ziemlich oft höre ich am Telefon oder während der Behandlung in der Praxis diesen Satz: ich fühle mich so leer, an nichts mehr habe ich wirklich Freude.
Wie gut kann ich da mitfühlen, ich erinnere mich noch gut…
leider gibt es kein Patentrezept diesen traurigen Zustand sofort zu verändern.
Es braucht viel Zeit, Geduld und auch Eigenarbeit. Von allem nicht wenig. Denn so, wie das Gefühl sich langsam, fast unbemerkt einschlich, so bedarf es doch viel an Willenskraft und dem gewusst wie, um es wieder zu verscheuchen.
Dieses ‘Leeregefühl’ habe ich vor langer Zeit selbst erlebt.
Heute weiß ich warum das so kam: ich hatte mich vergessen. Ich habe nur noch funktioniert. Und wie gut!
Bei einem Treffen mit einer Gruppe ist mir aufgefallen: ich konnte nicht mehr lachen! Schrecklich, oder? Alle hatten so viel Freude am Gemeinsamen, ich nicht. Ernst und schweigsam saß ich dabei und fühlte mich gänzlich fehl am Platz.
Ich bin dann gegangen, mit einer fadenscheinigen Ausrede. Ich wollte für die Freunde nicht die Spassbremse sein.
Zuhause bin ich erstmal in Tränen ausgebrochen. Was war denn bloß los mit mir! Ich war doch sonst so lebenslustig und mit Freude an den Treffen dabei. Schlagartig hatte das aufgehört.
Oder besser, mir ist plötzlich mein verändertes Verhalten aufgefallen.
Nachdem ich erstmal meine grauen Stunden hinter mich gebracht hatte und wieder ein bisschen ruhiger war, habe ich nachgedacht. Nicht über die anderen, über mich. Was war schiefgelaufen in meinem Leben, was der Grund für diese Leere. Man muss sehr ehrlich zu sich sein, auch wenn es schwerfällt. Mühsamer Abstieg in meinen Seelenkeller…
während des Nachdenkens und -schauens wurde ich immer ruhiger. Der Atem wurde tiefer und gleichmässiger. Mein Körper aufrechter und ich fühlte meinen Kopf deutlich freier. Dann entstanden Bilder vor meinem inneren Auge.
Ich sah mich in meiner unermüdlichen Aktivität. Ich wurde gefragt: selbstverständlich half ich aus. Selbstverständlich war ich da wo man mich brauchte.
Und dann sah ich es: ich war auch da… ungefragt und ungebeten. Nahm Dinge wie selbstverständlich für andere in die Hand, auch wenn sie es garnicht wollten. Warum? Antwort: um mich von mir selbst abzulenken, die Augen zu verschliessen vor dem was mir fehlte. Und was war das? Ganz einfach, die Nähe zu mir selbst. Die Leere die ich empfunden hatte, war das nicht vorhandene Gefühl für mich. Ich spreche nicht von essen, trinken oder Schlafbedürfnis nein, ich spreche von dem gefühllosen, harten umgehen mit meiner eigenen Person. Rücksicht auf andere – das war doch selbstverständlich. Rücksicht auf mich, meine Gefühle – nein wozu.
Ich opferte mich auf für alles und jeden. Nur nicht für mich. Ich wollte anerkannt sein, geliebt werden! Leistung erzeugt Liebe, dachte ich wohl…
das war mein anerzogenes, später bis zur Perfektion entwickeltes Muster!
Glasklare Erkenntnis meines Lebens!
Und plötzlich, als ob in mir strahlend die Sonne aufging:
ich spürte Wärme. Unendlich tiefen Frieden und dann das Gefühl des ‘inneren sich ausdehnens’. Die Wahrnehmung unglaublicher Stille und so grenzenloser Liebe, dass mir die Tränen über das Gesicht liefen.
Diese unbekannten intensiven Gefühle liefen wie leichte Stromstösse durch mich hindurch. Immer wieder. Und das leere, trostlose Gefühl war weg, hatte sich aufgelöst. Und dann…
so tief Luft geholt hatte ich noch nie, jedenfalls konnte ich mich nicht daran erinnern.
Ja, da war ich wieder. Der gleiche Mensch und trotzdem anders. Als ob meine Glieder sich entkrampft hätten und nicht nur die. Mein Geist, meine Seele und alle meine wahrnehmbaren Gefühle waren komplett anders.
Ab diesem Tag habe ich mich fast täglich hingesetzt und diese Meditation wiederholt. Das, was ich dabei spürte war ähnlich, aber nie das Gleiche.
Denn ich ging ja jedes Mal ein Stückchen vorwärts auf dem Weg zu mir, dem Ich Bin. Mit jeder Meditation füllte ich mein Liebesdefizit wieder auf, verband mich mit meiner Wahrnehmung zu meinem wirklichen Ich. Gab mir so Kraft und neues Selbstvertrauen.
Meine innere Leere war durch diese wertvollen Meditationen aufgefüllt worden mit Liebe und Verständnis. Und mit dem Verzeihen des lieblosen Umgangs mit mir.
Ich wünsche euch allen, die sich durch diesen Text angesprochen fühlen, den Schritt zum wahrhaftigen Ich zu gehen.
Es lohnt sich.