in dem wundervollen Buch ‘das weise Herz’ von Jack Kornfield, habe ich eine ganz besondere Geschichte gelesen, von der ich hier kurz erzählen möchte.
Als es in ihrer Klasse einmal besonders heftig zuging, hatte eine Lehrerin an einer Schule in den USA eine tolle Idee. Sie sagte zu ihren Schülern, sie sollten jetzt alles liegenlassen und zu ihr an die Tafel schauen. Dann schrieb sie dort den Namen jedes einzelnen Schülers auf.
Sie ließ ihre Schüler dann alle Namen abschreiben. Neben jedem einzelnen Namen sollten sie nun notieren, was ihnen an diesem Mitschüler besonders gut gefiel, was sie an ihm bewunderten oder was sie sonst positives an ihm fanden. Dann sammelte sie die Blätter ein.
Kurz vor den Ferien war wieder ein besonders schwieriger Tag. Sie bat die Klasse alles sein zu lassen, was sie gerade machten. Dann gab sie jedem Schüler das Blatt, auf dem sein Name als Überschrift stand. Darunter hatte sie alle Worte, die die anderen der Klasse von ihm oder ihr aufgeschrieben hatten, notiert. Die Schüler waren sehr berührt, dass so viel schöne und gute Eigenschaften an ihnen entdeckt wurden.
Drei Jahre später bekam diese Lehrerin eine traurigen Nachricht. Einer der Schüler, Robert, war im Golfkrieg gefallen. Bei der Beerdigung sprachen einige von seinen früheren Klassenkameraden einen kurzen Nachruf. Als der Gottesdienst zu Ende war, kam Roberts Mutter auf die Lehrerin zu. Sie gab ihr zerlesenes Blatt Papier, das offensichtlich sehr oft auseinander- und wieder zusammengefaltet worden war. ‘Dieses Blatt Papier war eines der wenigen Dinge die man bei Robert fand, als er vom Militär geborgen wurde’, sagte die Mutter.
Es war das Blatt, auf dem die Lehrerin jene positiven Eigenschaften notiert hatte, die seine Mitschüler Robert zugeordnet hatten.
Als sie es las, kamen ihr die Tränen. Das Mädchen das neben ihr stand, lächelte ihr zu und zeigte ihr ihr eigenes Blatt Papier. Sie sagte das sie dieses Blatt immer bei sich hatte und als Aufmunterung las, wenn es ihr nicht gut ginge. Ein anderer Schüler erklärte, sein Blatt hänge wie ein Bild gerahmt bei ihm in der Küche. Und wieder ein anderes Mädchen erzählte, dass das Blatt bei ihrer Hochzeitsfeier vorgelesen wurde.
Das gute und stolze Gefühl das man hat, wenn man positiv von anderen gesehen wird, das hatte diese Lehrerin mit ihrer Idee ausgelöst und die Herzen ihrer Schüler wurden dadurch tief berührt.
Fotos: © Dagmar Hiller
Diese Idee als Inspiration aufzugreifen um Menschen zu verbinden und ein Miteinander zu festigen, ist das nicht eine schöne Vorstellung? Überall da wo Menschen zusammenkommen, wo man sich gut kennt, wäre so eine Liste der guten Eigenschaften möglich.
Ob im Freundeskreis oder in Berufsgruppen, warum nicht einfach mal diese Idee ausprobieren. Ich glaube, eine Anerkennung auf diese Weise stärkt das Selbstwertgefühl, gibt neue Kraft und ist ein Anker in schwierigen Zeiten!