Die Hegemannsche Art: – Jage zwei Tiger

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Jage zwei Tiger

Helene Hegemann

Hanser, 2013

978-3446243675

19,99 €

Flipintu

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Helene Hegemann polarisiert immer noch. Die Frage ist nur: Warum? Sie hat doch nur ein Buch geschrieben, etwas geklaut und dann noch ein Buch geschrieben. Um genau dieses Buch, soll es in dieser Rezension gehen.

Aber „Jage zwei Tiger“ stellt mich vor eine harte Aufgabe. Schon vor dem Lesen frage ich mich, beeinflusst ihr erstes Buch, mein Lesen ihres „Jage zwei Tiger”? Ich konnte die Frage lange Zeit nicht beantworten. Ich ließ das Buch sacken: einen Tag, eine Woche, zwei Wochen … Und kam zu dem Ergebnis, dass dieses Buch anders ist.

Es ist nicht schwarz oder weiß – es ist da dazwischen.

Es ist nicht Hartrock oder Punk – es ist einfach laut.

Es ist nicht die Wahrheit oder eine Lüge – es ist eine Geschichte.

Es hat einen Sinn und auch wieder keinen, es ist „Jage zwei Tiger“.

Es dreht sich alles um einen kleinen Jungen, der später größer wird. Und es dreht sich alles und nichts, um Cecile, 17: gestört und zerstört vom Leben und dem Drumherum. Frau Hegemann kann nicht mit einfachen Protagonisten, solchen die einfach nur denken: Das mache ich jetzt. Sie arbeitet mit zerstörten Menschen, die trotzdem kluge Gedanken haben oder daran arbeiten, welche zu haben.

Der Kai zum Beispiel, ist traumatisiert. Das würde jedenfalls in jedem anderen Roman stehen. Bei diesem hier ist er eher nicht mehr abhängig, überfordert, verschwunden und doch sehr klug. Er kennt Weisheiten, beißt sich durch sein Leben und ist später verrückt verliebt. Aber auch solche Menschen, treffen wiederum Menschen, die sie verstehen. Da kommt Cecile ins Spiel. Die hat schon lange keinen Bock mehr, liebt wen sie will und erkennt aber, dass man sich gegenseitig helfen kann. Und diese beiden, verrückten, nicht ganz schlauen und nicht ganz dummen Menschen, suchen eine Dritte. Darum geht es – der Rest ist nur Hegemann Zier: laut, provokativ und nicht ganz durchsichtig.

Ob ich es jetzt mochte oder nicht, ist eine schwierige Sache. Ich mochte die Ansätze der Geschichte. Dieses immer „Dazwischen“ sein, sich nirgendwo hineinpressen lassen. Ich mochte manchmal nicht, dass Cecile und auch Kai so vulgär sein mussten, damit der Roman ein Skandal ist oder bleibt. Nötig hatten sie es nicht, aber dann hätte niemand darüber geredet und ein bisschen erwartet, hat der Leser es ja auch – nach dem Debüt.

Sie ist ein wenig gescheitert, denn sie wiederholt sich und eine Figur, wirkt manchmal wie die andere. Individualität scheint kein Kriterium zu sein, dass die Autorin für eines hält, dass Literatur zu guter Literatur macht. Das Buch ist anders, deswegen nicht unbedingt schlecht oder unbedingt gut. Ich mochte den Anfang sehr, das eine Erzählerin fast zu mir spricht, mir etwas erzählt und mich mitnimmt. Leider verschwindet sie und bleibt so unstetig, stellvertretend für das gesamte Buch.

Müsste ich eine Wertung abgeben, wären es 3 Bücherpunkte/Sterne/ ein Mittelding unter den Büchern, der Literatur und der Skandale.