Nicht umsonst hat die Puppe Hello Barbie von Spielzeughersteller Mattel im April dieses Jahres den Big Brother Award im Bereich Technik von Digitalcourage erhalten.
Die Abhör-Barbie
Denn die hat ein sprechende Hello Barbie hat ein Mikrofon im Nacken und einen Lautsprecher im Bauch. Hello Barbie spricht nicht nur, sondern Sie zeichnet die Gespräche der Kinder mit ihrer „besten Freundin“, der diese ihre intimsten Gedanken anvertrauen, auch auf und lässt sie in der Cloud des Herstellers Mattel analysieren, bevor sie eine passende von ca. 8.000 vorbereiteten Antworten gibt.
Die Eltern oder der pädophile Nachbar können sich dann täglich oder wöchentlich Emails mit den geheimsten Wünschen und Sorgen der Kinder von der Firma Mattel zuschicken lassen.
Geheimdienste, Politiker und Pädophile werden es mit Freude sehen, dass so schon die Kleinsten an die Bespitzelung gewöhnt werden, die ihr Leben als Erwachsener letztlich auch bestimmen wird – und wenn es bei den Telematik-Tarifen der Autoversicherer ist.
Jeder kann sich Zugriff verschaffen
Jetzt hat sich der Kryptologe Matt Jakubowski die interaktive Puppe „Hello Barbie“ zur Brust genommen und konnte problemlos auf Account-IDs, Audiodateien, das Mikrofon und auf Netzwerknamen zugreifen. Das teilte er gegenüber NBC mit.
Nach Angaben von Jakubowski lässt sich die Puppe mit etwas mehr Aufwand auch mit einem anderen als dem Server von Mattel verbinden – und damit dann auch steuern, was die Barbie dem Kind sagt. Wie er Zugriff auf die Funktionen erlangt hat und wie er die Serveranbindung manipulieren kann, hat er aber sicherheitshalber nicht öffentlich gemacht.
Der Entwickler der Puppe, die Firma Toy Talk, teilte NBC mit, dass ein Hack seiner Ansicht nach durchaus vorstellbar ist. Eine Stellungnahme des Herstellers Mattel steht – wen wundert’s – noch aus.
Inklusive Vorratsdatenspeicherung für zwei Jahre
Ein besonderes Highlight ist auch die Vorratsdatenspeicherung. Dieses modernste Feature der Bespitzelung hat Mattel gleich mit in seine Abhör-Puppe eingebaut:
Die Gespräche der Kinder mit der Puppe werden bis zu zwei Jahre auf Mattels Server gespeichert. Der Hersteller sieht offenbar das Problem überhaupt nicht und glaubt, seine Zusage, die Daten nicht zu Werbezwecken zu missbrauchen, mache die Puppe mit dem Draht in die Cloud harmlos.
Dabei geht es hier doch nicht um Angst vor Werbung – die hat niemand, denn die nervt höchstens. Mit dem pädophilen Nachbarn ist das aber schon anders…
Die Anfang des Jahres auf der Spielzeugmesse in New York vorgestellte Puppe soll pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 2015 in den USA zum Verkauf bereitstehen. Für schlappe 75 Dollar (68 €) können Sie dann ihren Nachwuchs nach Herzenslust bespitzeln – und der Nachbar auch.