Die „Inseltomate“

Da soll mal einer einem Mallorquiner sagen, Tomate sei gleich Tomate. Na, von wegen. Was hab ich mir einmal vor vielen Jahren böse Blicke meines Freundes Jaime eingefangen, als ich eine ganz normale Salattomate durchschnitt, um damit das Pamb’Oli-Brot zu beträufeln. Na, da war aber Holland in Not. Für das mallorquinische Gericht namens Pamb’Oli darf nur (!!!) die Sorte „Ramallet“ verwendet werden, sonst gibt’s Ärger, wenn man die Inselbewohner bei sich zu Gast hat. Andere Tomatensorten sind für dieses Essen ein absolutes No-Go.

Wenn ich also am Abend ein Pamb’Oli-Essen plane, mache ich mich, artig wie ich bin, vorher auf den Weg in unseren Gemüseladen, um die „Ramallet“ zu besorgen. Ich nenne sie insgeheim Inseltomate, weil mir auch unsere Nachbarn versichert haben, dass diese Sorte nur auf Mallorca wächst. Weshalb es, logisch betrachtet, außerhalb der Inselgrenzen das Gericht „Pamb’Oli so nicht geben kann – es sei denn, irgendwer hat die Tomate aufs Festland exportiert. Die Ramallet ist eine Sorte mit dicker Schale, ihr Fleisch saftig und aromatisch und wegen ihrer robusten Haut ist sie über Monate haltbar.

Mallorquiner beäugen bei der Zubereitung ihrer Gerichte kritisch die Zutaten und sind nicht jeder Tomate gegenüber wirklich aufgeschlossen. Die „tomate de pera“ ist eine birnenförmige Tomate, die zwar hübsch aussieht wegen ihrer Form, aber sehr viel Geschmack hat sie nicht. Deshalb ist sie beste Basis für selbstgemachte Tomatensoßen.

„Mucha miel“ ist eine weitere Sorte, die schnell von ihrer Süße überzeugt und die meine Nachbarn anbauen, um auch damit Soße herzustellen (miel = Honig). Im Gegensatz zur Birnentomate ist sie ausgesprochen groß. Klein, aber fein ist die „tomate sherry“. Kurz abgekocht und in Öl mit Rosmarin eingelegt, ist sie als Vorspeise eine wahre Freude. Oder eben ganz einfach als rotes I-Tüpfelchen im Salat. Zu dem kommen wir nun.

Die „tomate rosa“ macht ihrem Namen alle Ehre und ist eine Sorte, die die Mallorquiner im Salat zu schätzen wissen, da sie auf der Insel angebaut wird. Weil die „tomate canario“, die ganzjährig importiert wird, von einer anderen Insel kommt, wird sie von den Mallorquinern nicht so geschätzt. Sie ist aber für Salat gut geeignet – und das, obwohl sie keine „Inseltomate“ ist.

Andrea Hunkemöller
Autor & Fotos:
Andrea Hunkemöller

Andrea Hunkemöller, Jahrgang 1961, ist leidenschaftliche “3 Sterne Köchin”. Sie lebt seit 2008 in Manacor (Mallorca).

Ihr journalistischer Werdegang begann 1984 mit einem Praktikum bei der “Westfälischen Rundschau” in Dortmund, gefolgt von ihrer Tätigkeit als “freie Journalistin” bis 2008. Von 2006 bis 2008 war Andrea Hunkemöller zugleich Herausgeberin eines eigenen Magazin.

Seit 2008 arbeitet sie nun auf Mallorca als freie Journalistin und ist ebenfalls Inhaberin des “Huba-Fincaservice” in Manacor.

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