Großostheim-Wenigumstadt Vor 40 Jahren hat Leo Hefner, damals Studienrat am Kronberg-Gymnasium, mit zwei zehnten Klassen und dem Leiter des Stiftsmuseums, Georg Schneider, die römische Villa Rustica »Hesselburg« ausgegraben. Die Funde gingen ans Stiftsmuseum.
Bis heute hoffte Hefner – jetzt Leiter des Obernburger Römermuseums – auf eine wissenschaftliche Dokumention,
Auftraggeber damals war der Landwirt Reinhold Stegmann, der seinen Hof neben der »Hesselburg« errichtet hatte. Die Scherben, die Stegmann beim Pflügen zutage förderte, ließen den Schluss zu, dass es sich um einen römischen Bauernhof – eine Villa Rustica – handeln müsse und nichts mit dem Geheimgang zur Breuburg zu tun hatte, von dem eine Sage erzählt.
Der unterirdische Gang wurde aber gefunden. Ihn hatte schon Vorbesitzer Franz Merz im Jahr 1939 entdeckt und dem Landratsamt in Obernburg gemeldet. Da sich kein Fachmann zur Begutachtung fand, wurde der Gang wieder zugeschüttet. Er führte in einen Vorratsraum, in dem Lebensmittel in Tongefäßen gelagert wurden. Dort wurde ein Gefäß mit Kohleresten geborgen. Es war mit Öl oder Fett gefüllt, das bei der Zerstörung des Anwesens verbrannte, vermutete Hefner in der Wenigumstädter Chronik.
In der Folge fanden die Schüler Bruchstücke von Keramik, Eisennägel, eine Münze mit dem Kopf des Kaisers Hadrian und eine Zierscheibe aus Bronze von einem Pferdegehänge.
Sie gruben die Fundamente von Umfassungsmauern aus, auf denen wohl Fachwerkgebäude in Holz-Lehm-Bauweise standen, meinte Hefner. Ebenso wurden Reste eines Kanalsystems freigelegt, das zu einem römischen Bad führte. Das Anwesen lag im Rückraum des Niedernberger Kastells, das zum Mainlimes gehörte.
Für eine Datierung konnten Keramikfunde herangezogen werden. Man spricht von »Sigillata«. Dieses rote Gebrauchsgeschirr war ab 100 nach Christi Geburt gebräuchlich. Die Villa Rustica dürfte bei der Eroberung durch Burgunder oder Alemannen zerstört worden sein. Die Holzaufbauten fielen einem Brand um 260 nach Christi Geburt zum Opfer. Bernd Hilla