Damit unterscheidet sich DJing nicht davon, ein Instrument wie Gitarre zu lernen, eine Sprache zu lernen oder Tennis zu spielen.
Du musst Jahre investieren, bis du einigermaßen gut bist. Ich habe das Gefühl, dass es zunehmend uncool wird, so ein Ziel langfristig zu verfolgen.
Ich glaube zwei Gründe, warum angehende DJs scheitern, sind:
Wer ist noch bereit viel Zeit in Üben zu investieren? In großen Teilen hat sich unsere Umwelt geändert. Das prägt unser Verhalten.
Angebote wie Facebook, WhatsApp, Pokemon Go, Snapchat, Candy Crush und Duolingo sind auf eine sofortige Belohnung ausgelegt. Du drückst auf einen Knopf, tust etwas "Korrektes" und bekommst eine kleine Belohnung dafür: "Das hast du ganz fein gemacht!"
Sofort schüttet dein Gehirn den Botenstoff Dopamin aus. Du bist glücklich und lernst die richtige Kombination der Knöpfe in den Apps zu drücken. Das unterscheidet uns nicht mehr großartig von dressierten Ratten eines Versuchslabors.
Im Gehirn funktioniert dieses Belohnungssystem als sehr mächtiges Werkzeug. Jede Belohnung festigt die Verhaltensweise. Über den gleichen Mechanismus funktionieren auch Drogenabhängigkeiten.
Also streben wir - bewusst oder unbewusst - nach immer mehr Likes, Herzchen oder Spiele-Leveln. Wer ist in dieser Zeit sofortiger Belohnungen dazu motiviert eine Fertigkeit immer wieder zu üben?
Mangelndes Durchhaltevermögen
Nach der Theorie von Malcom Gladwell musst du 10.000 Stunden in eine Sache investieren, bis du wirklich gut bist. Das heißt, du wirst knapp sieben Jahre benötigen, selbst wenn du vier Stunden pro Tag übst. Wer nimmt sich noch die Zeit dafür?
DJing lernt man nicht eben mal einem Wochenende. Ich kenne niemand der bereits den zweiten Gig bei Tomorrowland gespielt hat. Ein DJ zu sein, gleicht eher einem Marathon als einem Sprint.
Deshalb glaube ich, dass viele Dinge häufig sehr lange dauern werden und ich einfach Durchhaltevermögen beweisen muss:
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Ich brauchte über fünf Jahre bis ich meinen ersten Club-Gig spielen konnte.
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Seit über vier Jahren blogge ich auf dieser Webseite über meine Tipps. Doch erst seit wenigen Monaten habe ich das Gefühl, dich als Leser wirklich zu erreichen.
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Seit über acht Jahren veröffentliche ich meine Houseschuh-Mixtapes, zunächst als Webradio und seit drei Jahren als Podcast.
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Bei meinem Wiedereinstieg als DJ dauerte es über ein Jahr, bis ich die erste Party wieder alleine bestreiten konnte. Damals gab es einen Moment, als ich alles hinschmeißen wollte.
Für diesen langen und steinigen Weg musst du deine Kräfte richtig einteilen. Gibst du am Anfang vielleicht so viel Gas, dass dir am Ende die Puste ausgeht?
Suche nach einer Abkürzung
Zum erfolgreichen DJ wird niemand über Nacht, nur weil sie oder er Musik produziert. Die vermeintlichen Überraschungserfolge von Avicii, David Guetta, Robin Schulz und Felix Jaehn haben die Wahrnehmung von DJs in der Öffentlichkeit geändert.
Blickst du jedoch hinter die Kulissen, wird schnell klar, dass jeder Superstar-DJ über Jahre und Jahrzehnte hart für diesen Erfolg gearbeitet hat. Die ersten Remixversuche von Robin Schulz werden nur seine Superfans kennen. David Guetta begann als DJ bereits in den Achtzigern. Und Felix Jaehn lernte angeblich im Alter von fünf Jahren sein erstes Instrument.
Wie viel Über-Nacht-Erfolg bleibt übrig, wenn du jetzt erfährst, dass Aviciis erste Remixe im Jahr 2008 erschienen sind. Danach dauerte es drei Jahre bis er seinen Superhit Levels landen konnte.
Muss ich ein DJ-Producer werden?
Natürlich hilft ein Chart-Hit, um als DJ in die ganz großen Clubs zu kommen und vor zehntausend Leuten aufzulegen. Dafür wirst du jedoch zwei Sachen gleichzeitig lernen müssen, Auflegen und Produzieren.
Dabei gehören Musik auflegen und Musik produzieren nicht zwingend zusammen, nur weil einige DJs so ihren Karriereweg ebnen.
Für Außenstehende erscheint es kinderleicht als DJ anzufangen. Jemand stöpselt seinen DJ Laptop an und spielt Musik. Die Menge feiert dich dafür. Und pro Nacht bekommst du Gagen im sechsstelligen Bereich.
Beobachte nur ich eine zunehmende Ungeduld bei DJ-Anfängern? Üben wird uncool.
Mit dieser Einschätzung könnte ich natürlich auch komplett daneben liegen. Vielleicht fallen mir nur diejenigen DJs auf, die sich am lautesten im Netz beschweren.
Hoffentlich irre ich mich und die schweigende Mehrheit ist gerade dabei vier Stunden pro Tag zu üben. Und nachdem sie ihre zehntausend Stunden absolviert haben, werden diese Kollegen als nächster "Überraschungserfolg" gefeiert.
Kennst du weitere Gründe, die angehende DJs ins Straucheln bringen? Schreibe gerne einen Kommentar, weiter unten auf dieser Seite.