Die Hoffnung stirbt zuletzt

Opa mag derzeit überhaupt keine Nachrichten mehr lesen, hören oder sehen. Hunger und Elend in weiten Teilen der Erde, Ebola in Afrika, der immerwährende Konflikt zwischen Juden und Arabern, der Islamische Staat und seine Gräueltaten, anderweitige Terroranschläge hier und da, die Machtprobe zwischen Griechenland und der Europäischen Union – all das ist schon nicht vergnügungssteuerpflichtig und kann einen an Gott und der Welt verzweifeln lassen. Doch worüber Opa sich richtig Sorgen macht, ist der Konflikt in der Ost-Ukraine. Von über 50.000 Toten ist seit Ausbruch der Kampfhandlungen die Rede, wobei ohnehin jeder Tote einer zu viel ist. Und während wir ungläubig vor den Fernseh-Nachrichten sitzen, droht sich dort ein Krieg zu entwickeln, den selbst ausgewiesene Fachleute noch vor ein paar Jahren für völlig undenkbar gehalten haben. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz war von einem “Hauch von Kaltem Krieg” die Rede. Gleichzeit schraubt sich Russland immer weiter in den Kriegsmodus, so die Welt, und das in allen Bereichen: militärisch, politisch und psychologisch. Und jenseits des Atlantiks gibt es ernst zu nehmende Kräfte, die mit Waffenlieferungen an die Ukraine noch Brandbeschleuniger in das ohnehin schon lodernde Feuer werfen wollen. Da kann es nicht verwundern, dass jetzt auch schon das böse Wort vom “Dritten Weltkrieg” auftaucht und das Bild von der atomaren Apokalypse an die Wand gemalt wird. So ruhen denn die Hoffnungen auf der diplomatischen Initiative von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande, die am heutigen Mittwoch im weißrussischen Minsk mit den Präsidenten Russlands und der Ukraine, Vladimir Putin und Pertro Poroschenko, einen Waffenstillstand zwischen ukrainischer Armee und den von Russland unterstützten Separatisten ausloten wollen. Was soll ich sagen? Opas Hoffnungen auf Frieden in der Ukraine sind durchaus begrenzt. In Minsk ist schon einmal eine diesbezügliche Vereinbarung unterzeichnet worden, die nicht einmal das Papier wert war, auf dem sie stand. Und der russische Präsident scheint von Allmachtsfantasien getrieben zu sein. Anders ist wohl nicht zu erklären, dass er bei seinem Staatsbesuch in Ägypten eine Kalaschnikow als Mitbringsel im Reisegepäck hatte. Die Zeichen, man muss es so hart sagen, stehen auf Sturm. Opa hätte sich gewünscht, seinen Kindern und Enkelkindern eine andere Welt zu hinterlassen. Aber, so scheint es, unsere Generation hat offensichtlich versagt. Doch, die Hoffnung stirbt zuletzt.

PS: Was sagt eigentlich Putins Freund Gerhard Schröder zu dem Ganzen. Unser Alt-Bundeskanzler hat doch sicherlich auch eine Meinung dazu und könnte vielleicht helfen.


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