An einem wunderschönen Sonntag Morgen macht sich die kinderreiche Familie auf den Weg zur Kirche. Der Pfarrer betritt die Sakristei und ist hocherfreut über die vollständig erschienenen aufgestellten Meßdiener. Der Altarraum ist mit viel Liebe geschmückt und die Kirche bis auf den letzten Sitz- und Stehplatz mit Gläubigen von Kleinkind über Jugendliche sowie junger Erwachsener bis hin zu Senioren besetzt. Es ist eine mit Liebe, Verständnis und gegenseitiger Achtung angefüllte Atmosphäre wahrzunehmen.Doch das im Wortgottesdienst vorgetragene Evangelium reißt uns alle aus diesem schönen Traum: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ (Mt 10,34-39)Dieses Evangelium wird am Gedenktag der heiligen Barbara verlesen, derer wir heute gedenken, die im Jahre 306 im Libanon das Martyrium erlitten hat. Nach der Legende war sie eine wunderschöne und intelligente junge Frau aus einer heidnischen Familie, die von ihrem Vater abgöttisch und eifersüchtig geliebt wurde. Aus diesem Grund soll er sie in einem Turm eingemauert haben. Trotzdem lernt Barbara den christlichen Glauben kennen und läßt sich taufen. Als der Vater davon erfährt, ist er außer sich vor Wut und will sie umbringen. Doch Barbara gelingt die Flucht. Aber ihr Versteck wird von einem Hirten verraten. Der Vater versucht vergeblich, sie weiterhin vom christlichen Glauben abzubringen. Frustriert übergibt er seine Tochter dem römischen Stadthalter Marcianus. Der läßt sie geißeln, mit Keulen schlagen, ihr die Brüste abschneiden und mit Fackeln brennen. Barbara bleibt Dank der Gnade Gottes standhaft und schwört dem christlichen Glauben nicht ab. Daraufhin wird sie enthauptet. Der Vater selbst vollzieht das Urteil. Soweit eine Kurzbeschreibung ihres Lebens. Barbara ist die Patronin der Bergleute. Und als eine der 14 Nothelfer wird sie zum Schutz vor einem jähen Tod und als Beistand der Sterbenden angerufen. In Deutschland gehört sie neben Margarete von Antiochien und Katharina von Alexandrien zu den drei heiligen Madl´n, die als Schutzpatroninnen des Nähr-, Lehr- und Wehrstandes angerufen werden.Mit der heiligen Dorothea gehört Barbara den „Virgines capitales”, den „vorzüglichen Jungfrauen”.Der volkstümliche Brauch der Barbarazweige ist weit verbreitet und sie gelten als Vorläufer des Weihnachtsbaumes. Im Rheinland war und ist ihr Gedenktag ein Tag der Geschenke, an dessen Vorabend ein Schuh aufgestellt wird, der dann mit Naschereien gefüllt wird. 1969 wie andere Gedenktage von eher legendarischen Gestalten nicht mehr im Festkalender der katholischen Kirche aufgeführt, wurde die hl. Barbara aber 2001 wieder ins Martyrologium Romanum aufgenommen.Die Standhaftigkeit der heiligen Barbara kann uns heute ein Vorbild sein, treu zu unserem Glauben zu stehen. Wenn der anfangs geschilderte Traum der übervollen Kirchen in naher Zukunft nicht real wird, so dürfen wir uns nicht durch die Anfeindungen gegen unseren Glauben in der Familie, dem Lebensumfeld und der Gesellschaft entmutigen lassen. Durch unsere Standhaftigkeit tragen wir bei zu einer menschenwürdigeren Welt, in der echte Liebe erfahrbar werden kann; auf die kommende Generationen eine Gemeinschaft in Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe aufbauen können; hoffentlich mit uns als ihre Fürsprecher im Himmel.
Die hl. Barbara - die Heilige der Bergleute oder der zerstrittenen Familie
Autor des Artikels : annuntiator
Zum Original-Artikel"Beharre auf nichts, das nicht Gott ist!" Heinrich Seuse