Zur internationalen Leitmesse der Forst- und Holzwirtschaft LIGNA
Hannover. Welche Perspektiven hat die Holzwirtschaft in Deutschland? Was sind die Risiken der energetischen Holznutzung durch Großkraftwerke? Welche Anreize oder Sanktionen sind politisch richtig oder falsch, um das Versorgungsdilemma zu beenden? 90 Gäste verfolgten mit Spannung
Die vom Publizisten Horst J. Schumacher moderierte Tagung gab aus ganz verschiedenen fachlichen Blickwinkeln zu bedenken, warum Holz als Problemlöser der Energiefrage im großen Stil ausscheidet. Entsprechend wurden die eingebundenen Bundestagsabgeordneten Dorothea Steiner, Umweltpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, und Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates und für die CDU im Haushaltsausschuss, bestärkt, sich in anstehenden Gesetzesverfahren, wie dem Abfallrecht und der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), für die Kaskadennutzung (Mehrfachnutzung, Recycling und Aufbereitung des Holzes bevor es schlussendlich für Energiezwecke verbrannt wird) und eine regulierte Kreislaufwirtschaft von Holz einzusetzen. Dazu müssen vorhandene politische Restriktionen abgebaut werden.
Albrecht Bemmann von der TU Dresden wies darauf hin, dass mit der andauernden Steigerung der stofflichen und energetischen Nutzung von Holz in Deutschland die Versorgung von Holz verarbeitenden Unternehmen auf Grund natürlicher, naturschutzfachlicher und administrativer Beschränkungen zunehmend schwieriger werde. Eine Entlastung durch den Rohstoff-Giganten Russland sei nicht möglich, weil die Infrastruktur dort fehle. Während Importe ausschieden, stellten Kurzumtriebsplantagen (KUP) eine gewisse Perspektive dar. Allerdings dauere die Diskussion dazu schon zu lange, so dass keine nennenswerten Mengen zu erwarten sind. Die Fakten zur Flächennutzung würden derweil andernorts – in der Landwirtschaft (Maisanbau) – geschaffen.
Dr. Wendelin Weis, Fachgebiet Waldernährung und Wasserhaushalt der TU München, wies auf die zahlenmäßige Verfünffachung der Biomasse
Quelle: www.zimmererforum.de">
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Die Podiumsdiskussion lief auf das Ergebnis zu, dass die stärkere Nutzung von Agrarrohstoffen und Holz eine Neuausrichtung der Förderpolitik dringend erforderlich mache. Michael Carus vom Nova-Institut (Hürth) konnte hierzu eine entsprechende Studie anführen. Das Podium sprach sich einhellig für mehr Ressourceneffizienz, Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Beschäftigung aus. Der steigende Holzbedarf dürfe nicht zulasten des Waldes gehen, forderten Dorothea Steiner, Bündnis 90/Die Grünen, und Johannes Enssle vom NABU. Enssle prognostizierte, dass KUP, Landschaftspflegeholz und eine moderate Waldrestholznutzung zwar dazu beitragen könnten, mehr Holz bereit zu stellen. Notwendig seien aber konsequente Wärmedämmung, effiziente Heiztechniken, mehr solarthermische Anlagen sowie Holzrecycling, um Energieholz
Hans Freiherr von der Goltz, Leiter des Regionalforstamts Oberes Sauerland (NRW), warnte ebenfalls vor einer Plünderung und Umstrukturierung der Wälder. Er zeigte sich aber überzeugt, dass das Modell der nachhaltigen multifunktionalen Forstwirtschaft „möglichst naturnah verwirklicht“ die Fülle der Ansprüche am besten befriedigen könne, auch bezüglich des Artenschutzes. Insellösungen und Flächenstilllegungen schloss er für den deutschen Wald aus. Umwelthistoriker Prof. Joachim Radkau (Universität Bielefeld), der mit einem historischen Rückblick in die Tagung eingeführt hatte, ergänzte, dass die Artenvielfalt in den Wirtschaftswäldern schon in früheren Zeiten stets höher gewesen sei als in ungenutzten Wäldern.
Georg Schirmbeck (CDU) unterstützte als MdB und als Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates den Gedanken der Kaskadennutzung. Er forderte vom Forst- und Holz-Clusters mehr Entschlossenheit, sich politisch Gehör zu verschaffen. MdB Dorothea Steiner leitete aus den fachlichen Darstellungen des Tages die Notwendigkeit ab, den NaWaRo-Bonus und die Holzenergie-Förderung, die „anfangs eine richtige Idee“ gewesen sei, zu korrigieren: „Effizienz und stoffliche Nutzung stehen immer am Anfang, energetische am Ende.“ Dem fügte Hubertus Flötotto, Vorstandsvorsitzender des VHI und Vizepräsident des Deutschen Holzwirtschaftsrates, hinzu: „Bei der Ressourcen-Einschätzung sind wir uns alle einig. Holz liefert bereits 2 % des Strom- und 6 % des Wärmebedarfs, was sich nicht mehr nennenswert steigern lässt. Jetzt heißt es, die Lehren umzusetzen und das EEG und das Kreislaufwirtschaftsgesetz entsprechend anzupassen.“