Der freie Wille ist das Hätschelkind eines verängstigten Verstandes. Wer nicht fühlen und nur denken kann, ist zum Zweifeln vor allem über die Zukunft verurteilt. Da Zukunft nie sicher ist, liegt es nahe, alles unter Kontrolle bringen zu wollen. Und Zukunft ist nicht das nächste Jahr, der nächste Monat, die nächste Woche, ja noch nicht einmal der nächste Tag, die nächste Stunde oder Sekunde. Die Zukunft ist der NÄCHSTE Moment, jener mathematisch unendlich kleine Punkt auf der Zeitachse Deines Lebens. Grund genug also, sich ständig zu ängstigen. Doch dies gilt wohlgemerkt nur, wenn man „im Kopf festhängt“ anstatt entspannt seiner Intuition zu folgen.
Die Verlagerung der Lebensführung vom Kopf zurück in den Bauch ist somit die große Chance für eine echte Bereicherung des täglichen Lebens. An dieser Erkenntnis laufen nahezu alle neuzeitlichen psychologischen und psychotherapeutischen Modelle vorbei. Angst macht blind. Dabei sind die entlarvenden Fakten so öffentlich, wenn es um die vermeintliche Kontrollierbarkeit der Zukunft geht. Es ist alles Schall und Rauch. Doch wie gesagt, es gibt keinen Grund, davor in Angst zu erstarren. Es lebt sich sehr viel leichter, schöner und erfüllter, wenn man nicht mehr verkrampft diese Illusion des schöpferischen, freien Willens aufrechterhalten muss.
Gott/das Leben/die Einheit würfelt nicht. Für das menschliche Dasein gab es nicht, gibt es nicht und wird es nie den geringsten Freiheitsgrad geben. Allerdings gibt es dann auch keine Abhängigkeit. Das ist die zugleich gute Botschaft. Denn alles ist EINS, somit ist die Trennung zwischen Schöpfer und Schöpfung nichts als eine irrige Konstruktion des menschlichen Verstandes. Alles ist in-formierter Äther, in Gestalt gebannter sich ständig wandelnder Äther (ein Begriff für das teilchenlose Kontinuum, zu dem Einstein im Alter wieder zurückfand) . Alles Existierende ist Wirbel in einem unendlichen Feld. Allein die Bewegung erzeugt in der Wahrnehmung Raum und Zeit, als wohlgemerkt nur relative Größen. Erwarte nicht, dass Du das soeben Gesagte wirklich verstehen kannst. Seine Richtigkeit ist nur zu erahnen, weil der Verstand nicht mit Unendlichkeit umgehen kann. Er ist ein Kind der Spaltung, der Zwei-heit, des Zwei-fels und damit dieser polaren, materiellen Welt.
Die gängigen Erklärungsmodelle dieses Universums übertreffen sich gegenseitig in dem Versuch, die zwischenzeitlich offensichtliche Einheit aller Dinge zu respektieren. Andererseits will man sich auf Biegen und Brechen die Nische des freien Willens erhalten: „Meine Gedanken und mein Wille gestalten meine Zukunft.“ Wer so denkt und handelt, hat ein Weltbild mit Ausnahmen. Doch Naturgesetze kennen keine Ausnahmen. Der Mut auf den Verzicht dieser ökologischen Nische für den Verstand trägt hingegen reiche Früchte.
Ich schreibe das so radikal klar, weil ich der Überzeugung bin, daß wir Menschen an einem Punkt angelangt sind, wo wir uns dieser Tatsache öffnen und stellen können.
Das Wissen war in den großen Weisheitslehren der letzten Jahrtausende immer schon verborgen. Doch nur wer angstfrei genug ist, kann es sehen. So weit müssen wir allerdings nicht zurückgehen. Die Quantenphysik hat schon einige bekannte Physiker demütig werden lassen. Dem Laien gestattet sie nicht weniger dieselbe Chance.
Beeindruckende Versuche zeigten, daß die allerkleinste Veränderung an einem festgelegten Ort zeitgleich an jedem beliebigen anderen Ort der Erde zu zeitgleichen Veränderungen führt. Aus diesen Beobachtungen formuliert die Chaosphysik die vielfach zitierte Aussage, daß ein Schmetterlingsflügelschlag in China eine Lawine in den Alpen auslösen kann.
Wenn wir von der quantenphysikalisch nachweislichen Vernetzung der Dinge reden, wird es überflüssig von Aktion=Reaktion, Resonanz oder Karma zu sprechen. Denn auch der allerkleinste und „flüchtigste“ Vorgang ist Teil des Ganzen. Jede Bewegung kann daher nichts im Aussen bewirken, denn ein Aussen gibt es nicht.
Alles ist EINS, somit gibt es real kein Aussen und Innen, keine Ursache, keine Wirkung, immer nur ein „zugleich“ und ein „sowohl/als auch“. Die Trennung ist eine Folge der eingeschränkten menschlichen Wahrnehmung. Unsere Sinne suggerieren uns das, weil sie nur Bruchteile der Einheit wahrnehmen können. Das ist lebensnotwendig. Ohne diese Einschränkung der Sinne würden wir zugleich alles wahrnehmen und somit aufgrund von „Datenüberlastung“ sogleich handlungsunfähig werden wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange. Unser eingebildetes Getrenntsein ist also gleichzeitig Voraussetzung unserer menschlichen, irdischen Existenz.
Eine weitere Konsequenz dieser radikal klaren Sicht ist die Allgegenwärtigkeit der Ereignisse, die wir nach unserem Zeitverständnis als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einordnen würden. Diesen Umstand kann man als Synchronizität bezeichnen, alle Ereignisse sind gleichzeitig existent (anschaulich dargestellt von Michael Talbot in seinem Buch „Das holographische Universum“, auch wenn seine Schlußfolgerungen am Ende in die obengenannte Falle tappen). Das EINE ist wie ein großes Fotoalbum. Alles ist da, nur auf verschiedenen Seiten. Auch Dein Leben kann daher nur ein Fotoalbum sein (siehe beispielsweise unter dem Stichwort Palmblattbibliotheken).
Bewertungen sind unsinnig, aber lebensnotwendig, weil sie Spannungen erzeugen. Ohne Spannung gibt es keinen Strom, keine Bewegung und kein Leben. Bewertungen sind Illusion, denn alles ist Eins. Für Bewertungen braucht man hingegen mindestens zwei Pole. Wer das nicht nur mit dem Verstand erdenken kann, sondern mit dem Bauch erfühlt, wird sich sehr viel gelassener und lebendiger finden. Die Taoisten bezeichnen das sinngemaß als Sein im Fluß des Lebens, als “Wu Wei”. Es ist das Sein, frei von jeglichem Widerstand, frei schwingend zwischen den Polen von Freude und Trauer…
Die Essenz dieser Betrachtungen ist altbekannt: Wir SIND EINS mit allem. Die Trennung ist eine Illusion, die unsere begrenzten Sinne erzeugen. Unser Leben ist eine Reise zurück zur Wiederentdeckung eines Seinszustandes, den wir nie verloren haben, ja nie verlieren konnten. Ist nicht das alleine schon sehr tröstlich?
Wir werden durch geschicktes Heil, geschicktes Sal, Schicksal, mit anderen Worten durch die negativen, zerstörerischen, auflösenden Ereignisse des Lebens geradezu angesogen, zu diesem Zustand echter Liebe zurückzufinden. Mit Liebe ist dabei keineswegs die menschlich irdische Interpretation gemeint. Diese kleine Ausgabe der universellen Liebe genügt an dieser Stelle nicht. Universelle Liebe ist emotionslos, so brachial, brutal und blutrünstig wie andererseits liebkosend und betörend, ganz so, wie es der Moment erfordert (weiterführende Literatur: „Von der Brutalität der Liebe“ und Khalil Gibran „Der Prophet“, Von der Liebe).
Der parallele, identische Informationsgehalt der Energiefelder „Gemüt/Wesen“ und „Körper“ gibt einmal erkannt dem Menschen die einmalige Gelegenheit, sein Innenleben am Körper abzulesen. Es ist keine psychoanalytische Erforschung der Tiefen des menschlichen Wesens mehr erforderlich.
Man kann es natürlich weiterhin tun, wenn man es kompliziert liebt. Das ist jedermanns gutes Recht, und das meine ich im vollen Ernst. Um Echt zu sein müssen wir immer unserem gefühlten „warmen“ Glauben und nicht unserem „kalten“ Denken folgen. Nur das hält die Dinge im Fluss (weiterführende Literatur: Simplonik-Handbuch und „Die menschliche Schule“). Es gilt somit, dass alle Veränderungen, die vom hochbeweglichen, kraftvoll-jugendlichen Zustand abweichen, Folgen blockierter Energie sind. Dazu gehört der tatsächlich gar nicht normale Alterungsprozess, wie ihn die Mehrheit heutzutage erfährt.
Welche Bedeutung haben nun diese Fakten für das konkrete Leben? Im ersten Augenblick sagt der beleidigte Verstand vielleicht: „Wenn das so ist, daß alles vorbestimmt ist, dann ist sowieso alles egal. Dann kann ich die Hände in den Schoß legen und mache nichts mehr!“ Wenn Du der hier geführten logischen Gedankenkette gefolgt bist, wirst Du nun schmunzeln. Wenn alles EINS ist, dann gehören diese schmollenden Gedanken genauso zum Gang Deines Lebens. Selbst die Betrachtungen dieses Artikels und wann sie Dich erreichen, gehören zum Plan, den niemand gemacht hat, denn alles IST EINS.
Du wirst Dich tatsächlich nicht in die Ecke setzen, denn der fortwährende Strom Deiner Gedanken und Gefühle wird Dich in Bewegung halten. Deine gefühlten negativen Grundannahmen werden Dich in Bewegung halten. Sie sind der Antrieb Deines Lebens. Nur wenn uns etwas fehlt, setzen wir uns in Bewegung, siehe hierzu auch Artikel „Der letzte unentdeckte Ur-Krieg in Dir“.
Das Wissen, daß alle Handlungsimpulse aus oberflächlich-menschlichen Bewertungen entstehen, ändert nichts und löst nichts. Aber es macht ruhiger und wie schon gesagt, das Leben gefühlvoller. Dein Leben wird mehr ein Erleben auf der Reise ins Licht. Ausgestattet mit dem Wissen über die Illusion des freien Willens wirst Du Deinen Weg weitergehen, klarer, wacher, bewußter, ein bischen mehr Buddha im täglichen Leben.
Und weil es so unendlich wichtig ist, wiederhole ich Deinen Gewinn aus der aufrichtigen und kritischen Auseinandersetzung mit diesem „heissen“ Thema. Das Einverstandensein nach sorgfältiger Prufung der Fakten und der ihnen innewohnenden Logik wird Dir:
- Vertrauen spenden und Gelassenheit vermitteln
- Vertrauen spenden, daß Dein Weg, ein aus sich heraus wertvoller Weg ist, den niemand sonst gehen kann
- Vertrauen spenden, daß Dein Weg, ein unverzichtbarer und untrennbarer Teil des Ganzen ist
- Vertrauen spenden, dass Dein Weg früher oder später nach sinnen-voll erfahrenen und durchlebten Widerständen im EINEN der Liebe aufgehen wird
- das Wissen erschließen, daß jeder andere Mensch gleichgültig, ob er seinen Weg als Pfarrer oder als Mörder, als Mann oder als Frau, als Schwarzer oder Weißer sein Leben geht, ein unverwechselbarer und unersetzlicher Teil des Ganzen ist
- das Wissen erschließen, dass Dir jede Begegnung mit Situationen und Menschen alles über Dein aktuelles Innenleben vermittelt
- zur inneren Öffnung, zum Echt-Sein gereichen, was mit der Bereitschaft einhergeht, auch mißliche Umstände wie Krankheit, Armut, Einschränkungen der verschiedensten Art anzunehmen und deren Wert zu erkennen – mit Erkenntnis des Sinns leidet es sich leichter
- nicht zuletzt nahebringen, daß andere Weltbilder, andere Religionen, alle Therapien, überhaupt andere und scheinbar vollkommen gegensätzliche Anschauungen nichts anderes als individuelle Filter dieser einen alles umfassenden Wirklichkeit sind.
Alles ist eins, alles ist Liebe, auch das vermeintlich Negative! Alles ist so, wie es ist! Ich bin so, wie ich bin und das ist in Ordnung! Ich bin vollkommen, alles andere ist sachlich unmöglich.
Ulrich Mohr
www.menschenverstand.net