Hektik und Ärger vor Midsummer
Dieses Jahr ist schön zu sehen, wie es kurz vor Midsummer los geht, was noch alles gepflegt werden will und was zu Ende gehen soll. Beziehungen brechen, überfällige Entscheidungen werden trotzig gefällt und eine Hektik tritt auf. Die Zeit vor Midsummer kann anstrengend sein. Wir versuchen zu zeigen, wie mit diesem inneren Zug unserer menschlichen Natur ander umgegangen werden kann.
Im Schamanismus erlebt man die Natur nahe. Das heisst nicht immer, dass man viel in Wäldern herum streift. Man kann sich auch den Prozessen in der Natur widmen und deren Einfluss auf unsere Geschicke ansehen. Dabei geht es nicht um den Vollmond, nicht um Sterne, sondern um viel Näheres: die Bewegung der Natur im Jahreskreis.
Wir befinden uns gerade 10 Tag vor Midsummer und haben schon einiges erlebt, was auf die Wende der Sonne hinweist, sich aber in den natürlichen Prozessen des Werdens und Vergehens auf uns auswirken kann.
Aus vielleicht nicht so tragischen Gründen werden Beziehungen beendet, Ärger im Alltag mit gewissen Dingen spitzt sich zu.
Das empfinden wir als normal zu genau dieser Zeit.
Midsummer-Blues
Die Ordnungen der Natur um uns herum empfinden wir drängend: jeder Grashalm will den längsten Tag des Jahres überschreiten. Das führt zwangsläufig zu einem Auswahlverfahren, das nun Entscheidungen fordert.
Es gibt vieles in unserem Leben, das wir einfach mittragen und uns öfter mal darüber aufregen. In Beziehungen gibt es eingegangene Kompromisse, die wir als nicht ausgewogen empfinden. Im Job nervt uns einiges, womit wir aber uns aber proforma abfinden.
Midsummer ist die Zeit, da der Entscheid gefällt wird, was über das Wachsen hinaus nun gepflegt werden soll. Innerlich drängt es uns zu Entscheidungen und wir spüren, was nervt, nicht stimmt und uns Ärger bereitet.
Was davon soll weg?
Entscheidungen
Man ist zu Midsummer nicht gezwungen, Entscheidungen zu treffen. Man kann diese Phase des Jahres einfach vorbei ziehen lassen. Sie kann von Ärger angefüllt sein, der sich wieder verziehen wird. Der Entscheid: ich will jetzt nichts verändern, verhilft zu Klarheit.
Wenn es Zeit ist, etwas in seinem Leben zu verändern und Altlasten entsorgt werden sollen, kann man den Ärger nutzen und ihn walten lassen. Im Bewusstsein, dass ein Prozess abläuft, hat man eher die Kontrolle über Reaktionen im Ärger und kann dafür sorgen, dass der Wechsel friedlich von Statten geht.
Wir sagen uns: je höher der Ärger, je klarer die Altlast.
Leben und Sterben
Was im Midsummer-Ritual hinter uns bleibt, ist dem Untergang geweiht. Das kann eine Beziehung sein, ein Job, ein Projekt und womöglich noch ganz andere Dinge, die uns jetzt nicht in den Sinn kommen.
Der klare Entscheid, was ab dem 22. Juni bis zur Ernte gepflegt werden soll, war früher überlebenswichtig. Welche Früchte, welche Lebensmittel werden es schaffen, uns nach der Ernte durch den nächsten Winter zu bringen?
Was ab Midsummer nicht mehr gepflegt wird, ist sich selbst überlassen. Es kann weiter leben oder es wird sterben.
Die Natur ist hart. Und sie funktioniert.