Eines Tages bildete sich an der Schnauze ein Epithel-Geschwulst, wozu das Volk “Warze” sagt. Es ist ein kleines, begrenztes und – wie ich vermute – gutartiges Geschwülstchen, was aber dennoch Lenchen zu zahlreichen Googeleien bringt. Und welches sie Aktionismus planen lässt: Dies müsse man unbedingt einmal ausprobieren, jenes könnte helfen oder vielleicht sogar etwas anderes. Und überhaupt: Normalerweise macht man das weg!
Auch Granny kennt sich aus:
“Früher haben wir bei Sowas immer Angelschnur genommen.”
Lange blieb ich Fels in der Brandung.
So wie das Geschwulst gekommen ist, wird es auch wieder gehen, verkündete ich.
Doch eines Tages wurde es mir zu viel der Diskussion. Vor allem aber, um den Hund vor irgendwelchen Internet-Experimenten zu schützen, verkündete ich:
“Ich gehe nun mit ihm zu einem Arzt. Zu einem Tierarzt. Und was dieser Arzt sagt – das machen wir.”
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Sprechzimmer. Arzt. Kurzer Blick. Diagnose.
“Das geht von selbst wieder weg.”
18,00 Euro kostet solcher Satz in Potsdam (umgerechnet 36,00 Euro die Minute). Auf der Rechnung steht: “Papillom. Unter Beobachtung genommen.”
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Lenchen kommt plötzlich zu mir, mit hochwichtigem Gesicht und der Feststellung: “Es ist immer noch nicht weg!” und von nun an leitet sie jeden Satz mit “Bist du nicht auch der Meinung?” ein.
Wie ich solche rhetorischen Konstrukte hasse!
Jedenfalls habe der Rat des deutschen Arztes offensichtlich zu keinem Ergebnis geführt. Nun sei es endlich an der Zeit, entweder zu experimentieren – “was du ja nicht willst!” – oder sich eine zweite Meinung einzuholen. Von einem zweiten Arzt. Von einem richtigen Fachmann. Von einem Spezialisten [sic!].
Sie habe zufällig erfahren, dass sich in Charlottenburg ein russischer Tierarzt niedergelassen habe. Einer, der wahrscheinlich die Probleme des Hundes besser versteht. Und zahlreiche Freundinnen haben bereits gute Erfahrungen mit dem Mann gemacht – der Mann spricht nämlich Russisch!
Sie endet ihren Vortrag mit einem Aufruf:
“Auf, nach Berlin!”
Nichts gegen eine zweite Meinung ~ aber gestern kann ich wirklich nicht. Erstens weil dies noch zu erledigen, zweitens weil das liegengeblieben war und überhaupt – ~ – @Also: wenn schon, dann nächste Woche.
Lenchen ist enttäuscht.
“Nächste Woche passt mir überhaupt nicht!”
Sagts, zischt ab und schnappt sich das Telefon. Tippt die Nummer ihrer Freundin.
“Alo-alo, Privet! Ich bins. Habe alles versucht, aber es klappt leider nicht. Er kann nicht. Wir sehen uns dann leider erst nächste Woche.”