Steht aber jemand in demütiger, ehrerbietiger Haltung des Herzens vor Gott, dann legt sich die gestreckte Hand flach auf die andere. Das sagt von fester Zucht, von beherrschtern Ehrerbietung. Ein demütiges, wohlbeordnetes Sprechen des eigenen Wortes ist das, und ein aufmerksam bereites Hörens des göttlichen. Oder es drückt Ergebung aus, Hingabe, wenn wir die Hände, mit denen wir uns wehren, gleichsam gebunden in Gottes Hände geben.Auch geschieht es wohl, daß die Seele sich ganz vor Gott erschließt, in großem Jubel oder Dank. Daß sich in ihr, die Orgel gleich, alle Register auftun, und weit die innere Fülle strömt. Oder die Sehnsucht erhebt sich und ruft. Dann öffnet der Mensch wohl die Hände und ebt sie mit gebreiteter Fläche, damit der Seelenstrom drei fluten und die Seele voll empfangen könne, wonach sie dürstet.Und endlich kann es sein, daß einer sich selbst zusammenfasst mit allem, was er ist und hat, um sich in lauterer Hingabe Gott darzubringen, wissend, daß es zu einem Opfer geht. Dann verschränkt er wohl die Hände und Arme auf der Brust im Zeichen des Kreuzes.Schön und groß ist die Sprache der Hand. Von ihr sagt die Kirche, Gott habe sie und gegeben, daß wir „die Seele darin tragen“.So nimm sie ernst, diese heilige Sprache. Gott hört auf sie. Sie spricht vom innern der Seele. Sie kann auch von Herzensträgheit, Zerstreutheit und anderen Unguten reden. Halte die Hände recht, und sorge, daß dein Inneres mit diesen Äußeren wahrhaftig übereinstimme!Es war eine zarte Sache, von der wir da gesprochen haben. Man sagt dergleichen eigentlich nicht gern. Es regt sich etwas dagegen. Um so sorgsamer wollen wir es in Wirklichkeit damit halten. Kein eitles, geziertes Spiel daraus machen, sondern eine Sprache soll es sein, durch die in lauterer Wahrhaftigkeit der Leib Gott sagt, was die Seele meint.
(Von heiligen Zeichen; Romano Guardini 1927)