firma bekommen, den Sie nicht mehr durch einen Schlitz ziehen müssen, sondern der auch von der Jackentasche aus die Türen öffnen kann? Dann können Sie sicher sein: Dieser Ausweis enthält einen RFID-Funkchip. Ist dieser neue Ausweis mit Ihrem betrieblichen Datenschutzbeauftragten und – ganz wichtig – Ihrem Betriebs-/Personalrat abgesprochen worden? Wurden Sie über die Konsequenzen für Ihre Privatsphäre informiert? Die können erheblich sein: “Eines Tages könnten diese Geräte dem Management mitteilen, mit wem Sie sich beim Kaffeeautomaten unterhalten und wie lange Sie auf der Toilette waren – und sogar, ob Sie sich hinterher die Hände gewaschen haben. Es gibt schon ein Produkt mit dem Namen iHygiene, das die Händewaschgewohnheiten von RFID-behafteten Angestellten beim Gang auf die Toilette überwacht.” (zitiert aus unserer Übersetzung des ersten Kapitels des Buches “Spychips” von Katherine Albrecht und Liz McIntyre)
- Recht üblich scheint es inzwischen zu sein, RFID in Ski-Pässe einzupflanzen. Dort sind sie auch wirklich praktisch: Endlich muss man nicht mehr vor jeder Fahrt umständlich die Handschuhe ausziehen und die Ski fallen lassen, um den Ski-Pass herauszufummeln, sondern kann einfach durch ein Gatter gehen und sich scannen lassen. Sie sollten nur dringend darauf achten, den Pass nach Verlassen der Piste auch aus der Tasche zu nehmen, sonst sind auch andere Aufenthaltsorte während Ihres Urlaubstages ganz schnell ausspioniert.
RFID-Schnüffelchips unter der Haut – das wäre die Horrorversion schlechthin? Nö. Das gibt es längst. Und zwar nicht nur bei der Tierkennzeichnung…
- Der 32jährige Systemadministrator Steffen Fröschle aus Ostfildern-Ruit bei Stuttgart ist unseres Wissens der erste Deutsche, der mit einem RFID-Chip im Handballen zukünftig seine Tür öffnen kann. (Quelle: Focus 47/November 2005) In den USA gibt es das schon häufiger (Lesetipp: “Spychips” von Katherine Albrecht und Liz McIntyre).
- Manche Diskotheken, z.B. die “Baja Beach Clubs” in Barcelona/Spanien und Rotterdam (ein weiterer in Köln ist geplant), pflanzen ihren VIP-Gästen inzwischen einen RFID-Chip in den Oberarm: So müssen Getränkerechnungen nicht auf Deckeln gesammelt werden, sondern jeder Kauf wird per Funk registriert. Und die Party-Gemeinde findet das auch noch “cool”… (Quelle: Baja Beach Club selbst und diverse Presseveröffentlichungen) Für Aufregung sorgte der Bericht der CNN-Reporterin Robyn Curnow, die sich zu Recherchezwecken einen RFID-Chip einpflanzen – und später aufwendig wieder herausoperieren ließ. Ihr Fazit: “So, jetzt habe ich einen reiskorngroßen Mikrochip in einem Gläschen als Souvenir und eine acht Millimeter große Narbe auf meinem Oberarm. Die Narbe wird verschwinden, aber ich denke, das war wahrscheinlich ein zu hoher Preis, nur um Mitglied im Baja Beach Club zu werden.” Ihr ganzer Bericht (auf Englisch).
- Implantierte RFID-Chips halten allerdings inzwischen auch in die Berufswelt Einzug. Nach einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) wurden Angestellten der Security-Firma “CityWatcher” aus dem US-Bundesstaat Ohio Chips eingepflanzt, die als “Ausweise” dienen sollen. Der Chef der Firma, Sean Darks, trägt selbst einen Chip bei sich und hat dabei auch keine Sicherheitsbedenken: “Es ist kein GPS-Chip. Meine Frau weiß nicht, wo ich mich aufhalte.” Allerdings trägt er seinen Chip allem Anschein nach nicht im Oberarm, sondern in einer Kapsel am Schlüsselbund. Im übrigen würden die Chips auf freiwilliger Basis eingepflanzt, versichert der Arzt, der die Hülsen implantiert hat. Was passiert, wenn ein Angestellter sich weigert, sich einen Chip einpflanzen zu lassen, wird in dem FTD-Artikel nicht berichtet.
- Es muss ja aber nicht die Haut sein, man kann RFID-Chips auch in Zähne einpflanzen. Wie Stern Online berichtet, haben im März 2006 zwei belgische Zahnmediziner einen RFID-Chip vorgestellt, der wie eine Plombe in einen Zahn eingesetzt werden kann. Damit könnte man die Identifizierung von Leichen z.B. bei großen Naturkatastrophen vereinfachen: Der Chip, heißt es in dem Artikel, “werde wie eine Plombe in einen Zahn eingepflanzt und könne Daten speichern, die ausgeschrieben mehrere DIN-A-4-Seiten umfassen. Mit einem Scanner seien die Informationen leicht abrufbar.” Davon, dass man diesen Zahn natürlich lebenden Menschen einpflanzen muss, bevor die Katastrophe eintritt, steht in dem Artikel nichts. Auch nichts darüber, dass man dann also genauso einfach lebendige Menschen identifizieren und mehrere DIN-A-4-Seiten lange Dossiers über sie mit dem Scanner auslesen kann.
- Weitere Quellen bei Heise.de.
- Meistzitierter Anbieter der reiskorngroßen Glaskapseln mit RFID ist das US-amerikanische Unternehmen Applied Digital Solutions mit seinem “VeriChip”
Gibt es eine Möglichkeit ihnen zu entkommen – sich dem System der Kontrolle und Spionage, der Manipulation und der Mindcontroll zu entziehen?
Manchmal entwickeln sich Technologien an unserem zivilen Bewusstsein vorbei. Unbemerkt verändern sie unsere Welt; weil wir sie nicht erkennen.
Perso – Entwanzungs Behandlung
so long, gedankensindfreier für humanicum